Reisen ins All werden irgendwann ein Massenphänomen - glaubt Professor Ulrich Walter

Der deutsche Astronaut Ulrich Walter umrundete 1993 an Bord der US-Raumfähre „Columbia” zehn Tage lang die Erde. Das Reise Journal sprach mit dem gebürtigen Nordrhein-Westfalen, heute Professor für Raumfahrttechnik in München, über die Zukunft des Weltraum-Tourismus.

Ist der Weltall denn ein lohnendes Ziel?

Walter: Unbedingt. Die Welt ist von oben gesehen ganz anders als wir glauben. Es gibt keine Grenzen. Oder besser gesagt: Da ist in Wirklichkeit nichts, was uns trennt. Im Weltraum wird schnell klar, dass man selbst für die Erde völlig bedeutungslos ist. Man sieht Kontinente, Ozeane, Wolken. Nur eines sieht man garantiert nicht: Menschen.

Der Multi-Millionär und Weltraum-Tourist Dennis Tito beschrieb seine Reise ins All als Paradies.

Walter: Das ist es aber ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil. Man entwickelt da oben eine echte Sehnsucht nach der Welt. Das All fasziniert, aber es ist kalt und lebensfeindlich. Die Erde ist das eigentliche Paradies.

Was halten Sie allgemein vom Weltraum-Tourismus?

Walter: Sehr viel. Je mehr Menschen das in Zukunft machen, und von ihren Erlebnissen berichten, desto besser. Es wird irgendwann ein Massenphänomen.

Aber das kann doch kaum jemand bezahlen.

Walter: Derzeit liegen die Kosten bei 30 Millionen Dollar. Das ist natürlich sehr viel. Aber die Preise werden mit der steigenden Zahl von All-Touristen drastisch sinken. Ich halte 100 000 bis 200 000 Euro für einen einwöchigen Aufenthalt für realistisch.

Wer kann denn reisen?

Mission All: Prof. Ulrich Walter.
Mission All: Prof. Ulrich Walter. © walter

Walter: Beinah jeder, der die finanziellen Mittel aufbringen kann. Die körperlichen Voraussetzungen sind ja viel niedriger als man immer meint. Außer einem gesunden Kreislauf muss man heute nichts mehr mitbringen. John Glenn war 77 Jahre alt, als er das letzte Mal im Orbit kreiste. Das sagt denke ich alles.

Gibt es schon so etwas wie eine Leitlinie für Weltraum-Urlauber?

Walter: Nicht direkt. Aber die Nasa hat bereits etwas ähnliches entwickelt.

Wie müssen wir uns so eine Reise vorstellen?

Walter: Also die Hotels für den Orbit sind schon entwickelt. Und sie funktionieren! Man muss sich das wie Camping-Urlaub in der Schwerelosigkeit vorstellen. Also wenig komfortabel. Wer ein Sterne-Restaurant sucht, ist dort oben sicher falsch. Das Problem ist aber nicht die Unterkunft, sondern der Transport - mit 28-fachiger Schallgeschwindigkeit.

Was sollte man unbedingt im Gepäck haben?

Walter: Eine gute Kamera. Die Aussicht ist einmalig.

Würden Sie gern noch einmal ins All fliegen?

Walter: Auf jeden Fall. Aber leider habe ich derzeit keine 30 Millionen übrig.