Bei der Siedlung Saarn wurde 1214 ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. Das Kloster wurde wenige Jahre später durch Erzbischof Engelbert von Köln mit Grundbesitz ausgestattet und von Papst Honorius III. mit Privilegien bedacht. Es war dem Abt des ersten deutschen Zisterzienserklosters Kamp (Kamp-Lintfort) unterstellt. Noch im Gründungsjahr war ein Saarner Tochterkloster in Kaarst gegründet worden (später nach Eppinghoven bei Neuss verlegt).

Nachdem das Kloster im 15. Jahrhundert in eine Phase des Verfalls geraten war, setzte Abt Heinrich IV. von Kamp die Äbtissin ab, ernannte die Äbtissin von Sterkrade zur Nachfolgerin, tauschte die Nonnen des Saarner Konvents durch Nonnen aus Sterkrade und Eppinghoven aus und steuerte Geld zur Renovierung der Klostergebäude bei. 1478 stellte der Landesherr Herzog Wilhelm von Jülich- Berg die Abtei Saarn ausdrücklich unter seinen Schutz.

Als es im späten 16. und im 17. Jahrhundert auch im Kloster selbst zu Konflikten zwischen Reformation und Gegenreformation kam, retteten die Äbte von Kamp mit päpstlicher Unterstützung das Kloster Saarn für die katholische Seite: 1579 durch die Vertreibung rebellischer Nonnen, 1619 und 1642 durch den Austausch der jeweiligen Äbtissin. Dass sich zugleich eine Modernisierung vollzogen haben muss, zeigte sich sehr deutlich, indem nämlich Saarn gegen Ende des 17. Jahrhunderts bereits ein freiadeliges Kloster war und sich um 1735 sogar als freiadeliges Stift bezeichnete.

Das neue, jetzt im Dorf und nicht mehr innerhalb der Klostermauern errichtete Äbtissinnenhaus ist ein Ausdruck dieses Wandels, der sich aus dem Spannungsfeld von Rebellion, Disziplinierung und Kompromiss herausbildete. Zur Zeit der Französischen Revolution verlor das Stift Saarn ab 1795 nach und nach seine Besitztümer, und unter napoleonischer Herrschaft wurde es 1808/09 aufgelöst.

Kloster Saarn - Kreuzgang
Kloster Saarn - Kreuzgang

Die Bauten: Die ehemalige Abtei Saarn wurde denkmalgerecht renoviert und wird heute als kirchliche und kulturelle Einrichtung genutzt, an Wochenenden kann auch eine archäologische Sammlung besichtigt werden. Die Bauten sind am Idealmodell der Zisterzienserklöster orientiert: um den Kreuzgang herum gruppiert und ziemlich schlicht gestaltet. In der Bausubstanz finden sich Kernbestände des 13. Jahrhunderts, daneben Erneuerungen des 15. Jahrhunderts; im 17./18. Jahrhundert sind die Gebäude barock überformt worden.

Das Äbtissinnengebäude trägt die Jahreszahl 1729. Das Konventsgebäude wurde im 15. Jahrhundert errichtet und 1783 grundlegend erneuert. Der teilweise noch mittelalterliche Kreuzgang zeigt in chronologischer Reihenfolge die Namen und Wappen aller Äbtissinnen. Das Langhaus der Klosterkirche stammt im Kern aus dem 13. Jahrhundert. Als die Klosterkirche 1895–98 zu einer Pfarrkirche ausgebaut wurde, entstand auch der kleine Turm anstelle eines Dachreiters. Im Kircheninneren markiert die rekonstruierte Empore die für Zisterzienserklöster typische Zweiteilung: Sie war traditionell den Nonnen vorbehalten, während die Konversen und Laien in dem darunter befindlichen Chorraum ihren Platz einzunehmen hatten.