Essen. . Vom Vorzelt bis zum Chemie-Klo, vom Campingplatz bis zur organisierten Finnland-Reise: Auf der „Reise und Camping“ in Essen locken die Aussteller mit Zielen in erreichbarer Nähe. Das heißt: Man muss mit Wohnwagen und Wohnmobil hinkommen können.

Libyen, Tunesien und Syrien sind ja noch nie die klassischen Destinationen für Camper gewesen. Das weiß auch Joachim Engel und scherzt: „Deshalb bin ich ja hier, um etwas Neues zu suchen.“ Der 75-Jährige war über Weihnachten noch in Hurghada, wo momentan überhaupt nichts mehr hinfliegt. Auf der „Reise und Camping“ in Essen locken die Aussteller dagegen überwiegend mit Zeilen in erreichbarer Nähe, das heißt: Man muss mit Wohnwagen und Wohnmobil hinkommen können. Im Angebot ist alles, was fürs Wohnen auf Rädern benötigt wird, vom Vorzelt bis zum Chemie-Klo, vom Campingplatz bis zur organisierten Finnland-Reise. Wir stellen einige Superlative der Schau vor.

Teuerstes Wohnmobil. Für Leute, die ihren Nachbarn zeigen, dass sie sich ja sonst nichts gönnen, ist der Landsberg 860 genau die richtige Wahl. Das 8,62 Meter lange Monstrum mit über 200 PS ist mit Massivholz ausgekleidet, mit Leder gepolstert und verfügt auf Wunsch über Dusch-Sauna oder Whirlpool. Für 329 810,70 Euro kann man mit diesem Luxus-Liner in den Urlaub von Anfang an starten. Tipp für den Fahrer: Bei Vollbremsungen auf der Brennerautobahn darauf achten, dass die Kinder nicht samt Wasser aus dem Whirlpool schwappen.

Günstigstes Wohnmobil. Wenn Sie sich kein Sprudelbecken im Wohnmobil antun wollen, tut’s auch der Miller Winnipeg für 27 990 Euro. Mit 100 PS könnte es auf dem Gotthard-Pass allerdings et­was knapp werden, also lieber den Tunnel benutzen. Dafür lässt sich der Camper mit 5,73 Metern Länge noch halbwegs einfach einparken. Wenn Sie allerdings einen Teppich im Fahrerhaus haben wollen oder ein Radio mit CD oder einen Fahrradträger, müssen Sie extra berappen, beziehungsweise auch das wird angeboten: alles über die Sparkasse finanzieren. Nach dem Motto: den Camping-Urlaub nicht auf die lange Bank schieben.

Urigster Wohnwagen. Wer „Wenn der Vater mit dem Sohne“ mag und so wie Heinz Rühmann in den Urlaub starten möchte, der wünscht sich einen Dethleffs „Campy“ im Retro-Design der 50er-Jahre. Das Schnuckelchen könnte man sich gut hinter einem Käfer-Cabrio auf dem Weg nach Neuharlingersiel vorstellen. Es kostet allerdings stolze 12 385 Euro und damit 35 Euro mehr als ein „richtiger“ Wohnwagen beispielsweise von Knaus mit 4,20 Metern Länge. Und mehr als doppelt so viel wie das Schwalbennest von Knaus. Aber das ist auch wirklich nicht viel größer als der Name schon andeutet.

Kleinstes Zelt. Zelte, im Wesentlichen allerdings Vorzelte, gibt es auf der Reise und Camping in allen Größen und Ausführungen. Wer’s ganz spartanisch liebt, kein fahrbares Zuhause kaufen will und dazu noch alleine auf Tour an den Watzmann gehen möchte, ist im Gelert „Solo“ für 44,95 Euro bestens aufgehoben. Allerdings passt dort allenfalls noch eine Zahnbürste als Reisegepäck mit hinein. Andererseits: Wer sich mit solch einem Zelt auf den Weg macht, der braucht auch kein Rasierzeug. Das sieht beim „Easy Camp“ von Oase Outdoor schon etwas anders aus. In diese Mini-Herberge für 50 Euro passen nämlich zwei Zelter hinein, und zwar so eng gequetscht, dass ein Dreitage-Bart kratzen würde.

Umweltfreundlichster Ort. Das Angebot an Campingplätzen ist riesig, ob es nun nur ins Emsland, den Teutoburger Wald, und ins Sauerland gehen soll oder das Fernweh in die Schweiz, nach Frankreich oder auf den Balkan lockt. Wer die Umwelt schonen möchte, fährt natürlich nicht so weit (was ökologisch gesehen na­heliegend im doppelten Sinne ist) und bockt sein rollendes Bett am Seecamp in der Nähe von Bad Füssing hoch. Dort kann der Camper im Naturbadesee schwimmen gehen, durch einen Pflanz- und Pflückgarten wandeln und sich bei Wehwehchen vom Heilpraktiker betreuen lassen.

Grenzwertigste Tour. Diese von der Europäischen Union geförderte Tour mit dem Radl ist eine von vielen Anregungen auf der Essener Messe. Sie vermittelt Grenzerlebnisse zwischen Deutschland und den Niederlanden. Ausgangspunkte sind verschiedene Hotels nahe der Grenze mit zahlreichen Möglichkeiten, unser Nachbarland auf dem Sattel kennenzulernen. Und wenn es nur für einen Abstecher ist, um mal wieder eine echte holländische Frikandel speciaal zu genießen.

Beim Grillen
schwitzen

Der heißeste Ort. Hot Spots auf der Reise und Camping finden Sie bei verschiedenen Anbietern von Saunen und Infrarot-Kabinen. Die heimeligste Sauna ist aber wohl „Grillkotta“ von Finnhaus. In diesem Blockhaus finden 20 Menschen Platz, entweder ausgezogen, wenn sie saunieren wollen oder angezogen, wenn sie lieber beim Grillen schwitzen wollen. 12 980 Euro müssen allerdings bezahlt werden, wenn das zehneckige Hexenhäuschen in Ihrem Garten in Bottrop-Boy stehen soll. Denn auch hier gilt: ohne Preis kein Schweiß.