Die kroatische Hauptstadt Zagreb verbindet eine große Vergangenheit mit einer liebenswerten Gegenwart

Hufeisen bringen Glück, heißt es. Und so sitzen die Liebespaare auf dem „Grünen Hufeisen”, wie der in U-Form angeordnete Gürtel Zagrebs aus sieben Plätzen mit Parks, Grünanlagen und Brunnen genannt wird. Die kroatische Hauptstadt präsentiert sich aber nicht nur grün vor einer Kulisse kaisergelber Paläste und Residenzen aus jener Zeit, als Kroatien Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie war. Sie ist zugleich auch westlich modern. Wenngleich es die meisten Touristen an die kroatische Küste zieht, hat ein Zwischenstopp in der City seinen eigenen Reiz. Zagreb verfügt über alles, was eine Metropole ausmacht: Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Charme, Museen, Theater, Einkaufsstraßen mit Designermode, Discos und Caf´ehäusern, ja eine ganze Caf´´emeile. Und nicht zu vergessen: das viele Grün.

Dabei ist Zagreb auch blau. Es sei die Farbe der Stadt, erklärt Fremdenführerin Dora Fila. Und wie auf Bestellung rumpelt eine blaue Straßenbahn um die Ecke. Selbst die Hydranten leuchten blau. Der Stolz auf die im Land gefertigte Bahn, die Exportschlager werden soll, ist der jungen Kroatin anzumerken.

Der Stadtname Zagreb ließe sich mit „hinter dem Berg” wiedergeben. Er könnte auch „Befestigungswall” bedeuten. Aber die Legende, die sich um den Quellbrunnen des einstigen Markt- und heutigen Hauptplatzes Ban Josip Jelacic rankt, ist romantischer. Danach habe ein durstiger Ban – ein Markgraf – ein an der Quelle stehendes Mädchen aufgefordert, ihm Wasser zu schöpfen. Schöpfen heißt „zagrabi”.

Als um 1850 der Hauptplatz in der Unterstadt des historischen Zentrums entstand, wuchsen zwei rivalisierende mittelalterliche Siedlungen zusammen. Sie thronten jeweils auf einem Hügel vor den bewaldeten Hängen des Medvednica-Gebirges und machen heute die Oberstadt aus. Eine 1888 errichtete Zahnradbahn, in blauer Farbe natürlich, verbindet den Stadtberg mit der Unterstadt. Mit rund 60 Metern ist sie die kürzeste der Welt.

Zagreb verfuegt ueber alles, was eine Metropole ausmacht. Sehenswert ist das Kroatische Nationaltheater.
Zagreb verfuegt ueber alles, was eine Metropole ausmacht. Sehenswert ist das Kroatische Nationaltheater. © ddp

Die Bischofsstadt Kaptol auf dem Osthügel wurde 1094 vom ungarischen König Ladislaus gegründet. Ihr Dom mit den beiden weithin sichtbaren Türmen gilt als Wahrzeichen Zagrebs. Kirchenbesuche sind ein Teil der kroatischen Identität, meint Dora Fila. Wiederum ein ungarischer König, Bela IV., erklärte 1242 das weltliche Gradec zur freien königlichen Reichsstadt. Er hatte hier vor den Horden Dschingis Khans Zuflucht gefunden. Kanonenschüsse, die seit 100 Jahren täglich um 12 Uhr vom Lotrscak-Turm die Stadt erschüttern, erinnern an diesen Tag.

Bis dahin kündigte dort, wo der Blick auf Zagreb und Umgebung lohnt, die „Glocke der Diebe” an, dass die Stadttore geschlossen wurden. Erhalten blieb allerdings nur das Steinerne Tor. Abends begegnet man in der Oberstadt noch heute dem Laternenanzünder. Er ist gut zweieinhalb Stunden unterwegs, um in 217 Gaslaternen Licht zu entfachen.

Im Großraum von Zagreb leben eine knappe Million Menschen. Die meisten wohnen auf der anderen Seite der Save, im Neubauviertel, wo die Mieten erschwinglich sind. Alles scheint entspannt, nicht so wie in anderen europäischen Hauptstädten. „Langsam. In Kroatien rennt man nicht”, ruft Dora, als wir unseren Schritt beschleunigen, um zur Gruppe am Hotel aufzuschließen. Das Regent Esplanade Hotel wurde einst für die Passagiere des Orient-Expresses gebaut. Wer möchte nicht einmal wohnen wie Josephine Baker, Orson Welles, Maria Callas oder Leonid Breschnew, um nur einige der Persönlichkeiten zu nennen, die hier nächtigten? Vom Flughafen sind es nur 30 Minuten bis ins Zentrum Zagrebs, das seinen Besuchern einen herzlichen Empfang bereitet.

Und mit dem Herzen haben es die Kroaten. Einst von Klöstern als Lebkuchen gebacken, verlor es später seinen religiösen Charakter. Geblieben ist seine Symbolkraft für Zuneigung. Inzwischen sind die Herzen zwar nicht zu Stein, aber doch zu Holz „erstarrt” und finden sich in allen Souvenirständen.

Eines ist sicher: Sie sind ein Stück der Herzlichkeit des kroatischen Volkes zum Mitnehmen – wie die dort erfundene Krawatte oder auch der Füllfederhalter.