Essen. Die Zahl der Skifahrer geht laut einer Studie zurück. Dabei verzichten vor allem junge Familien auf den Wintersport. In den Ski-Tourismus-Gebieten muss man umdenken, um diese Urlauber zurückzugewinnen.

Laut einer neuen Studie verzichten vor allem junge Familien auf den Wintersport. „Winterurlaub ist Skifahren“, stellt Prof. Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (ift) indes klar. Das müsste die Skination Nummer eins, Österreich, beruhigen. Tut es aber nicht, wie das Seminar des Netzwerks „Winter in Tauern, Spa in Kaprun“ zeigt. Seit 1999 haben laut einer Studie 17 Millionen Deutsche aufgehört, Ski zu fahren – und es waren nicht etwa die Senioren, denen der Sport zu anstrengend wurde.

40 Prozent der Verweigerer waren unter 39 Jahren alt. „Der Ausstieg aus dem Skilauf hat begonnen“, folgert der Wissenschaftler. Waren es 1987 nur 47 Prozent (von 6000 Befragten), die im Winter nie Ski fuhren, sind es 2011 schon 66 Prozent. Hinzu kommen 16 Prozent, die nur selten, also ein Mal im Monat oder weniger, Ski fahren.

Dabei beginnt der Ausstieg bereits im Alter von 30 Jahren und setzt sich dann kontinuierlich fort. „Wir haben die jungen Eltern verloren und sind dabei, deren Kinder ebenfalls zu verlieren“, konstatiert Zellmann. Seine Zahlen zeigen ebenfalls, dass weder Langlaufen noch Snowboarden die Verluste wettmachen können.

„Qualitätshysterie“ geht an Urlaubern vorbei

Für Österreich aber, wo der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist, wäre ein Einbruch im hoch gerüsteten Wintertourismus eine wahre Katastrophe.

Was also tun, um den Schwund aufzuhalten? Zellmann prangert die österreichische „Qualitätshysterie“ an, die an den Bedürfnissen der Urlauber vorbei gehe. Nur eine kleine Schicht könne sich den Luxus auf und an der Piste überhaupt leisten. Ebenfalls eine Minderheit sind seiner Meinung nach die Freerider, auf deren coolen Lifestyle die Werbung setzt. Viel wichtiger ist es für Zellmann, Angebote für Familien zu schaffen. Auch um die Wiedereinsteiger müsse man sich kümmern.

Schließlich warnt er davor, auf andere Märkte als den schwindenden deutschen Markt zu schielen. Noch seien die „Hoffnungsmärkte“ wie Russland (1,6 Prozent) oder Großbritannien (3,2 Prozent) verschwindend klein. Und mit 37,9 Prozent stellten die Deutschen noch vor den Österreichern (23,9) den Hauptanteil der Winterurlauber. Von den Werbestrategen erwartet der Freizeitforscher mehr Innovation, „also die Bereitschaft zur Zerstörung von Denkgewohnheiten“.

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Die sollten auch die Urlauber ändern, meint Dr. Gerhard Ruedl vom Institut für Sportwissenschaft in Innsbruck. Für viele gelte die Gleichung „Skisport = teuer und gefährlich“. Zumindest das zweite Adjektiv entlarvt der Sportwissenschaftler als Fehleinschätzung. Laut einer Unfallstatistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) gab es 2009 im Alpinen Skilauf 47.000 Unfälle – bei acht Millionen Wintersportlern sei das ein Verletzter pro 1000 Skitage.

Das Verletzungsrisiko nimmt konstant ab

Und seit den 1980er Jahren sei das Verletzungsrisiko im Skisport konstant gesunken – dank Sicherheitsbindung, Carvingski, besserer Pistenpräparierung und auch dank des besseren Bewusstseins über die Risikofaktoren. Allerdings: Zwischen 2005 und 2010 wurden 41 Pistentote gezählt, über die Hälfte davon waren Opfer von Herzkreislaufversagen.

Die Menschen scheinen die Berge zu unterschätzen und sich selbst zu überschätzen. Wichtig sei deshalb die richtige Anleitung beim Skifahren, so Richard Walter, Präsident des Tiroler Skilehrerverbands. Er beobachtet, dass „der Trend zum Outdoor vom Sommer auf den Winter überschwappt“. Die Wintersportler wollen mehr Naturerlebnisse, beispielsweise beim Tourenskifahren; für Jugendliche wiederum ist Freeriding ein großes Thema.

Damit der Spaß von Anfang an ungetrübt ist, müssen auch Hotels und Sportgeschäfte umdenken. Es sei den Wintersportlern nicht zuzumuten, Ski und Schuhe ständig zwischen Hotel und Bergbahn hin- und herzutragen, meint Christoph Bründl, Inhaber der Sport Bründl Gesellschaft. Er fordert mehr Depots an den Talstationen, wo „die Ski übernachten“ könnten. Weil die Stationen immer mehr zu Service-Centern mutieren, in denen Skischule, Sportgeschäft und Kasse vereint sind, könnten auch die Sportgeschäfte ihren Anteil dazu beitragen.