Zeit des Erinnerns: Museen und Gedenkstätten in ganz Deutschland geben Gelegenheit

Die Mauer hat nicht nur Berlin geteilt, sie war das Symbol für die Teilung Deutschlands. Auch deshalb spricht man regelmäßig vom Mauerfall, wenn es um die Ereignisse im Herbst 1989 geht. Jedoch wurden in dieser denkwürdigen Nacht vom 9. auf den 10. November noch weitere Übergänge dieser schwer bewachten Grenze geöffnet. Todesstreifen nannte man wegen seiner Selbstschussanlagen damals den verbotenen Bereich im Grenzgebiet.

Ironischerweise hat ausgerechnet dieser ein einzigartiges Biotop mit seltenen Tieren und Pflanzen entstehen lassen, das sich heute als „Grünes Band" durch Deutschland schlängelt. 20 Jahre nach dem Mauerfall ist es Zeit, sich zu erinnern. Museen in ganz Deutschland geben Gelegenheit dazu.

Berlin: DDR-Museum

Hier werden Ausstellungsstücke aus 40 Jahren DDR-Geschichte und -Alltag gezeigt. Manche davon können Besucher auch ausprobieren, wie zum Beispiel den Trabi bei einer simulierten Fahrt. In einer typischen Wohnung dürfen sie in Schränken und Schubladen stöbern oder auf einem Sofa sitzen und fernsehen. Lebendig und interaktiv soll das Erlebnis DDR-Alltag sein. Dabei werden nicht nur die Probleme gezeigt, sondern auch das eine oder andere Vorurteil zurechtgerückt.

Info: Karl-Liebknecht-Str. 1, Montag bis Sonntag 10 bis 20 Uhr, Samstag 10 bis 22 Uhr, 030/84 71 23 731, www.ddr-museum.de

Berlin: Mauermuseum am Checkpoint Charlie

Das Museum wurde schon im Jahr 1963 an diesem legendären Grenzübergang eröffnet. Es stellt die Geschichte der deutschen Teilung dar und zeigt unter anderem auch die Hilfsmittel, mit denen Menschen über die Grenze aus der DDR flüchten wollten - oder es geschafft haben. Dazu gehören zum Beispiel Heißluftballons, Fluchtautos, Sessellifte und ein Mini-U-Boot. Der Checkpoint Charlie war ein wichtiger Ort für Fluchthelfer: Von hier aus konnten sie durch ein kleines Fenster die Bewegungen am Grenzübergang genau beobachten. Darüber hinaus gibt es viele Informationen zur Berliner Mauer, zur DDR, zur Staatssicherheit und Justiz sowie zur Opposition und zum Widerstand.

Info: Friedrichstr. 43-45, täglich 9 bis 22 Uhr, 030/25 37 250, www.mauermuseum.de

Potsdam: Gedenkstätte Lindenstraße 54/55

Das im 18. Jahrhundert erbaute Palais birgt die schreckliche Geschichte der Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Während des NS-Regimes wurden dort Verfolgte inhaftiert und Todesurteile gesprochen. Nach Ende des Krieges diente es für den Sowjetischen Geheimdienst dem gleichen Zweck - und ab 1952 kamen politische Häftlinge der DDR-Staatsicherheit dort in Untersuchungshaft. Heute sind Gebäude und Gelände ein Mahnmal gegen politische Gewalt. Es gibt eine Dauerausstellung zur Vergangenheit des Ortes als Gefängnis für politisch Verfolgte.

Info: Lindenstraße 54/55, Dienstag bis Samstag 10 bis 18 Uhr, 0331/28 96 803, www.potsdam.de

Helmstedt-Marienborn: Zonengrenzmuseum

Der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn war der größte und bedeutendste an der innerdeutschen Grenze. Über 1000 Bedienstete der DDR waren hier Tag für Tag im Einsatz. Sperranlagen, Panzer und unzählige Soldaten mit Maschinengewehren und die Angst vor willkürlichen Durchsuchungen begleiteten Reisende beim Grenzübertritt, egal in welche Richtung. Heute hat der Ort etwas von seinem Schrecken verloren, doch bei einer Erkundung des Geländes wird das Ausmaß der Überwachung deutlich. Es werden auch Führungen angeboten, für die man sich unter 039406/92090 anmelden kann. Im Zonengrenzmuseum in Helmstedt gibt es ein Modell der Grenzanlagen zu sehen. Außerdem viele Originalobjekte, Fotografien und „Grenzansichten" von Künstlern aus Ost und West. Den besten Einblick in die damalige Situation ermöglicht eine geführte Rundfahrt, bei der neben Gedenkstätte und Museum noch weitere wichtige Orte angesteuert werden.

Info: Gedenkstätte: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Museum: Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr, an Wochentagen abweichend, 05351/17 11 70, www.grenzdenkmaeler.de

Mödlareuth: Das geteilte Dorf

Von den Amerikanern wurde Mödlareuth „Little Berlin" genannt - ein Miniaturabbild der geteilten deutschen Stadt. Der von DDR-Seite im Jahr 1952 gezogene Grenzzaun schnitt das Dorf ziemlich genau in der Mitte durch. Er verlief entlang des Flüsschens Tannbach, das schon über ein Jahrhundert lang die Grenze zwischen Thüringen und Bayern markiert hatte. Später wurde der Grenzzaun durch eine 3,40 Meter hohe Betonmauer und einen Metallzaun ersetzt. Doch Zaun und Mauer teilten nicht nur das Dorf, sondern auch Familien und Freunde voneinander. Schicksale, von denen man heute vor Ort im Deutsch-Deutschen Museum erfahren kann. In der Gedenkstätte sind außerdem noch Teile der Betonmauer und des Metallgitterzaunes sowie ein Beobachtungsturm erhalten.

Info: Mödlareuth, Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr, 09295/13 34, www.moedlareuth.de

Rasdorf: Grenzmuseum Rhön Point Alpha

An der Grenze zwischen dem westdeutschen Rasdorf und dem ostdeutschen Geisa standen sich die Kontrahenten Warschauer Pakt und Nato direkt gegenüber. Point Alpha war einer der wichtigsten US-Beobachtungsstützpunkte in Europa und gleichzeitig einer mit bedrohlichem Konfrontationspotenzial. In der Gedenkstätte Point Alpha wird deutlich, dass nicht nur Deutschland sondern fast die gesamte Welt in zwei Machtblöcke geteilt war. Neben den Anlagen und Hinterlassenschaften des Beobachtungsstützpunktes gibt es auf dem Gelände auch eine Rekonstruktion der Grenze und „Das Haus auf der Grenze". Dort wird das Leben und Leiden der Anwohner genauso dargestellt wie Ereignisse und Entwicklungen in Zusammenhang mit dem Grenzregime der DDR.

Info: Platz der Deutschen Einheit 1, Geisa, April bis Oktober täglich 9 bis 18 Uhr, November und März täglich 10 bis 17 Uhr, Dezember bis Februar Dienstag bis Sonntag 10 bis 16.30 Uhr, 06651/91 90 30, www.pointalpha.com