Abflugsangebot so groß wie nie. Preise bleiben weitgehend stabil
Hiobsbotschaften gab es in der Touristikbranche in den vergangenen Monaten zu genüge. Umso bemühter war TUI-Chef Dr. Volker Böttcher auf der Programm-Präsentation im Land Fleesensee die Zukunft seines Konzerns in warmen Sommerfarben zu malen. Die wahrscheinlich einprägsamste Aussage dabei war folgende: „Die Aschewolke ist für die organisierte Reise zu einer Image-Kampagne par excellence geworden”.
Nur am Rande erwähnte Böttcher die 100 Millionen Euro, die für die Rückholaktionen ausgegeben wurden – und die natürlich auf die Bilanz drücken. Aber: Die Resonanz der Kunden auf das gute Krisenmanagement sei „überwältigend und für die Zukunft kaum bezahlbar”, so der TUI-Chef. Sicherheit sei für 50 Prozent aller Reisenden jetzt noch wichtiger, „das Potenzial für die organisierte Reise somit gestiegen”, meint Böttcher. Zur Erinnerung: Deutschlands größter Reisekonzern hatte die ganze Branche mit seiner Kulanz zur Kostenerstattung überrascht und dominiert.
Zukunft war das große Thema in Mecklenburg. Grund: Marktforschungen belegen ein hohes Reiseinteresse der Bundesbürger. Das geschätzte Restpotenzial für den Sommer liege „bei 13 Millionen Reisen”, so Böttcher.
Klar im Trend liegt nach TUI-Aussagen die Fernreise, der TUI-Chef sprach von einem Buchungsplus von 31 Prozent. Auf der Mittelstrecke liegt die Türkei mit zehn Prozent über dem Vorjahresergebnis und ist mittlerweile zum drittwichtigsten Urlaubsland der Bundesbürger aufgestiegen. Auch Ägypten, Kroatien und Israel gehörten zu den Gewinnern.
Deutliche Rückgänge verzeichneten hingegen Italien und Portugal. „Spanien”, so Böttcher, „hat sich nach schwachem Start wieder gefangen”. Glaubt man den Aussagen, hat sich auch das gebeutelte wieder eingermaßen gefangen. Nach einem Buchungseinbruch von rund 15 Prozent, ziehe „das Geschäft derzeit wieder deutlich an”, sagt Böttcher. Die Rabatte und Preisnachlässe der Hotels hätten ihre Wirkung auf dem deutschen Markt nicht verfehlt.
In Sachen Expansion geht der Marktführer mit breiter Brust in die Offensive: Das Angebot an Reisen steigt insgesamt um zehn Prozent. Das Angebot an Flügen wird um satte 14 Prozent angehoben. Ergebnis: ein nie dagewesener Rekordwert möglicher Abflüge ab Deutschland im Winter.
Aber auch die Preise steigen: Die Fernreise wird wegen höherer Kerosinpreise und ungünstiger Wecheselkurse um rund drei Prozent teurer. Im Segment Eigenanreise mit den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz bewegen sich die Preise ein bis zwei Prozent über Vorjahresniveau. Einzig Ziele im Mittelmeerraum sind etwas günstiger buchbar – ein Prozent.
Bei allem Jubel: einen kleinen Fehler musste die TUI-Führungsriege doch eingestehen. Die Marke „Weltentdecker” verschwindet vom Markt. Der Name sei „nicht eindeutig gewesen”, hieß es. Die meisten hätten damit Fernreisen assoziiert. In Wahrheit lag kein Flugziel länger als drei Stunden ab Deutschland entfernt. Das Programm geht ab Winter im Bausteinreisen-Programm auf – unter anderem unter dem nicht mehr irreführenden Namen „TUI Fernreisen”.