Der 185 Kilometer lange Camí de Cavalls: Ein Reiterweg erschließt die kleine Baleareninsel jetzt auch für Wanderer

Groß, schlank und ziemlich stolz steht er da, im schwarz-weißen Ringelpulli. Aufgeputzt hat er sich in den vergangenen Wochen, der Far d'Artrutx, dieser Leuchtturm im Südwesten Menorcas, in dem jetzt ein Restaurant mit atemberaubendem Weitblick aufs Meer Platz findet.

Im Sommer sitzt man draußen unterm Sonnendach und träumt vor sich hin bei einem Café con leche oder der berühmten Pomada, einer menorquinischen Spezialmischung aus Gin und Zitronenlimo. Im Herbst nippt man am heißen Tee, während die Gischt in den Himmel spritzt. Der Standort ist so spektakulär wie praktisch, denn das nagelneue Lokal liegt am Camí de Cavalls. Das ist Menorcas berühmter Reiterweg, der um die ganze Insel herumführt und in früheren Zeiten vermutlich der Kontrolle der Küstenzonen diente. Denn Menorca war begehrt.

Auch beim Wandern können Menorca-Urlauber entdecken, wie vielseitig und hübsch die kleine Schwester Mallorcas ist.
Auch beim Wandern können Menorca-Urlauber entdecken, wie vielseitig und hübsch die kleine Schwester Mallorcas ist. © MSG

Die Lage im Mittelmeer galt als strategisch ausgezeichnet. Ob Römer, Mauren oder später im 18. Jahrhundert die Supermächte England und Frankreich: Sie lieferten sich erbitterte Kämpfe um das kleine Eiland. Nun ist der Camí de Cavalls wieder in Gänze passierbar. Und ist ein echter Geheimtipp. Auf 20 Etappen kann man ihn zu Fuß, per Rad oder hoch zu Ross genießen. Mal sind die Teilstrecken nur etwa zwei Kilometer kurz wie die Tour von Punta Prima nach Alcalfar, dann fast zehn Kilometer lang wie der Abschnitt von Cala Galdana nach Sant Tomás im Süden. Auf rund 185 Kilometer bringt es dieser Weitwanderweg GR-223: ein touristischer Schatz, der erst nach jahrelangen Debatten gehoben werden konnte. Bürgerinitiativen mussten gegründet, Gerichte bemüht, Wegerechte und Besitzverhältnisse geklärt werden, Inselregierungen haben sich am Camí de Cavalls entschieden. Nun steht der neue alte Weg für alle offen.

Man kann ihn auf eigene Faust erforschen. Ab Herbst soll auch eine Zwölf-Tages-Rundtour mit Übernachtungen am Wegesrand angeboten werden. So eine Art Jakobsweg für Nicht-Pilger. Und wenn Menorcas Wanderpapst Ralf Freiheit, seit 25 Jahren auf der Insel, davon erzählt, dann strahlen seine Augen. Weil er auf diese Weise „seine Insel” zeigen kann, so, wie sie wirklich ist. Mal blond, mal rot, mal schwarz nämlich ist Mallorcas hübsche kleine Schwester, ihre Fels- und Erdformationen ein höchst unterschiedliches Farbenspiel. Freiheit schwärmt von glasklarem Wasser in 100 Buchten, weshalb man allenthalben „Cala”-Hinweisschilder auf Menorca sichtet. Da ist die Cala Pregonda mit ihren gelben Sandstein-Felsen, die Cala Pilar mit ihrer roten Erde, das Cap de Favàritx mit seinem schwarzen Schiefergestein, die weiß schimmernden Dünen von Son Parc.

Menorca

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Ach, und von den ausgedehnten Steineichenwäldern, von den wilden Oliven-, den Mandel- und Zitronenbäumen, die noch im Hochsommer die Felder grün tünchen, ganz zu schweigen. Nicht zu vergessen die schätzungsweise 30 000 Kühe, mal schwarz-bunt, mal braun, aus deren Milch der berühmte Inselkäse Queso de Mahón hergestellt wird.

Dünn besiedelt ist Menorca und besitzt mit seinen 700 Quadratkilometern nur ein Fünftel der Fläche von Mallorca. Dafür besitzt es aber „viel mehr Charme”, wie nicht nur Ralf Freiheit, sondern auch die Einheimischen finden, die die große Schwester von nebenan ohnehin für etwas hochnäsig halten. Und es ist ja wahr: Die Menschen auf Menorca sind sehr freundlich, hilfsbereit und sprechen Englisch aus dem Effeff – wonach man auf Mallorca mitunter ziemlich lange suchen muss. Die Besatzungszeit hat Spuren hinterlassen. 1993 wurde fast die Hälfte der Insel als Unesco-Biosphären-Reservat unter Schutz gestellt. Die Folge: Landschaft ist noch Landschaft, wenig zersiedelt, eingeteilt durch Tausende Kilometer Trockensteinmauern, die ohne Mörtel und Zement auskommen und manchmal wie im Dornrös-chenland üppig mit blühenden Heckenrosen überwuchert sind. Klingt alles wie aus der Tourismuswerbung. Aber was soll man machen: Menorca ist eben so.