Wien. Wiener Taxifahrer gehören laut Testergebnissen zu den schlechtesten in ganz Europa. Dass es die Donaustädter in ihrem Stolz kränkt, in dieser Hinsicht als Touristen-Abzocker zu gelten, ist klar. Nun sollen Inkognito-Kontrolleure das Verhalten von Taxifahrern überwachen.

Im Filmklassiker "Der dritte Mann" von 1949 rast ein Taxi mit dem Helden Holly Martins durch die ausgebombten Straßen Wiens. Der griesgrämige Fahrer nimmt dabei keine Rücksicht auf seinen Passagier. Mehr als 60 Jahre später hat sich in der österreichischen Hauptstadt für den durchschnittlichen Taxi-Fahrgast offenbar kaum etwas verbessert - häufig dürfte er sich noch immer fühlen wie einst Holly Martins.

Die Erkenntnis, dass Taxifahren nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit Komfort, hat die Behörden zu einer ungewöhnlichen Strategie bewogen: Sie wollen Privatdetektive anheuern, die ein Auge auf die Taxifahrer der Donaumetropole haben. Als Taxi-Detektive kommen für Andreas Curda von der Wiener Wirtschaftskammer keine Amateure in Frage: Als Spürnase ins Taxi einsteigen soll nur ein Profi - jemand, der "das gewerbsmäßig macht, der auch die Lizenz hat, als Berufsdetektiv tätig zu sein".

Schlechte Taxifahrer sofort aus dem Verkehr ziehen

Taxifahrer derweil, die ihre Sache schlecht machten, wollten die Behörden gleich "aus dem Verkehr ziehen", kündigt Curda an. Es war unter anderem eine Studie im Auftrag des Wiener Fremdenverkehrsamts, die die Missstände in Wiener Taxis ans Licht brachte. 133 Taxi-Touren wurden kontrolliert und die Fahrer und ihre Wagen rundum bewertet. Dabei ging es um die Dienstbeflissenheit des Chauffeurs ebenso wie um sein Fahrverhalten oder den Geruch im Taxi. Die Ergebnisse waren niederschmetternd: Demnach akzeptierte rund ein Drittel der Fahrer keine Kreditkarten, zwölf Prozent wurde mangelnde Körperpflege vorgeworfen, weitere zwölf Prozent hatten keine Ahnung, wo sich der Zielort befand, oder fuhren auf dem falschen Weg dorthin.

Weitere zehn Prozent verletzten derweil Verkehrsregeln und neun Prozent schließlich fuhren ohne Rücksicht auf ihre Fahrgäste. Außerdem war mehr als jeder fünfte Taxi-Innenraum schmutzig und unordentlich, in 17 Prozent der Taxis roch es unangenehm, knapp 60 Prozent hatten keine Klimaanlage.

Schlechte Testergebnisse für die Donaustadt

Eine ADAC-Studie kam vor einigen Monaten zu einem ähnlich verheerenden Ergebnis für Wiens Taxifahrerzunft: Hier schnitt die Stadt an der Donau als fünftletzte von 22 Metropolen ab. Zwei der zehn vom Automobilclub getesteten Wiener Taxifahrer fuhren demzufolge bei Rot über Ampeln und telefonierten während der Fahrt mit dem Handy, einer sogar bei hohem Tempo auf der Autobahn. Einer der Fahrer hielt das Blinken für überflüssig und kollidierte deshalb fast mit einem Bus. Am härtesten dürfte es die Wiener wohl getroffen haben, dass acht der Fahrer keine einzige Sehenswürdigkeit einfiel, die sie ihren Fahrgästen hätten empfehlen können. Und sieben Fahrer lehnten es ab, auf Nachfrage einen Restaurant-Tipp zu geben.

Aus Sicht der Wiener Taxifahrer ist die drohende Überwachung nur ein Grund mehr, demotiviert zu sein. Sie berichten, auch ohne Inkognito-Kontrolleure im Wagenfond sei ihr Job schon hart genug, dabei wenig einträglich, oft gefährlich und ein steter Konkurrenzkampf - nach städtischen Schätzungen gibt es derzeit tausend Taxis zu viel auf Wiens Straßen. Die Taxifahrer legen Wert darauf, dass sie ein ehrlicher Berufsstand seien und auch nur ihren Lebensunterhalt verdienen wollten.

Schwarze Schafe

Gleichwohl räumen sie ein, dass es natürlich schwarze Schafe unter den Kollegen gebe. Einem Fahrer, der seinen Namen lieber nicht nennen will, fällt auch gleich ein Beispiel ein: "Ich habe von jemandem gehört, der eine Dame vom Westbahnhof zu einem Hotel im dritten Bezirk fahren sollte", berichtet er. Dies sei eine Entfernung von etwa sieben Kilometern: "Er hat ihr 70 Euro abgeknöpft, hat sie durch die ganze Stadt chauffiert - so was fördert nicht gerade den guten Ruf der Taxifahrer." (afp)