Es ist alles so ganz anders, als man es sich vorstellt: Eine Reise auf dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt, ist eine Reise der Überraschungen, neuer Erlebnisse.

Es beginnt bei der Einschiffung. Wer glaubt, dass es beim Einschiffen der 360,05 Meter langen, 64 Meter breiten und 65 Meter hohen Allure of the Sea mit ihren maximal 6318 Gästen zu Gedränge, Getümmel, Stoßen und Schimpfen kommt, wird angenehm überrascht. Die Organisatoren haben alles im Griff. Amerikanisch cool.

Die zweite positive Überraschung wartet bei den ersten Schritten an Bord. An Bord?! Man hat eher den Eindruck sich mitten im Zentrum, auf der Piazza einer südländischen Kleinstadt zu befinden. Tageslichdurchflutet, mit einer von Cafés, Bars und Geschäften gesäumten Promenade. Und mittendrin die „Rising Tide Bar“: Die erste bewegliche Bar auf den Weltmeeren ist ein technisches Meisterwerk. Hier können Gäste ihren Cocktail genießen, während sie langsam von der Royal Promenade über die Höhe von drei Decks zum „Central Park“ emporschweben.

Und hier wartet die nächste Überraschung: Ein Park auf See. Eine Vielzahl von Gärtnern, Gartenbauarchitekten und Landschaftsgestaltern hat diese grüne Oase geschaffen, die größer ist als ein Footballfeld. Angefangen von imposanten, hoch wachsenden Kanarischen Lorbeerbäumen und Schwarzen Oliven bis hin zum Meer aus Calla Lilien und Hasenfußfarnen finden sich im Park vornehmlich Pflanzen, die ursprünglich in subtropischen Küsten- und Bergregionen beheimatet sind. Bänke und stille Winkel laden in der sonst eher geschäftigen bis etwas rummeligen Atmosphäre des Schiffes zum Verweilen ein. Hier, am Park, liegt das beste Restaurant des Schiffes. Geführt wird das „150 Central Park“ von Molly Brandt. Sie wurde unter anderem vom Magazin „Food und Wein“ als beste Jungköchin ausgezeichnet. Das Sechs-Gang-Gala-Menü, das mit 35 Dollar auf der Speisekarte steht, ist ein kulinarisches Schnäppchen. Und auch die Flasche Wein ab 39 Dollar sprengt nicht das Reisebudget. Wer’s aber weinspezifisch exklusiver haben möchte, kann natürlich auch vom berühmtesten Weingut in Burgund, einem der besten Weingüter der Erde, eine Flasche Domaine de la Romanée-Conti, Grand Cru, France 1993 bestellen. Kostenpunkt: 7800 Dollar.

Billiger hingegen ist das heiße Würstchen an der Original New Yorker Hot-Dog-Bude auf dem Boardwalk. Hier wartet buntes Jahrmarktsvergnügen und ein farbenprächtiges Karussell. Wer allerdings hier eine Kabine mit Balkon hat, muss entweder eine lärmbetonte Frohnatur sein oder aber der Erholungsurlaub fällt ins Wasser.

Insgesamt gibt es 2706 Kabinen auf der Allure, davon 1956 mit Balkon. Die kleinsten sind 18 Quadratmeter groß, die größte, zweigeschossige Suite misst 141 Quadratmeter. Zur Ausstattung der Royal Loft Suite gehören unter anderem eine eigene Bar, eine Bibliothek, ein 78,3 Quadratmeter großer Balkon und ein Flügel – falls das fast schon unüberschaubare große Unterhaltungsprogramm nicht ausreicht. Die Normal-Kabinen sind praktisch und wohnlich eingerichtet. Die Betten sind bequem, die Schränke geräumig und mit ausziehbaren Regalen für Kleidung und Schuhe versehen. Die Bäder sind für Schiffsverhältnisse geräumig, die Duschen haben Glaswände. Und das Beste: sie sind groß genug, um sich in ihnen auch bewegen zu können. Flachbildfernseher und ein iPod-Anschluss runden die technische Ausstattung ab. Ein Musical-Theater, eine Eislaufbahn, 26 Restaurants, 19 Bars, ein Spielcasino und vieles mehr sorgen für Zerstreuung. 21 Swimmingpools - darunter der größte je auf einem Schiff gebaute – vier Whirlpools, die in 45 Meter Höhe über den Schiffsrand ragen, Fitness-Oasen und spezielle Bereiche für Kinder und Jugendliche runden das Angebot ab.

Das dreigeschossige Hauptrestaurant „Adagio“ bietet Platz für 3056 Gäste. 350 Mitarbeiter in der Küche sorgen für das leibliche Wohl und rund 500 Kellner bringen Speis und Trank. Übrigens: Chef der Küche ist Ivo Jahn aus der Nähe von Marburg. Er ist zwar nicht der einzige, der Deutsch spricht, auch gibt es Speisenkarten und Informationsblätter in deutscher Sprache, aber wer überhaupt kein Wort Englisch spricht, kann sich an Bord des Schiffes unter den vielen Amerikaner recht verloren vorkommen. Es ist ein für Kreuzfahrtschiffe relativ junges Publikum, dass mit der Allure of the Seas ab Miami zu den achttägigen Kreuzfahrten in die Karibik startet. Zwischen 35 und 50 Jahre alt sind die meisten Gäste. Wer die Preise vergleicht, kann zu bestimmten Zeiten die preiswerteste Innenkabine für etwas über 600 Euro pro Person ergattern. Je nach Reisezeit kann die gleiche Kabine aber auch 1000 Euro kosten. Außenkabinen mit Balkon liegen bei etwa 800 bis 1300 Euro.

Unterhaltung pur in internationaler Atmosphäre, wer das wünscht, ist auf der Allure bestens, komfortabel und schick aufgehoben. Teilweise zählt für die Gäste das Motto: Der Weg ist das Ziel. Die Bordkleidung ist lässig. Die Mannschaft ist dienstleistungsorientiert und freundlich. Wer allerdings eine klassische Seefahrt mit großer Abendgarderobe sucht, ist an Bord des größten Kreuzfahrtschiffes an der falschen Adresse.