Bangkok. Es war sein Traum, in seiner Heimat Wein anzubauen - und er hat ihn sich erfüllt: Winzer Prayut Piangbunta ist der erste ausgebildete Kellermeister Thailands und betreibt dort eines von nur acht professionellen Weingütern. Sein Handwerk hat er in der Weinbauschule im schwäbischen Weinsberg erlernt.

Weinanbau in unmittelbarer Nachbarschaft von wilden Elefanten und Tigern? Vor einigen Jahren noch galt in Fachkreisen das Ansinnen, in den Tropen Spitzenwein zu produzieren, als schlechter Witz. Ein in Deutschland ausgebildeter Kellermeister aus Thailand setzt inzwischen sein Wissen erfolgreich in seinem Herkunftsland um.

Zwei Stunden Autofahrt nordöstlich von Bangkok geht das Flachland allmählich in eine sanft gewellte Hügellandschaft über. Kühe weiden auf grünen Wiesen, Frangipani-Bäume blühen strahlend weiß, Mango- und Papaya-Bäume tragen gelb-grüne Früchte, und vor Lebensmittelgeschäften am Straßenrand türmen sich Tamarinden zu Pyramiden. Im Hintergrund erhebt sich immergrüner Regenwald.

In den Weinberg verirrt sich höchstens mal ein Affe

Was angesichts der Tropenpracht aus der Perspektive des europäischen Betrachters zunächst nicht ins Bild passen will, sind zwischen den Hügeln sorgfältig angelegte Weinberge. Noch weniger geht dieses Bild mit den gängigen Vorstellungen von Weinanbaugebieten einher, wenn man wenige Kilometer weiter fährt und an einem Schlagbaum eine Eintrittsgebühr für den Khao-Yai-Nationalpark zahlen muss. In den bis zur kambodschanischen Grenze reichenden Wäldern, die Berge von bis zu 1300 Meter Höhe bedecken, leben nach Angaben der Forstverwaltung noch rund 500 Elefanten und 50 Tiger. Die Unesco hat den Park 2005 zum Weltkulturerbe erklärt.

„Die Raubkatzen scheuen den Menschen und sind selbst im Nationalpark nur selten zu sehen“, sagt der Winzer Prayut Piangbunta. Aber gelegentlich hinterließen sie Spuren. So habe er vor einigen Jahren während einer Trockenperiode den Abdruck einer Tigerpranke am morastigen Ufer eines Flusses in der Nähe des Weinguts gesehen. Und vor kurzem habe ein deutsches Fernsehteam zwei Tage lang seine Unterkunft im Dschungel nicht verlassen können, weil die Waldhüter einen streunenden Tiger beobachtet hätten, sagt Piangbunta.

"Meine Zeit in Deutschland war eine der schönsten meines Lebens"

Aber das seien Einzelfälle. Und in die Weinberge hätten sich außer Affen noch keine wilden Tiere verirrt. „Lange galt die Regel, dass ein guter Wein nur zwischen dem 30. und 50. Längengrad nördlich und südlich des Äquators wachsen kann. In Thailand bauen wir aber Wein zwischen dem 14. und 18. nördlichen Breitengrad an“, erklärt Piangbunta. Ein Vorhaben, das vor wenigen Jahren noch Winzern aus traditionellen Weinanbaugebieten bestenfalls ein müdes Lächeln abgerungen hätte.

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Piangbunta ist der erste ausgebildete Kellermeister Thailands. Er spricht akzentfreies Deutsch. Der 40-Jährige hat in seinem Herkunftsland Lebensmitteltechnik studiert und anschließend sein Handwerk in der Weinbauschule im schwäbischen Weinsberg erlernt. „Meine Zeit in Deutschland war eine der schönsten meines Lebens“, sagt er. Aber sein Traum sei es gewesen, in Thailand Wein anzubauen.

Das ist gelungen, und zwar mit erstaunlichem Erfolg. Der stellte sich allerdings nicht über Nacht ein, sondern musste hart erkämpft werden – unter schwierigen klimatischen Bedingungen. Die Monsun-Zeit mit hoher Luftfeuchtigkeit und starken Niederschlägen habe den Reifeprozess der Trauben gestoppt, erinnert sich Piangbunta. Außerdem setzten unterschiedliche Krankheiten den Rebstöcken zu. Insgesamt 50 Rebsorten sind im fruchtbaren Lehmboden der PB Valley Khao Yai Winery seit 1989 getestet worden.

Nur einmal im Jahr wird geerntet

Zehn Jahre später kam für das Weingut dann der Durchbruch mit rotem Shiraz und weißem Chenin Blanc. Der trockene Weißwein mit Aromen von Ananas, Wassermelone und Guave schmeckt vorzüglich zur scharf gewürzten thailändischen Küche. Aber auch die Rotweine Shiraz und Tempranillo munden zu später Stunde hervorragend. In den nächsten Jahren will Piangbunta auch Pinot Noir und Cabernet Sauvignon kultivieren.

„Um die höchstmögliche Qualität zu erzielen, wird im PB Valley durch Zurückschneiden der Reben nur einmal jährlich von Februar bis April geerntet“, sagt der Kellermeister. Dabei würde das tropische Klima bis zu drei Ernten im Jahr ermöglichen. Denn durch lange Sonnentage im Winter reifen die Trauben innerhalb von vier Monaten.

Nur acht professionelle Weingüter

Eine Million Flaschen werden im PB Valley jedes Jahr abgefüllt. Der große Teil bleibt in Thailand, exportiert wird vor allem nach Japan, Großbritannien und Deutschland. Mit gerade einmal acht professionellen Weingütern steckt die thailändische Weinwirtschaft zwar noch in den Kinderschuhen. Aber Pioniere wie Piangbunta haben dazu beigetragen, dass Thai-Weine zu den Premiumprodukten der „new latitude wines“, also Weine, die weit jenseits der klassischen Gebiete angebaut werden, zählen.

Das PB Valley stellt sich regelmäßig der internationalen Konkurrenz. Zuletzt wurde der Sawasdee Chenin Blanc 2005 auf einem Weinwettbewerb in Australien mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Ein Jahr zuvor wurde der PB Khao Yai Reserve 2002 mit der Silbermedaille des AWC-Wettbewerbs in Wien prämiert.

Spitzenqualität

Auch die anderen Weingüter in Thailand keltern inzwischen Spitzenweine. Dazu zählt vor allem die Siam Winery in der Nähe des Seebads Hua Hin, wo jährlich 25 Millionen Liter edle Tropfen produziert werden. Weinkenner sind längst auf die Qualität der thailändischen Weine aufmerksam geworden. Die Qualität der Thaiweine kann also auf hohem internationalem Niveau mithalten.

„Aber nach wie vor sind unsere Weine im Ausland zu wenig bekannt“, räumt Piangbunta ein. „Thailändische Winzer müssen mehr für den Export produzieren – und auch die Marketingaktivitäten verstärken.“