Innsbruck. . Tirol hat mit vielen Klischees zu kämpfen. Um der daraus entstehenden Unglaubwürdigkeit entgegenzuwirken, hat Tirol Werbung nun ein Kunstexperiment gewagt. Star-Fotografen haben für „SIGHT-_SEEING“ bekannte Orte aufgenommen - ohne Klischee-Schmelz.

Eine lächelnde, vollbusige Blondine in Tracht mit weitem Ausschnitt, dazu ein braun gebrannter Bauer mit starken Armen und weißen Zähnen beim Heumachen vor der Alm. Und dahinter die schneebedeckten Berge vor einem strahlend blauen Himmel. So oder so ähnlich sehen sie aus: die touristischen Werbebilder der Alpenregionen. Ein Mix aus Verklärung, traditioneller Überzeichnung und Klischees, wie es sie diesbezüglich sonst nur im Musikantenstadl gibt.

Um dieser Unglaubwürdigkeit zumindest teilweise ein Ende zu setzen, hat die Tirol Werbung ein künstlerisches Experiment gewagt, das in Gänze seit Ende Februar in der Ausstellung „SIGHT-_SEEING“ im Foto Kunst Stadtforum Innsbruck zu sehen ist.

Ein Experiment gegen traditionelle Verklärung

Sieben Star-Fotografen europäischer Landschaftsdokumentation, darunter Michael Danner, Dominik Gigler und Andrew Phelps, schwärmten aus, um die Sehnsuchtsorte des österreichischen Bundeslandes neu einzufangen. Die entstandenen Fotografien sind erwartungsgemäß alles andere als die üblichen Hochglanz-Werbebilder: Dirndl tragende junge Frauen mit Pappbechern in der Hand an der Tankstelle. Alte Klappstühle vor einer Bergseekulisse. Ein Wanderer, der eine Kuh hingebungsvoll am Hals krault. Bilder, die echte Sehnsucht und Interesse beim Betrachter wecken. Glaubhafte Momentaufnahmen allesamt.

Der Konsument zweifele Katalogbilder immer mehr an, die Aufgabe an die Fotografen war daher „mit zeitgenössischer Ästhetik Bilder zu erschaffen, die einen neuen Blick auf Tirol dokumentieren und einem kritischen Blick standhalten“, erklärt Wolfgang Scheppe, Kurator der Ausstellung und Professor an der Kunstuniversität Venedig.

Bilder, die dem kritischen Blick standhalten können

Aber kann man der Tourismuswerbung so viel Realität wirklich zumuten? „Es ist ein Projekt abseits des Alltagsgeschäfts. Uns geht es aber darum, unsere Bildsprache zu erneuern“, sagt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Eine Auswahl nach Kriterien der touristischen Selbstdarstellung hat es denn auch tatsächlich ins Bildarchiv geschafft.