Baku. In Gobustan wird Weltkulturerbe aus der Steinzeit durch moderne Medien erlebbar gemacht und soll so für einen deutlichen Zuwachs in der Tourismusbranche sorgen. Frei nach dem Motto “Steinzeit begreifen leicht gemacht“ kann man sich mit interaktiven Bildschirmen durch Felsmalereien navigieren.

Weltkulturerbe und ein hochmodernes Museum inmitten einer Felswüste - wer Aserbaidschan bereist, stößt immer wieder Überraschungen.

Gut 60 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Baku finden sich bei Gobustan am Kaspischen Meer uralte Kulturzeichen menschlichen Lebens. 1930 wurden hier steinzeitliche Felszeichnungen entdeckt. Vor geschätzten 15.000 Jahren hauten Menschen an dieser Stätte am Rand des Kleinen Kaukasus mit Steinen erste einfache Skizzen in die Felsen, in der Fachsprache Petroglyphen genannt. Seit 2007 gehören sie zum UNESCO-Weltkulturerbe, erst vor wenigen Wochen, im März 2012, eröffnete ein neues Museum, das hilft, die alten Zeichen zu entschlüsseln.

Unter den blauen Kuppeln des Sandsteingebäudes zeigt eine Ausstellung zwischen historischen Funden mit Videos und interaktiven Bildschirmen, warum welche Symbole entstanden. Beispielsweise erscheint die Skizze eines Auerochsen auf großer Panoramaleinwand, dahinter sind Filmaufnahmen aus den Bergen bei Gobustan gelegt. Langsam zoomt die Kamera heran, bis die Skizze wie ein Puzzlestück zur Felszeichnung passt. Dann verfolgen gezeichnete Jäger das Tier, drängen es in einen Abgrund. So also wusste man sich zu helfen, als noch keine Waffen zur Jagd von Großtieren verfügbar waren.

"Spektakulär", meint ein Besucher zum lehrreichen Mix aus abgefilmter, realer Umgebung des Museums und darüber gelegten Animationen. "Steinzeit begreifen leicht gemacht" ist die Leitidee der in Lettland produzierten Ausstellung, die sich problemlos mit Pendants in Westeuropa messen kann. Touchscreens laden auch auf Englisch zur Zeitreise ein, bevor man wieder aus dem Gebäude tritt und es über eine kurze Bergstraße zu den Fundstellen geht.

Touristisches Kleinod noch schwer zu erreichen

Ein Pfad führt durch die meterhohen Felsen, die an Mondlandschaft erinnern. Hier also hat man sich früher versammelt. Eine Gruppe tanzender Gestalten, in den Stein gehauen, erinnert etwa an frühe Rituale. Nicht weit davon symbolisieren kopflose Frauenkörper mit überdimensionierten Becken Fruchtbarkeit.

Einem großen hohlen Stein lassen sich mithilfe kleinerer Steine Töne entlocken, so wurde vielleicht vor tausenden von Jahren ein Rhythmus geschlagen. Ohne das Vorwissen aus dem Museum wäre die Szenerie wohl kaum zu begreifen. Mit einer Art Fernsehkamera lassen sich auch umliegende Bergzüge anvisieren. "Aha-Effekt" - in das Kamerabild werden in Echtzeit dortige Felszeichnungen eingeblendet.

Aserbaidschan hofft darauf, in den kommenden Jahren seine Einnahmen aus dem Tourismus deutlich zu steigern. Der Abstecher nach Gobustan dürfte für die Gäste zum Pflichtprogramm gehören, wenn sich herumgesprochen hat, dass hier Weltkulturerbe aus der Steinzeit durch moderne Medien erlebbar gemacht wird. Noch aber fehlen ein Restaurant und die Möglichkeit, den Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das zweite Weltkulturerbe des Landes, die Altstadt von Baku, ist touristisch bereits besser erschlossen. Der Blog zu Baku: http://blogs.dapd.de/escbaku/ (dapd).