Die Reisebranche musste in diesem Jahr einiges einstecken: Die Aschewolke legte den Luftverkehr lahm, einige Städte beschlossen eine Bettensteuer und die Luftverkehrssteuer macht Flugtickets bis zu 45 Euro teurer.

Was bedeutet das für NRW? Und warum kennt im Ausland jeder den Kölner Dom, nicht aber das Bundesland Nordrhein-Westfalen? Diese und andere Fragen diskutierten Experten der Reisebranche in dieser Woche in Düsseldorf. Geladen hatte der „Travel Industry Club“, durch die Diskussion führte Pascal Brückmann, Produktmanager des Reise Journals.

Ist die Luftverkehrssteuer doch gar nicht so schlimm?

Das Ergebnis: NRW hat geballte Touristikpower zu bieten. Aber nach außen verliert die Region gegen Großstädte wie Berlin oder Freizeitregionen wie Bayern. „Wenn ich im Ausland von ,North Rhine-Westphalia’ erzähle, breche ich mir die Zunge. Und keiner weiß, was ich meine“, sagt Jörg Böckeler, Vorstandsvorsitzender von Tourismus NRW und General Manager des InterContinental Düsseldorf.

Realität und Wahrnehmung klaffen auseinander. Laut Böckeler liegt NRW hinter Bayern auf Platz zwei, was die Einkünfte aus dem Tourismus angeht. Für Reiseveranstalter ist NRW zudem der größte Quellmarkt: „Ein Viertel unseres Gesamtumsatzes kommt aus diesem Bundesland“, erklärt Tobias Jüngert von der Rewe-Touristik-Group. Und fünf der zehn größten deutschen Reiseveranstalter stammen aus NRW.

Viel Potenzial also. Genutzt wird es nach Meinung der Experten nicht genug. Einzelne Regionen wie das Sauerland oder die Eifel würden herausgestellt, NRW als ganzes fehle die gemeinsame Identität. „Hier sind zu viele Leute Kapitän in der eigenen Badewanne. Wir müssen uns vernetzen“, fordert Michael Garvens, Geschäftsführer der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Vorbild könnte das Ruhrgebiet sein: „Ruhr.2010 hat der Region ein Gesicht gegeben und das alte Image von Kohle und Dreck weggeschüttelt“, lobt Jüngert.

Fehlendes Gemeinschaftsgefühl ist aber nicht das einzige Problem: Bettensteuer in Köln, Luftverkehrssteuer – die Politiker scheinen die Touristik ärgern zu wollen.

Wie schlimm die Luftverkehrssteuer NRW treffen wird, ist umstritten. Garvens meint: „In Köln wird sie uns 600 000 Passagiere kosten.“ Jüngert kann die Verluste nicht beziffern, sagt aber: „Die ganze Branche wird bluten.“ Nur einer bleibt ruhig: Bei Uwe Wenglikowski, Geschäftsführer des Essener Reisebüros Kozica Reisen, buchen die Leute nicht weniger als vorher. „Bis jetzt gibt es wenig Widerspruch. Die Kunden sind informiert und reisen trotzdem.“

Also alles gar nicht so schlimm? Auch Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes, wiegelt ab. Die oft geäußerte Befürchtung, viele Passagiere aus NRW würden in Zukunft von Holland aus fliegen, schränkt er ein: „Die Abwanderung ins Ausland ist eine Frage des Angebots. Diese kleinen Beträge machen nicht den großen Unterschied."