Von der Nordseeküste bis in die Highlands: eine Rundreise durchs schottische Aberdeenshire – wo Prinz Charles große Fische fängt

Das Großartige an Schottland ist: Man fährt nur 20 Minuten und ist in einem völlig neuen Landstrich”, sagt Alister McDermott. Der pensionierte Polizist arbeitet als Fremdenführer. Eine Aufgabe, der er sich mit Leidenschaft und stets im Kilt widmet. Am besten trifft seine Beschreibung wohl auf Aberdeenshire zu. Die Region, die sich von der Nordseeküste bis in die Highlands erstreckt, ist das Land der Schlösser und Burgen, der atemberaubenden Küsten, lieblicher Weiden und schroffer Berge. Die hohe Dichte an Burgen und Schlössern fällt bereits nach kurzer Fahrt durch das Hinterland Aberdeens auf. Viele Schlösser und Burgen sind nur noch als Ruinen erhalten, denn ein Großteil wurde im 17. Jahrhundert unter Oliver Cromwell zerstört, der Rest größtenteils von Anwohnern abgebrochen, die die Steine zum Bau ihrer Häuser benötigten.

Eine der beeindruckendsten dieser Ruinen ist Dunnottar Castle, das südlich von Aberdeen auf einem Felsen vor der Küste thront.

Einige Schlösser aber befinden sich in sehr gutem Zustand und werden als Museen oder Hotels genutzt – zum Beispiel Fyvie Castle, gut 40 Kilometer nordöstlich von Aberdeen gelegen. Das Schloss hat eine wechselvolle Geschichte, die Schlossführer Ian Finlay mit Liebe zum Detail erzählt. Vor allem aber verfügt es über einen waschechten Fluch: Im Mittelalter soll ein besonders rücksichtsloser Hausherr, der für sein Baumaterial die Umgebung geplündert hatte, von einem fahrenden Dichter mit dem Fluch belegt worden sein, dass von nun an die ältesten Söhne aller Hausherren vor ihren Vätern sterben sollten. „Und so ist es seither gewesen”, raunt Ian Finlay mit einem verschmitzten Grinsen, das entfernt an Prinz Philip erinnert.

Den echten Philip kann man mit etwas Glück in der südwestlichsten Ecke von Aberdeenshire sehen. Am Tor zu den Highlands liegt Balmoral Castle, das Königin Victoria als Sommersitz bauen ließ und in dem die königliche Familie heute jedes Jahr von August bis Oktober residiert. Dann bleibt das Schlossgelände der Öffentlichkeit verschlossen, aber auch den Rest des Jahres bekommen Besucher wenig mehr zu sehen als die Parkanlagen, die königlichen Gemüsebeete und den Ballsaal des eher rustikalen Schlosses.

Dennoch kann man beim „Royalswatching” Glück haben: Noch vor vier Wochen habe er Prinz Charles beim Fischen getroffen, erzählt Wanderführer Ian Murray bei einem Spaziergang durch den Cairngorms-Nationalpark, in dessen Herzen Balmoral liegt. Der Prinz habe einen freundlichen Smalltalk begonnen. Heute sind nur normalsterbliche Fliegenfischer im Fluss Dee zu beobachten, an der Brücke, die auf das königliche Grundstück führt. „Die königliche Familie lebt wie in einem Goldfischglas”, sagt Ian. „Hier sind sie ungestört.” Die Windsors lieben die Natur rund um ihren Sommersitz, und als Tourist kann man nicht umhin, es ihnen gleichzutun. In den Wäldern und Heidelandschaften des Nationalparks leben neben Auerhähnen und Hirschen auch bedrohte Steinadler und einige wenige, äußerst seltene Wildkatzen.

An diesem Tag aber lassen sich auch die Tiere nicht blicken, nicht einmal in den Highlands, die wenige Kilometer entfernt beginnen. „Das Wetter ist zu gut”, erklärt Neil Bain, der im Geländewagen Touristen auf „Highland-Safari” mitnimmt. „Die vielen Wanderer haben die Tiere verscheucht.” Die Cairngorms-Berge bieten eine eigentümliche Landschaft, die trotz der höchstens 1300 Meter hohen Gipfel wie alpines Hochgebirge wirkt. Hier merkt man, dass man in Nordeuropa ist: Auf über 500 Metern wachsen keine Bäume, oberhalb von 900 Metern liegt auch im Sommer Schnee.

Schottland

Anreise: Mit KLM

01805/00 77 72

www.klm.de

ab Düsseldorf über Amsterdam nach Aberdeen. Oder mit British Airways

01805/26 65 22

www.britishairways.com

ab Düsseldorf über London nach Aberdeen.

Kontakt: Visit Britain

030/3 15 71 90

www.visitbritain.com

Während der „Safari” bleibt der markante Gipfel des Lochnagar im Blick, über den Prinz Charles einst ein Kinderbuch geschrieben hat und der seit über 160 Jahren Namensgeber für den Whisky „Royal Lochnagar” ist. Seit Königin Victoria die Destillerie besucht hat, darf diese sich mit dem königlichen Attribut schmücken. „Bis heute haben wir eine enge Beziehung zu Balmoral”, sagt Stewart Adamson, Besucherführer in der Destillerie, zweideutig.

Wie aus Quellwasser, Hefe und gemalzter Gerste das schottische „Wasser des Lebens” wird, erfährt der Besucher hingegen äußerst detailliert, beim Rundgang wie bei der anschließenden Verkostung. Wer aber mehr über das spannende Geheimnis der rauchigen Scotch Whiskys erfahren will, deren Malz über Torffeuern getrocknet wird, der sollte sich unbedingt an Alister halten.