A nfang der Woche erschreckte ein Erdbeben der Stärke 4,4 die Menschen im Großraum Koblenz. Für Sekunden, die den Betroffenen wie eine Ewigkeit erschienen, bebten Wände und Mobiliar. Bis nach Köln und weiter ins Ruhrgebiet waren die heftigen Erdstöße zu spüren.
Folgt man dem Szenario, das der spektakulär inszenierte Einführungsfilm im Vulkanmuseum „Lava-Dome“ in der Eifel entwirft, wäre exakt ein solches Erdbeben Auslöser für gewaltige Vulkanausbrüche in eben jener Region. Denn unter dem Laacher See wirken Kräfte, die Naturkatastrophen verheerenden Ausmaßes freisetzen können.

Das glaubt auch Vulkan-Experte Prof. Dr. Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen. Immer wieder mahnt er, dass das Risiko einer Eruption in Deutschland missachtet werde. Für ihn ist es nämlich keine Frage, ob es zu einem Vulkanausbruch kommen kann, sondern lediglich, wann es passiert.

Tatsächlich ist die Eifel heute immer noch vulkanisch aktiv und ein Vulkanausbruch deshalb durchaus möglich. Bis heute steigen am Ostufer des Laacher Sees kleine Gasbläschen an die Wasseroberfläche und zerplatzen dort. Im nahen „Lava-Dome“ erfährt man Näheres über ihren Ursprung – was nicht wenige Besucher des Deutschen Vulkanmuseums in Mendig erschauern lässt. Simple Luftbläschen sind es nämlich nicht: nach Ansicht von Vulkanologen deuten sie vielmehr darauf hin, dass tief unter dem größten See von Rheinland-Pfalz ein aktiver Vulkan liegt. Der über drei Quadratkilometer große Laacher See ist ein Kratersee.

Hier fand vor erdgeschichtlich nicht langer Zeit der größte und letzte Vulkanausbruch in Mitteleuropa statt. 500 000 Jahre lang war das Vulkangebiet der Eifel aktiv – zuletzt vor rund 13 000 Jahren. „Damals bescherte ein gewaltiger Ausbruch des Laacher-See-Vulkans weiten Teilen Mitteleuropas Ascheregen“, berichtet Museumsleiter Helmut Koll. Bis heute ist es unter dem Laacher See heißer als anderswo in Mitteleuropa. Aus der ganz langsam abkühlenden Magmakammer im Untergrund entweicht noch immer ständig Kohlendioxid sowie Schwefeldioxid, das in feinen Spalten aufsteigt.

Ascheregen ergoss sich auf große Teile Mitteleuropas

Über 16 000 Kubikkilometer Bims und Ascheteilchen wurden beim Ausbruch des Laacher See-Vulkans ausgestoßen. Bei der Explosion rissen glutheiße Magmafetzen die komplette Erdoberfläche in die Luft. Die Höhe der Eruptionssäulen betrug über 30 Kilometer, erfährt man mit lustvollem Gruseln durch Multimedia-Präsentationen in der Erlebniswelt. Die Aschewolke wurde bis nach Skandinavien getragen.

Unweigerlich erinnert man sich an die Aschewolke aus dem isländischen Vulkan unter dem Eyjafjalla-Gletscher, die im Mai 2010 nach Deutschland zog.

Ein weiterer Vergleich lässt zusätzlich erschauern. Die Energie des Ausbruchs in der Eifel war mit derjenigen von 500 Hiroshima-Atombomben vergleichbar. Die idyllische Stimmung in der Natur über dem Laacher See und auf der Klosteranlage Maria Laach am Ufer erscheint plötzlich trügerisch. Rund um Mendig und die Kreisstadt Mayen im Landkreis Mayen-Koblenz bietet der Vulkanpark Osteifel an dutzenden Stellen Einblicke in die aus flüssigem Lava geformten Landschaft.

Zum Beispiel der Wingertsberg. Hier ragt eine bis zu 60 Meter hohe Bims- und Tuffwand in die Höhe, die durch den Abbau vulkanischer Rohstoffe freigelegt wurde. Hier hat sich der Ausbruch des Laacher See-Vulkans eindrucksvoll verewigt. Eindrücklich lassen sich die einzelnen Schichtabfolgen am offenen Fels erkennen. Die Wingertsbergwand ist ein erdgeschichtlich einzigartiges Denkmal von globaler Bedeutung.

Nur zehn Kilometer Luftlinie entfernt, stößt man am Ettringer Lay auf rostige Überreste ehemaliger Grubenkräne. Verwitterte Gleise der alten Loren- und Grubenbahn begleiten die Entdecker den Pfad hinab auf die Sohle des Steinbruchs.

Bis in die 1970er Jahre wurden hier im 19. und 20. Jahrhundert Basaltgestein abgebaut. Sportkletterer haben heute die Basaltwände für sich entdeckt, an denen über ein Jahrhundert Pflastersteinschläger harte Arbeit leisteten. Nach dem Abstieg in die Grube des Ettringer Lay lohnt sich – trotz Murren der Kinder – anschließend der Aufstieg auf die westliche Flanke des benachbarten Bellerberg-Vulkans.

Von oben kann man den Verlauf des mächtigsten Lava-Stroms verfolgen, der sich vor etwa 200 000 Jahren über das Land ergoss. Bei klarer Sicht kann man Dutzende anderer Vulkane in der Osteifel sehen.

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