An sieben Seen im Stadtgebiet spazieren Besucher durch die Geschichte der Gartenbaukunst

Eine bunte Welle stürzt sich in den kommenden Monaten in den Schweriner Schlossgarten. Auf den vor 250 Jahren von Gartenbaumeister Jean Laurent Legeay konzipierten Anlagen ersetzen Blumen das Wasser, das hier geplant war, aber nie floss.

Sieben teils historische Gärten an sieben Seen rund um das herausgeputzte Schweriner Schloss erwarten die Besucher der 30. Bundesgartenschau in Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt. Die BUGA 2009 wurde vergangenen Donnerstag von Bundespräsident Horst Köhler eröffnet. Der in seiner barocken, strengen Pracht wieder hergestellte Schlossgarten grenzt nun an die „schwimmenden Wiese": Dieses neu entstandene baumlose Areal mit leicht hügeligen Beeten in Form von Mandarinenscheiben wird auch „Garten des 21. Jahrhunderts" genannt. Landschaftgärtnerin Petra Buschmann freut sich besonders auf den Küchengarten. „Dort werden Kräuter und Duftpflanzen in einer begehbaren Terrine den Gästen Appetit machen", berichtet sie. Direkt an die sandfarbenen Mauern des Schlosses schmiegt sich der Burggarten, fast so, wie ihn Großherzog Friedrich Franz II. um 1860 mit Duft-steinrich, Fleißigen Lieschen, Studentenblumen und Kapuzinerkresse anlegen ließ.

Hier blühen auch Rosen, die es heutzutage nur noch in Spezialhandlungen gibt, wie die „Duchess de Rohan" von 1858. Als ein Highlight der BUGA preist die Stadt einen 330 Meter langen Steg über den Schweriner See, von dem aus die Rückseite des Schlosses nun auch ohne eine Bootspassage bestaunt werden kann. Damit genügend Besucher kommen, lassen die Veranstalter während der Schau zahlreiche Stars und Sternchen auf den Bühnen zwischen den Blumen auftreten. Zur Eröffnung kommen die Schlagerstars Nicole und Wolfgang Ziegler. Als Vorgruppe dreht „Pausenbrot", eine der jüngsten Rockbands Deutschlands, die Verstärker auf. Die vier Elfjährigen debütierten vor zwei Jahren an ihrer Schweriner Grundschule.

Info

Bundesgartenschau 2009

BUGA 2009: Die 30. Bundesgartenschau findet bis zum 11. Oktober 2009 statt. Thema ist die historische Entwicklung der Gartenbaukunst vom 18. Jahrhundert bis heute. Täglich werden zwei Führungen über das BUGA-Gelände angeboten. Treffpunkt ist jeweils um 10 Uhr und um 14 Uhr am Haupteingang.

Tageskarte: Erwachsene 16 Euro, Kinder 4 Euro.

Kontakt: Tourist-Information Schwerin, 0385/ 59 25 212, www.buga-2009.de

Veranstalter: TUI bietet fünftägige Erlebnisrundreisen zur BUGA mit dem eigenen Auto oder dem Fahrrad an. Das Motto lautet „Sieben Gärten mittendrin". Die Touren beeinhalten den Besuch des Schweriner Schlosses, des BUGA-Projekts „Erlebnisregion Vorbeck", Kanu- und Wandertouren und vieles mehr. Kosten: 225 Euro/Person im DZ inkl. vier Ü/F in Drei-Sterne-Hotels. Auch der Tageseintritt zur Bundesgartenschau, Karten- und Informationsmaterial sind im Preis enthalten.

Mit 74 Millionen Euro wird die Schweriner BUGA nur halb so teuer werden wie ihre Vorgängerin in Gera und Ronneburg vor zwei Jahren. Rund 60 Millionen Euro haben das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Stadt bereits aus Fördermitteln bezahlt. Davon sollen nicht nur die Besucher sondern auch die Schweriner selbst profitieren.

Gravierender als das flüchtige Rosen-Rouge haben die eher chirurgischen Eingriffe das Stadtbild verändert.

Anders als bei den meisten Gartenschauen der vergangenen 55 Jahre wurde in Schwerin keine Industrie-Brache am Stadtrand beackert. Das Zentrum der alten Residenzstadt wurde mit neuen Uferanlagen und Promenaden zum Wasser hin geöffnet, das Schloss als strahlendes Stadtwahrzeichen wird nicht mehr hinter Ufergestrüpp versteckt.

Das sei „Stadtentwicklung par excellence" schwärmen Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow und der BUGA-Geschäftsführer Jochen Sandner. Manche innerstädtische Baustelle ist allerdings noch liegen geblieben, weil die Stadt ihr Geld in die Bundesgartenschau investierte.

Einen sogenannten städtebaulichen Schandfleck durften Graffity-Sprayer verschönern, ein anderer wurde mit bunten Planen verdeckt. Wenn bis zum Ende der Gartenschau am 11. Oktober allerdings nicht die erhofften 1,8 Millionen Gäste nach Schwerin kommen, wird die Stadt auch weiterhin kein Geld für diese Sanierungsfälle aufbringen können. Denn ein Loch im BUGA-Säckel müsste dann vom Stadtkämmerer gestopft werden.