Berlin/Brandenburg. Am 3. Juni wird der neue Großflughafen Berlin-Brandenburg in Betrieb genommen. Damit später alles reibungslos läuft, gab es einen Probebetrieb mit verschiedenen Szenarien und 250 Freiwilligen. Der Test soll zeigen, wo es im Ablauf noch knirscht und hakt.

Andreas Plaumann möchte über Frankfurt nach Hongkong fliegen. Bisher hat er es allerdings nur durch die Sicherheitskontrolle in Berlin geschafft. Nun gibt es Probleme mit seinem Inlandsflug nach Frankfurt, das Boarding wird abgeblasen. Warum weiß Plaumann nicht, auf Informationen wartet er vergeblich. "Gott sei dank ist es nur eine Simulation", sagt der Rostocker. Sonst wäre er jetzt richtig nervös und sauer, schließlich würde es um seinen langersehnten Urlaub gehen. Plaumann nimmt zusammen mit seiner Frau und etwa 250 weiteren Freiwilligen am Probebetrieb des neuen Großflughafens Berlin Brandenburg teil. Die Tests, bei denen alle möglichen Szenarien durchgespielt werden, sollen zeigen, wo es im Ablauf noch knirscht und hakt.

Im Endspurt vor der geplanten Eröffnung des Großflughafens am 3. Juni fördern sie noch viele Unzulänglichkeiten zu Tage. Häufig hapert es an der Technik, an den Computersystemen. "Oh, wir sollen erst morgen fliegen", wundert sich Martin Hüttenrauch beim Blick auf die Boardingkarte. Das sei aber anders geplant gewesen. Seine Frau Katrin fragt verdutzt: "Wieso sitzen wir jetzt doch nicht nebeneinander. Darum haben wir doch extra gebeten."

Mammutprogramm für den Eröffnungstag

Der Flugzeug-Freund Hüttenrauch, der sich selbst als Planespotter bezeichnet, nimmt es trotzdem gelassen und lacht erstmal. Er verfolgt den Bau des Airports "Willy Brandt" schon lange und freut sich darauf, ab Juni die Maschinen hier fotografieren zu können. Für den Eröffnungstag hat sich Hüttenrauch etwas ganz Besonderes vorgenommen - ein wahres Mammutprogramm. Er wird zusammen mit seinem Sohn von Schönefeld einen Rundflug mit mehreren Stopps absolvieren, um abends wieder auf dem neuen Flughafen zu landen. Noch sieht das gesamte Gelände nach einer Großbaustelle aus - weit entfernt vom wuseligen Flugbetrieb, der Passagiere schnell und reibungslos von A nach B bringt.

Nur die große Eingangshalle gibt - bereits gut geputzt - einen ersten Eindruck von dem, wie es später ausschauen soll. Da blitzt der Metropolen-Flughafen durch, mit dem bereits geworben wird. "Die Bauarbeiter laufen wie die Ameisen umher. Es ist schwer vorstellbar, dass am 3. Juni alles fertig sein soll", sagt Andrea Wienholz und wartet seit Minuten auf ihren Boardingpass. Von der Mitarbeiterin am Check-In wird sie ignoriert, diese versucht, das Gepäck-Laufband in Betrieb zu nehmen.

Auch nach Minuten gelingt ihr dies nicht. Leicht verschreckt stellt sie fest, dass sie nun die Techniker anrufen und denen das Problem auf Englisch erklären muss. Petra Köpke, die das Trainingsprogramm beaufsichtigt, sagt, dass die Bandanlage erstmals über ein Menü gestartet werden sollte. Dies funktioniere offenbar noch nicht. Länger kann sie sich diesem Problem nicht widmen - sie wird von einem anderem Mitarbeiter gerufen, er weiß das Passwort für das Computersystem nicht mehr.

Komparsen tragen Warnwesten und Schutzhelme

Alle Komparsen für den Flugbetrieb tragen Warnwesten und Schutzhelme - wie auf einer Baustelle üblich. Überall hängen noch Kabel aus der Decke, vieles ist abgezäunt und abgehängt, Bohrer hämmern, kleine Kräne stehen mitten in den Terminals und der riesigen Empfangshalle. Pressesprecher Leif Erichsen vom Flughafen Berlin Brandenburg zeigt auf einzelne Bereiche und zählt auf, wo das Blumengeschäft, die Apotheke oder der Fast-Food-Laden ihren Standort haben werden. Zu sehen ist davon noch nichts.

Der Geschäftsführer des Flughafens München, Thomas Weyer, versichert: "Für Laien sieht es aus, als wäre das nicht zu schaffen. Fachleute wissen, dass es zu machen ist." Weyer muss es wissen - bevor er in die bayerische Landeshauptstadt wechselte, war er als Geschäftsführer des Flughafens Schönefeld eng in die Planung eingebunden. Er wisse nicht, wie weit die Technik sei, aber das was er hier sehen könne, sei "State of the Art".

Edelwirkende Nussbaum-Panele

Damit meint er den modernen Glasbau, in dem die Passagiere einchecken. Edel und freundlich wirken die Nussbaum-Panele an den Wänden und der Boden aus Jurakalkstein. Alles gehe rasant voran, betont Erichsen. Der Probebetrieb diene dazu, Fehlerquellen zu entdecken. Nach Hinweisen von Teilnehmern - bis zur Eröffnung insgesamt etwa 10.000 - seien mehr Schilder angebracht worden. Bei dem insgesamt 43. Probebetrieb läuft allerdings noch nicht alles rund. Verwundert fragt sich Hüttenrauch, der im Herbst mit seinen drei Kindern nach Spanien fliegt, wie er es in der vorgegebenen Zeit zum Gate schaffen soll.

Die Wege seien sehr lang und noch keine Rollbänder in Sicht. Startklar für den großen Tag scheint die Bundespolizei. "Die Arbeitsabläufe bleiben fast gleich, jetzt müssen nur noch alle Mitarbeiter ortskundig gemacht werden", gibt sich Bundespolizeisprecher Olaf Wiese zuversichtlich. "Größte Herausforderung für uns ist der direkte Umzug vom 2. Juni auf den 3. Juni. Kurzzeitig müssen wir dann drei Dienststellen gleichzeitig betreiben - in Tegel, in Schönefeld sowie auf dem Großflughafen Berlin Brandenburg." Sichtlich stolz verweist Weise darauf, dass die Technik auf dem neuesten Stand sei. Die Geräte könnten auch Flüssigkeiten problemlos erkennen, die ab 2013 wieder im Handgepäck erlaubt seien und müssten dafür nicht umgerüstet werden.

30 Sicherheitskontrollen

Insgesamt gibt es auf dem Großflughafen 30 Sicherheitskontrollen. Während der Flughafen die kurzen Wege vom Check-In über die Sicherheitskontrolle in den Wartebereich mit zahllosen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants preist, merkt Ralf - einer der Komparsen - an, dass ihm alles etwas klein vorkomme. Er könne sich vorstellen, dass es zu Stoßzeiten und wenn viele Reisende großes Gepäck dabei hätten, viel Gedränge geben werde. Ralf ist Holländer - aus Interesse ist er extra nach Berlin gekommen, um am Probebetrieb teilzunehmen. Das internationale Interesse ist dem neuen Großflughafen gewiss. (rtr)