Pfalz. Entlang der Südlichen Weinstraße blühen ab März die Mandelbäume. Die Pfalz bietet viele Gelegenheiten, das prachtvolle Naturschauspiel zu erleben. Mit einem gutem Wein und regionalen Confiserie-Köstlichkeiten wird der rosarote Urlaubstraum perfekt.

Die Werbebotschaft „Die Pfalz is’ halt die Pfalz!“ genügt dem Pfälzer, um die Attraktivität der Region in Worte zu fassen. Vor allem Anfang April, wenn das Grau-Weiß des Winters in ein frühlingshaftes Hellrosa und Weiß wechselt. Mehr als 35.000 Mandelbäume zieren die Deutsche Weinstraße. Botaniker haben festgestellt, dass ein Mandelbaum bis zu 100.000 Blüten trägt. Demnach öffnen sich dieses Jahr wieder rund 3,5 Milliarden Knospen und tauchen das Weinland in einen Vollrausch zarter Farben. Weil der Pfälzer schlechthin rauschhaftem Vergnügen nicht abgeneigt ist, nutzt er das Naturschauspiel zum weinseligen Willkommensgruß für den nahenden Frühling. Auf dem ersten Weinfest des Jahres in Gimmeldingen schenken Winzer Dornfelder, Scheurebe, Silvaner und Morio Muskat ein. An Dorfstraßen geöffnete Hofschänken und aufgebaute Weinstände machen Autotouren auf dem 85 Kilometer langen kurvenreichen Blütenparcours zu einem Cruisen von Traube zu Traube – und von Blüte zu Blüte.

So verführerisch es sein mag, den optischen und flüssigen Reizen dieser Jahreszeit zu erliegen, Autofahrer sollten sich rechtzeitig entscheiden: die Hand entweder am Lenkrad oder am Weinglas.

Himmelskulisse wie aus dem Werbeprospekt

Doch Mobilität und Weingenuss müssen sich nicht ausschließen: Ab Schweigen können Ausflügler am 3. und am 17. April in einem Panoramabus die „Südliche Weinstraße“ entdecken. Gemächlich nimmt der Kässbohrer Setra S9 Fahrt auf. Unter einer stahlblauen Himmelskulisse wie aus dem Werbeprospekt zieht an den Busfenstern ein Meer aus Mandelblüten vorbei. Kameras surren und klicken während sich das rollende Kulturgut Jahrgang 1960 durch Haarnadelkurven nach Bad Bergzabern schlängelt. Der kleine Kurort ist im April ganz auf Rosa eingestellt und lässt seine Besucher der Mandel auf den Kern gehen. In der Südpfalztherme gibt es schon ab März kaum eine Anwendung, die nicht mit dem Buchstaben „M“ beginnt: Mandelblüten-Aufguss, Mandelöl-Massage und -Peeling, Mandel-Blütenpackung oder Mandelcremebaden in einer „goldigen“ Badewanne bei Kerzenlicht.

Mit einem „Probieren Sie doch mal wie die Pfalz schmeckt“, reicht das Buspersonal süße Mandelverführungen aus heimischen Confiserien. Noch sind die Kerne dieser Spezialitäten meistens importierte Ware. Doch in Zukunft sollen an der Weinstraße mehr als die derzeit nur fünf Prozent „weißen“ Bäume mit essbaren Mandeln blühen. Bis 1900 habe die Pfalz die Früchte ausschließlich zum Verzehr angebaut und in ganz Deutschland verkauft, weiß Werner Ollig von der Gartenakademie Pfalz. „Erst später, als die Ernährung sichergestellt war, entschied man sich für die rosarote Zierpflanze.“

Burgen und Schlösser strahlen in der Dämmerung

Mit dem Anbau der „Palatina“, einer mit bloßen Händen zu knackenden regionalen süßen Krachmandel, will Ollig dem Augenschmaus im Frühling Gaumenfreuden im Herbst folgen lassen.

Draußen legt schon die Dämmerung ihren dunklen Mantel über die Pfälzer Berge. Noch zehn, noch fünf noch eine Minute – dann sieht die Pfalz rot. Mehr als ein Dut-zend Burgen, Schlösser und Kapellen leuchten ins nahende Dunkel. Der spektakuläre Lichtzauber ist allerdings das Resultat eines technischen Kunstgriffs, der auf die Idee des Pfälzers Michael Seyl zurückgeht. Der hatte schon 1998 Farbfilter auf Strahler montiert und eine „Burgenröte“ inszeniert. Nach fast drei Stunden Blüten- und Lichtershow gehört die Schlussszene noch einmal dem Deutschen Weintor. Knallrot und violett leuchtet das Denkmal in die weite Ebene. Wer auf den Mandelgeschmack gekommen ist, meldet sich jetzt für eine Blüten-Wanderung mit rosaroten Aussichten in die Rheinebene an. Aber Vorsicht vor einem Niesanfall: Der Duft der Blüten steigt in die Nase!