München (dapd). Wer einen Strandurlaub plant, sollte sich vorher mit den wichtigsten Regeln für sicheres Baden vertraut machen. Jedes Jahr sterben viele Menschen an Europas Stränden bei Badeunfällen. Die meisten von ihnen könnten noch leben, wenn sie sich richtig verhalten hätten. Auch die Wahl der passenden Schwimmhilfe für mitreisende Kinder ist wichtig. Wer einen Badeunfall beobachtet, kann zudem mit besonnenem Verhalten viel für das Leben des Verunglückten tun.

"Ein Problem gerade in südlichen Ländern ist, dass die Leute lange in der Sonne liegen und danach überhitzt ins Wasser springen", sagt Oliver Mignon von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes in München. Dies könne zu einem Schock führen. Die Atmung setze aus und der Mensch ertrinke. Vermeiden könne ein Badegast dies, indem er einfach langsam ins Wasser gehe. "Außerdem geht man nicht ins Wasser, wenn man Alkohol getrunken hat, übermüdet ist oder krank", betont Mignon. Allein auf dieses Fehlverhalten sei ein Großteil aller Badeunfälle zurückzuführen.

Zudem sollten Strandgäste nicht in unbekannte Gewässer steigen - das gelte insbesondere für solche mit höherem Wellengang. "Im ruhigeren Wasser kann ich gefährliche Strömungen daran erkennen, dass sich Gegenstände im Wasser bewegen, auch gegen den Uhrzeigersinn. Ist die See rauer, habe ich keine Chance, Strömungen zu erkennen." Um nicht ins Meer hinaus gezogen zu werden, sollten Urlauber unbewachte Strände am besten meiden, rät Mignon - oder zumindest vorsichtig sein, "das Wasser ausprobieren", wie er es nennt. "An bewachten Stränden besteht hingegen keine Gefahr."

Schwimmflügel für kleine Kinder sollten das "CE"-Prüfsiegel tragen. "Solche Schwimmflügel sorgen dafür, dass sich der Oberkörper automatisch aufrichtet, wenn man flach auf dem Wasser liegt", erläutert Mignon. Ungeeignet seien dagegen Schwimmreifen und -gürtel, die genau das nicht gewährleisteten.

Wer vom Strand aus eine Notlage eines anderen Urlaubers mitbekommt, dem empfiehlt DRK-Mann Mignon besonnenes Handeln. "Sie dürfen auf keinen Fall alleine helfen. Es ist wichtig, andere darauf aufmerksam zu machen, wenn jemand Probleme hat." Ist ein Handy in Reichweite, sollte man zunächst die EU-weit einheitliche Notrufnummer 112 wählen, rät Mignon. Darüber hinaus gelte auch in Notsituationen: "Ich gehe nicht in ein Wasser, das ich nicht kenne." Zudem sollten nur absolut sichere Schwimmer einen Rettungsversuch wagen und diesen auch nicht alleine unternehmen. Wer über ein Surfbrett oder ein Boot verfüge, könne sich dem Verunglückten damit nähern.

Helfende sollten im Wasser Abstand halten: "Der Ertrinkende greift nach dem letzten Strohhalm. Das kann auch der Retter sein, den er unter Wasser drückt. Es ist daher sinnvoller, den Menschen einen Gegenstand hinzuhalten, an dem sie sich festhalten können. Etwa ein Stück Holz, zur Not auch die eigene Badehose", sagt Mignon.

Sei der Verunglückte nicht mehr ansprechbar, müsse man versuchen, sich ihm von hinten zu nähern, ihn unter den Achseln zu fassen und so aus dem Wasser zu ziehen. Da der Retter eigene Schwimmbewegungen nur noch mit den Beinen machen könne, sei diese Art der Hilfe aber nur etwas für hervorragende Schwimmer. "Wenn der Ertrinkende noch Kleidung trägt, ist es auch möglich, ihn am Kragen zu packen."

Ist ein Verunglückter an den Strand gezogen, kann im Extremfall eine Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig sein. Dazu müsse man zunächst das Kinn des Patienten anheben und so den Kopf überstrecken, erläutert Mignon. "Dann drückt man 30 Mal in Folge auf den Brustkorb, und zwar im Abstand von einer bis anderthalb Sekunden. Danach einmal beatmen und die ganze Prozedur wiederholen." Hin und wieder kommt es Mignon zufolge vor, dass Retter sich vor der Beatmung ekeln - für diesen Fall kann er Mut machen: "Durch den Druck auf den Brustkorb kommt auch so Luft in die Lunge. Man kann einen Menschen auch durchaus ohne Beatmung reanimieren", sagt Mignon.

dapd