Fernsehprofi zum Anfassen: Am Wochenende führte der Wanderbuch-Autor unsere Gewinner durch Rheinland-Pfalz

Auch ein Glück kommt selten allein. Neun unserer Leser jedenfalls können das durchaus bestätigen. Zunächst war da das Glück, beim Reise-Rätsel vom elektronischen Zufallsgenerator unter Tausenden herausgefischt zu werden, dann kam das zweite Glück hinzu, nicht bis auf die Knochen nass zu werden.

Die Gefahr bestand durchaus beim Einlösen des Gewinns, beim Wander-Wochenende auf dem Eifelsteig. Es schüttete links und rechts, zuvor und gleich nachher, aber der große Wolkenschieber muss wohl ein Wandersmann sein. Er schob die Regenwolken voller Gnade und vorbei. Nur einmal... aber davon später.

Zur Königsetappe am Samstag hatten die Macherinnen von Rheinland-Pfalz Tourismus die Strecke von Hillesheim nach Gerolstein erkoren, eine der mittleren der insgesamt 15 Abschnitte des Eifelsteigs, der über insgesamt 313 Kilometer von Aachen nach Trier führt. Eine gute Wahl, denn auf den über 20 Kilometern konnte der Steig einige seiner Stärken zeigen. Ebenso wie die Gewinner: Alle waren wohl trainiert, keiner machte schlapp. Und alle konnten etwas lernen. Ein bisschen über sich selbst, einiges übers Wandern, jede Menge über die Eifel.

Info

Wandern in Rheinland-Pfalz: Neben dem Eifelsteig führen vier weitere Qualitäts-Wanderwege durch Rheinland-Pfalz. Der Rheinsteig (Bonn – Koblenz – Wiesbaden. 23 Etappen zwischen 8 km und 23 km), der Saar-Hunsrück-Steig (Orscholz – Hermeskeil – Idar-Oberstein bzw. Hermeskeil – Ruwertal – Trier. 9 Etappen zwischen 13 km und 26 km), der Westerwald-Steig (Herborn – Bad Hönningen am Rhein. 16 Etappen zwischen 7 km und 20 km) und der Soonwaldsteig (83 km Gesamtlänge, Start und Endpunkte Bingen am Rhein, Kirn. 6 Etappen zwischen 8 km und 15 km). Rheinland-Pfalz Tourismus bietet für alle Wander-Interessierten individuelle Beratungen und einen Prospektservice. Die Urlaubsberater sind telefonisch 01805/75 74 6 36 von montags bis freitags (08:00 bis 19:00 Uhr) und samstags (08:00 bis 16:00 Uhr) erreichbar. Weitere Infos und Tipps für die Routenplanung unter www.wanderwunder.info

Anreisetipp: Ein besonderes Angebot bietet derzeit die Deutsche Bahn für Gruppen ab sechs Personen. Bei der Anreise nach Köln, Bonn, Trier, Koblenz und Mainz als Einstiegsorte in die Wandersteige könen bis zu 70 Prozent Rabatt erteilt werden. Alle Details sind unter www.wanderwunder.de/bahn nachzulesen.

Ein Aufgebot von Experten steuerte abwechselnd sein Wissen während der Wanderung bei, je nach Interessen konnte man längsseits gehen, fragen, zuhören. Für den einen ist es eben eine Herzensangelgenheit, mit der Flora kräftig zu flirten, zu erfahren, dass man jetzt gerade, also im Juni und Juli, entlang der Strecke so wundersame Pflänzlein wie das Weiße Waldvöglein findet, oder auch den Mücken-Händelwurz, den Wiesenknopf, die wilde Orchidee, nicht nur das Kleine, sondern auch das Stattliche Knabenkraut.

So im Detail sind dann natürlich nicht alle Wandersleut interessiert, das ändert sich, als die Sprache auf eine besonders boshafte botanische Hinterlist kommt. Der Aron-Stab, der immer wieder links und rechts des Weges sein Köpflein streckt, ist ein übles Früchtchen, ein Halunke. Mit seinem Duft lockt er die Insekten zu seinem Stempel, schließt das arglose Tier mit einer Art Stachelkäfig ein, gibt ihn aber erst nach Stunden wieder frei, um so Pollen zu übertragen. Man ahnt ja gar nicht, was sich da am Wegensrand für Dramen hinter Gittern spielen.

Zunächst geht's hinab zur Kyll, in dem Dorf Dohm wird ein kurzer Stopp eingelegt. Wasser trinken, Stirn trocknen. Es wird immer schwüler. Ein paar Mauersegler segeln um Mauern, im Fels zwischen zwei Häusern ist eine Höhle zu sehen. Was der Laie nicht sieht, erklärt der Experte: Es ist das Ende eines Lavastroms, schließlich durchwandern wir das deutsche Vulkanien. 350 dieser sich in die Welt hinaufgeschobenen Feuerberge hat die Eifel, 75 Maare haben sich gebildet, der letzte große Ausbruch liegt nur 13 000 Jahre zurück, er soll so gewaltig wie der des Vesuv im Jahre 79 gewesen sein. Wer Gesteine gern studiert, der ist hier richtig. Magma cum laude. Alles da.

Nach einem langen Anstieg und einer fetten Rast im Schatten mit angekarrten Köstlichkeiten der Region, droht auf einer bunten Wiese kurz darauf das nasse Ende. Wir wandern zwar in prallem Sonnenschein, doch tröpfelt es zunehmend vom Himmel. Ein Phänomen. Nein, nur eine kurze Unaufmerksamkeit des Wolkenschiebers, der wohl eingenickt war. Schnell behebt er sein Missgeschick.

Außerdem wird's waldiger. Der subjektive Eindruck, dass der Eifelsteig oft im Schatten von Bäumen liegt, wird durch Zahlen bestätigt. Immerhin ist Rheinland Pfalz, neben NRW Vater des Pfades, das waldreichste Bundesland überhaupt. 43 Prozent der Fläche ruhen unter Wipfeln. Vor allem Fichten (26 Prozent) und Rotbuchen (24) bilden das grüne Dach, auch Kiefern (18), Eichen (15) und Douglasien (5) halten mit.

In seinem Element: Manuel Andrack als Botschafter der Mittelgebirge, umringt von den Lesern des Reise Journals.
In seinem Element: Manuel Andrack als Botschafter der Mittelgebirge, umringt von den Lesern des Reise Journals. © NRZ

Neben den Eifel-Gelehrten ist auch noch ein Botschafter mit auf dem Pfad: Manuel Andrack, der mit seinen Büchern und Artikeln als Erster den Mittelgebirgen den Ruch der Spießigkeit nahm – und der stets zum Plausch beim Weitergehen bereit ist. Und natürlich kommt er um ein paar Fragen über seine Zeit mit Harald Schmidt nicht herum. Andrack: „Zu Bandleader Helmut Zerlett und Suzanna habe ich gelegentlich Kontakt. Zu Schmidt nicht. Aber den hatten wir auch nie. Das war immer nur ein Arbeitsverhältnis.” Zur Zeit macht Andrack wieder Fernsehen. Jetzt in Saarbrücken, da ist er hingezogen. Fürs dritte Programm dreht er eine Serie. Klar, übers Wandern.

Aber die Eifel hat der Andrack auf eine ganz besondere Art gerne. Auch weil die Eltern hier ihre Wurzeln haben, mehr aber noch, weil er hier über den Lieserpfad wieder auf den Wanderweg fand. „Die schönste Strecke überhaupt”, meint der 44-Jährige. Auf dem im April eingeweihten Eifelsteig bildet der Lieserpfad zwei der Etappen. Zwei Höhepunkte.

Abends sind dann doch alle ein bisschen geschafft. Schwül war's schon. Aber ein wanderwunderbares Erlebnis auch. Kommt von Herzen. Alle Neune wollen demnächst wieder die Schuhe schnüren. Und sogar die Gewinner aus dem Sauerländischen könnten sich durchaus vorstellen, hier fern der Heimat noch mal fremdzuwandern. Wenn das kein Kompliment ist.

Der Wolkenschieber ist nach dem langen Tag auch geschafft. Er schließt die Augen. Und über Hillesheim ist Wolkenbruch.