Spiekeroog. Keine Autos, kein Lärm, kein Stress. Auf Spiekeroog herrscht Ruhe und Gelassenheit. Behandlungen im Kurmittelhaus, Wandern am Strand oder ein Besuch in der örtlichen Kneipe - Die grüne Insel lädt dazu ein, sich gänzlich der Entspannung hinzugeben und auf Distanz zum lauten Alltag zu gehen.

Im Blanken Hans wird die letzte Runde Skat gedroschen. Dann zieht einer der vier Männer seine Mundharmonika aus der Tasche und mit kräftigen Männerstimmen werden das Meer und natürlich „mien Deern“, die Liebste, besungen. Doch bald leert sich die urige Kneipe und die Insel fällt in tiefen Schlummer. Auf Spiekeroog gehen nicht nur die Insulaner mit den Hühnern ins Bett, sondern auch die zahlreichen Urlauber. Das Inselparadies in der Nordsee ist nur sechs Kilometer vom Festland entfernt, doch eine kleine Welt für sich. Dort haben Ruhe und Natur Vorrang.

Nie wollte man ein zweites Sylt werden. Früh haben es die Bewohner verstanden, ihre dörfliche Idylle zu bewahren. So gibt es auf der Insel keinen Autoverkehr, keinen Flughafen, und selbst Fahrräder sind nicht gern gesehen. Es gibt auch keine Hochhäuser, sondern schöne alte Friesenhäuser mit grünen Wintergärten, grünen Türen, grünen Fensterläden und grünen Zäunen. Überall auf der Insel gedeihen Wäldchen, die von den findigen Insulanern seit dem 19. Jahrhundert angepflanzt werden. Und die vielen Bäume spenden den Cafés und Teestuben wohltuenden Schatten.

Zu Fuß und ohne Hektik

Hinter Rosenbüschen versteckt sich die Alte Inselkirche, die 1696 erbaut wurde. „In der ganzen Kirche finden Sie Hinweise auf das Meer und sogar Meeresbewohner. Sehen Sie sich mal um“, lädt verschmitzt die Gäste- und Nationalparkwattführerin Anja Sander die Teilnehmer bei der Dorfführung zur Suche ein. Tatsächlich: Segelschiffe baumeln unter der Sternenhimmeldecke – die sieht jeder, und die alte Kogge in den Glasfenstern fällt auch sofort auf. Doch die gut versteckten Krebse und die Queller, Pflanzen der inseltypischen Salzwiesen, die ebenfalls die Fenster schmücken, entdecken nur die Kinder.

Sicher hinter Dünen

Sind wir überhaupt auf einer Insel? Muschelketten, exklusive Badeaccessoires, Badesandalen – alles, was zu einem Strandtag gehört, wird im Dorf Spiekeroog in hübschen Lädchen angeboten, aber von Meer und Strand ist dort nichts zu sehen. Sicher geborgen vor Sturmfluten kauert die kleine Ortschaft hinter hohen Dünen. Das Wasser ist erst zu sehen, wenn man das dicht mit Sträuchern, Gräsern und Strandhafer bewachsene Dünengebirge im Norden der Insel erklommen hat.

Was für eine Aussicht! 15 Kilometer weit erstreckt sich ein weißer Sandstrand entlang der ganzen Insel. Die Weite und Einsamkeit faszinieren, ebenso das ewige Wechselspiel von Ebbe und Flut und der hohe, weite Himmel. Wolkentürme bauschen sich auf, um gleich darauf vom Wind wieder fortgepustet zu werden. Sofort möchte man zu einem langen Strandspaziergang aufbrechen. Die Luft schmeckt nach Wasser und Salz und prickelt auf der Haut.

Neu geboren – darauf einen Absacker im Blanken Hans

Mit jedem Atemzug tankt man salz- und jodhaltige Luft. „Direkt an der Brandungszone werden die salzhaltigen Aerosole besonders intensiv inhaliert“, erklärt die Physiotherapeutin Ulrike Lux vom Kurmittelhaus. Allergiker wissen das schon lange. Wer die natürlichen Heilkräfte des Meeres noch intensiver nutzen möchte, findet im Kurmittelhaus zahlreiche Thalasso-Anwendungen aus Meerwasser, Schlick, Salz und Algen.

Meeresalgen enthalten viele Aminosäuren, Jod, Mineralsalze und Spurenelemente. Sie regen den Zellenaustausch an und verjüngen die Haut“, empfiehlt Alexa Röhrkasten, während sie die grüne Masse vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen aufstreicht. „Verjüngen“ ist das Zauberwort, das vor allem die Damen überzeugt, die das Kurmittelhaus aufsuchen. Und es passt so schön zur „Grünen Insel“. Dick mit der grünen Meeresalgenpaste bestrichen und eingewickelt in warme Tücher sollen die Algen ihre Wirkung entfalten. Nach dem reinigenden Meersalzmilchbad rundet Alexa, die gelernte Masseurin, die eineinhalbstündige Anwendung mit einer wunderbar entspannenden Massage ab. Danach fühlt man sich wie neu geboren und freut sich auf einen abendlichen Strandspaziergang. Und landet vielleicht noch auf einen „Absacker“ im Blanken Hans, der „besten Kneipe entlang der Nordseeküste“, wie langjährige Spiekeroogurlauber versichern.