Schloß Holte-Stukenbrock. Seit 1977 führt Roswitha Auster den Campingplatz “Am Furlbach“ in Schloß Holte-Stukenbrock - einen der ältesten Campingplätze in NRW. Der schlechte Sommer macht auch ihr schaffen - doch sie ist zuversichtlich.
Es hat schon etwas Nostalgisches: Die rot-weiß lackierte Einlassschranke, das weiße Empfangshaus mit dem roten Ziegeldach und der kleine Tante-Emma-Laden versetzen den Urlauber bei der Ankunft in eine Zeit, in der der Tourismus auf dem Campingplatz noch in seinen Kinderschuhen steckte. Wenngleich sich natürlich auch auf der Anlage "Am Furlbach" in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert hat.
Der Familientradition bleibt aber auch die heutige Betreiberin Roswitha Auster treu. Derzeit sind auf der 90.000 Quadratmeter großen Campingplatzfläche allerdings noch einige freie Parzellen zu finden. Der August war bisher nicht der beste Monat für Urlaub mit dem Wohnwagen oder im Zelt. Doch Auster ist zuversichtlich. "Das ist nur vorübergehend", sagt die 53-jährige Besitzerin und betont, dass sie für die nächsten Wochen zahlreiche Reservierungen angenommen hat.
Hochzeitsreise im Wohnmobil
Schuld an der momentanen Flaute ist natürlich das schlechte Wetter. "Das macht sich auch auf den Campingplätzen im Teutoburger Wald bemerkbar", sagt Christine Harrell von Tourismus NRW in Düsseldorf. "Die Auslastung ist im Vergleich zu den Vorjahren im Juli leicht rückläufig, wobei die Intensität des Rückgangs bei den Campingplätzen variiert." Das liege vor allem am Ausbleiben von "Spontangästen", die sich sehr stark nach dem Wetter richten. Aufgrund langfristiger Buchungen und der Belegung durch die Dauercamper sei auf den Plätzen im Land dennoch einiges los.
Zu ihnen gehört auch Andrea Thospann mit ihrer Familie. Vor rund vier Jahren entschied sie sich für einen Dauerstellplatz auf dem Grundstück "Am Furlbach". Die 39-Jährige aus Lemgo genießt die Ruhe und die Natur mit dem angrenzenden Waldgebiet als einen schönen Kontrast zur stressigen Arbeitswelt in der Großstadt. "Beim Camping haben wir im Wohnwagen unser eigenes Zuhause immer mit dabei", sagt Thospann. Sogar ihre Hochzeitsreise habe sie in einem Wohnmobil gemacht. Anders Urlaub machen, käme für sie und ihre Familie nicht in Frage.
2027 wird "Goldene Hochzeit" gefeiert
Auster kennt viele solche Geschichten. Seit 1977 führt sie den Campingplatz. Im Mai 1958 eröffneten ihr Onkel Heinrich und ihre Tante Änne Auster auf einem alten Brachland in Schloß Holte-Stukenbrock einen Platz für Wohnwagen und Zelte. Heute gehört "Am Furlbach" zu einem der ältesten Campingplätze in Nordrhein-Westfalen und ist seitdem im Familienbesitz. Da die Ehe ihres Onkels Heinrich kinderlos blieb, übernahm Roswitha Auster im Alter von 19 Jahren die Geschäftsführung. Der Anfang fiel ihr sichtlich schwer. "Ich hatte gerade Abitur gemacht, kannte mich mit Integralrechnung aus, aber nicht mit betriebswirtschaftlichen Dingen", sagt sie. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert.
Ob die Familientradition allerdings fortgesetzt werden kann, weiß sie derzeit noch nicht. Denn wie ihr Onkel ist auch Roswitha Auster kinderlos. "Dafür habe ich aber drei Patenkinder." An einen Nachfolger aus der Familie denkt sie aber noch nicht. Immerhin hat sie noch ein großes Ziel vor Augen. "2027 feiere ich 'Goldene Hochzeit'. Dann bin ich 50 Jahre Besitzerin des Platzes." Für die Zeit danach hat sie noch keine Pläne. "Ich bin nicht jemand, der ab dem 50sten Lebensjahr an Rente denkt." Denn trotz der anstrengenden Arbeit, lohne sich der Einsatz. Wenn die Gäste wiederkommen, sei das die schönste Bestätigung für all die Jahre. (dapd)