Bonn (dapd). Konkurrenz belebt das Geschäft. Das merken die alpinen Skiläufer mehr denn je und fast allerorten. Mit Investitionen, Festivals und Superlativen versuchen sich die Wintersportgebiete gegenseitig zu überbieten. Wer da nicht mithalten kann, lockt stattdessen mit Sonderangeboten. Wenn die Skiläufer ein Domizil buchen, erhalten sie in der Nebensaison immer häufiger den Skipass gratis dazu.
In Nauders im Tiroler Oberland zum Beispiel gilt diese Offerte vom 10. bis 23. Dezember, sobald man in einem Beherbergungsbetrieb mit dem Etikett "Ski Free" sieben Übernachtungen bucht. Im benachbarten Kaunertal gibt es auf dem Gletscher sowie im Ort Fendels dasselbe Angebot vom 3. bis 18. Dezember. Die Preisersparnis beträgt 182 respektive 210 Euro pro Person.
Noch reizvoller scheint ein Angebot aus der Schweiz, wo das Skigebiet Davos Klosters die Berechtigung zum Lifttransport vom 18. November bis zum 23. Dezember bereits ab einer Übernachtung gratis mitliefert. Ein etwas andersgeartetes Paket wird im Hochpustertal in den Sextner Dolomiten geschnürt: Hier begrüßen Hoteliers und Lift-Betreiber die Alpintouristen mit Paketen, bei denen für vier Tage Übernachtung mit Pass nur drei Tage beziehungsweise für acht Tage nur sechs Übernachtungen berechnet werden. Die sogenannte "Dolomiti Super Premiere" gilt vom 26. November bis zum 23. Dezember.
Auf Familien zielen die Angebote aus dem österreichischen Alpbachtal ab: Hier fahren Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren außer in den Weihnachtsferien und der Hauptsaison (28. Januar bis 16. März) umsonst, sofern sie vor Ort in einem Hotel oder einer Pension einquartiert sind. Während sich die Eltern auf den Pisten austoben, können sie ihren Nachwuchs nicht nur in die Obhut von Skilehrern geben, sondern sie gegebenenfalls auch in einem "Kid's Center" unterbringen, das unmittelbar neben der Talstation ganz ohne Schneekontakt auskommt.
Wer eher auf Abenteuer und Superlative programmiert ist, sollte einen Blick in die Rocky Mountains riskieren. So rühmt sich die kanadische Provinz British Columbia ihrer weltweiten Führungsrolle in Sachen Heli-Skiing. Bis zu 70.000 Höhenmeter können versierte Skifahrer hier binnen sieben Tagen absolvieren. Neu sind Tagespässe mit Hubschraubertransport im Skiort Silver Star Mountain Resort. Für sechs bis acht Abfahrten im unberührten Pulverschnee müssen allerdings rund 800 Euro hingelegt werden.
Sobald es auf ein Maximum an unterschiedlichen Pistenkilometern ankommt, kann Österreichs größter Verbund "Ski amadé" auftrumpfen: Die Regionen Salzburger Sportwelt, Schladming-Dachstein, Gastein, Hochkönig und Großarltal verfügen gemeinsam über 356 Pisten mit einer Länge von 860 Kilometern, nicht weniger als 4.500 Kanonen sollen die Schneesicherheit maximieren.
Damit die Athleten auf den Pisten nicht verloren gehen, hat der Verbund eine Smartphone-App für iPhone und Android entwickelt, die dem Skifahrer unter anderem eine Streckenführung vorschlägt, die sich nach den zuvor eingegebenen individuellen Fähigkeiten richten. Ein Service vor allem für ausländische Gäste sind die 250 W-Lan-Hotspots, die ohne Roaming-Gebühren das kostenlose Abrufen von E-Mails oder die Kommunikation über Sozialnetzwerke ermöglichen. Die Hotspots befinden sich in Berg- und Talstationen, aber auch in Skihütten und Restaurants. Digital ähnlich gut ausgestattet ist das kanadische Resort Sun Peaks, das Internetjüngern ebenfalls permanenten Netzzugang verspricht.
Deutlich persönlicher mutet ein Service an, der in Kanada immer breitere Akzeptanz findet: Hier sind in vielen Skigebieten sogenannte "Snow Hosts" oder "Mountain Hosts" unterwegs, einheimische Skifahrer, die Gäste auf ehrenamtlicher Basis mit dem Skigebiet vertraut machen - und die dabei zuweilen auch ihre eigenen Lieblingspisten zeigen.
Der typisch französischen Neigung, für ein gutes Essen keine Mühen zu scheuen, kommt ein Angebot des Restaurants "La Grande Ours" auf dem Mont Chéry im Skigebiet Les Gets entgegen. Das Haus mit dem Panoramablick auf das Massiv des Mont-Blanc erreicht man zweimal in der Woche, wenn die Lifte schon nicht mehr verkehren, an Bord einer Pistenraupe. Transport und Menü kommen auf 75 Euro pro Person.
Kaum weniger originell, aber deutlich romantischer ist die Idee, zu zweit in einer kuschelig dekorierten Gondel ein Abendessen einzunehmen. So wird - ebenfalls auf dem Weg zum Mont Chéry - bei jeder Durchfahrt in der Seilbahnstation ein neuer Gang gereicht.
Auch die Weinkultur kommt in den Wintersportorten nicht zu kurz. Am Stubaier Gletscher etwa steigt am 4. Februar 2012 ein Wein- und Gourmet-Festival, das von der Sommeliere Paula Bosch betreut wird. Einblicke in eine wenig bekannte Weinwelt verspricht vom 14. bis 22. Januar das "Winter Festival of Wine" im kanadischen Sun Peaks. Hier können regionale Gerichte und Weine aus dem aufstrebenden Okanagan Valley probiert werden.
Der Vielfalt der Angebote sind keine Grenzen gesetzt. Das mondäne St. Anton etwa lockt am 3. Januar mit dem großen Arlberger Neujahrskonzert, welches das Ambassade Orchester Wien bestreitet. Der Olympiaort Whistler buhlt um Frühaufsteher, die bereits ab 7.30 Uhr die Liftanlagen benutzen wollen. Nach einem Frühstück auf der Mittelstation stehen den Skiläufern garantiert unbenutzte Pisten zur Verfügung.
International geprägt ist eine Tiroler Ski-Safari, die unter Aufsicht eines Ski-Guides im Dreiländerdreieck zwischen Schweiz, Österreich und Italien ausgetragen wird. 550 Pistenkilometer in sechs Tagen sind ab 489 Euro zu haben. Nicht zuletzt aber wird auch in den heimischen Mittelgebirgen weiter investiert: So steht den Skiläufern in Winterberg im Sauerland auf dem Weg zum Bremberggipgel eine Sechser-Hochgeschwindigkeitsbahn mit Abdeckmöglichkeit zur Verfügung. Damit verlieren die Alpen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Und die Konkurrenz wächst weiter.
dapd