Borkum: Im Juni beziehen die Schalker Knappen ihr Trainingslager auf der Insel. Anlass für eine Inselinspektion
Na, ob den Schalke-Spielern Borkum so richtig gut gefallen wird? Wer die nordwestlichste deutsche Insel mit den Augen von S04-Trainer Felix „Quälix” Magath sieht, wird wohl völlig andere Möglichkeiten wahrnehmen als die rund 230 000 Touristen, die Jahr für Jahr für durchschnittlich zehn Tage auf das 31 Quadratkilometer große Eiland kommen.
Eine Insel, die für sich reklamiert, Insel im Hochseeklima zu sein. Weil Borkum auch bei Ebbe vollständig von der Nordsee umgeben ist – anders als die weiter östlich liegenden Nordseeinseln. Und Wind von vorn – den gibt's hier oft genug schon von allein – die Surfschüler wissen ein Lied davon zu singen.
Doch Felix Magath wird vom 24. Juni bis zum 2. Juli eher die langen Strände mit dem feinen und zum Teil sehr tiefen Dünensand zu nutzen wissen und seine Mannen kilometerweit die Wasserlinie entlang scheuchen. Vielleicht ganz im Osten, wo selbst zur Hochsaison die Strände leer sind. Und er wird Steigerungsläufe anordnen, durch den tiefen Dünensand immer hinauf. Vielleicht wird er sie auch mal – fast schon zur Erholung – mit den Rädern über die holprigen, sich windenden Fahrradwege scheuchen – und anders als die vielen Touristen auf die dicken Reifen und die Stoßdämpfer am Rad verzichten.
Vielleicht haben die Schalke-Kicker auch ein bisschen Glück und Felix Magath entdeckt nicht die Möglichkeit, einen Dauerlauf über 289 Stufen den neuen Leuchtturm hinauf machen zu lassen, von dem aus man einen so schönen Rundblick über Borkum hat: Sowohl über die Inselhauptstadt mit knapp 5500 Einwohnern und mehr als dreimal so vielen Gästebetten als auch über die Marschlandschaft und die Wanderdünen der Insel. Aber das wird ihm wohl nicht passieren.
Erholen wird sich gewiss der Fahrer des Mannschaftsbusses. Vielleicht wird er sogar im Ruhrgebiet bleiben. Denn innerhalb von drei Stunden rollt der Intercity von Gelsenkirchen direkt zum Außenhafen, von dort sind es gerade einmal zwei Dutzend Schritte auf die Fähre. Und an der Borkumer Reede wartet dann die beschauliche kleine Inselbahn am Anleger, um die Gäste in die knapp acht Kilometer entfernte Stadt zu bringen.
Wer will, kann hier also Badeurlaub machen wie zu Zeiten, als das Auto noch nicht erfunden war. Gepäckträger-service inklusive. Gewiss, als Zugeständnis an die modernen Zeiten kann man auch den Wagen mitnehmen. Aber wozu? Bei elf Kilometern Länge und acht Kilometern Breite sind sämtliche Enden der Insel mit dem Fahrrad erreichbar und das Inselleben mit Kurkonzert, guten Restaurants und Promenadenbummel spielt sich ohnehin im zentralen Ort ab. Zudem gilt die Insel als sonnenreich.
Borkum
Anreise: Mit der Deutschen Bahn
01805/99 66 33
bis Emden Hauptbahnhof, dort mit dem Bus zum Außenhafen und dann mit dem Schiff nach Borkum Reede. Mit dem Auto aus dem Ruhrgebiet über die A31 bis Emden, ab Emden Außenhafen mit der Fähre nach Borkum, ca. 350 Kilometer, Fahrtzeit circa 5,5 Stunden.
Besonderheiten: Das Team von Fußball-Bundesligist Schalke 04 trainiert vom 24. Juni bis 2. Juli zur Vorbereitung der Spielzeit 2010/11 auf Borkum und wird im Strandhotel Vier Jahreszeite´n
04922/92 20
wohnen. Doppelzimmer ab 96 Euro pro Person inklusive Frühstück.
Veranstalter: Graf's Reisen
02325/69 80
bietet eine Tagesfahrt im Reisebus auf die ostfriesische Insel Borkum ab 45 Euro. Dertour
01805/33 76 66
bietet Ferienwohnungen auf Borkum ab 525 Eurp pro Woche.
Kontakt: NSHB Borkum GmbH
04922/93 30
Da punktet Borkum mit der Promenade, von der sich die Sonnenuntergänge Richtung Westen so gut beobachten lassen wie auf keiner anderen ostfriesischen Insel. Ob die Kicker, die im Strandhotel „Vier Jahreszeiten” absteigen werden, dafür einen Blick haben? Vielleicht haben sie auch Glück und sie dürfen ins hochmoderne Gezeitenland, dem Meerwasserschwimmbad am Ostrand, mit drei Erholungs- und Fitnessdecks, wo man sogar auf einer stehenden Welle unter optimalen Bedingungen surfen kann.
Susanne Westermann, die Touristik-Direktorin der Insel, die vor 30 Jahren aus Bielefeld kommend dem Charme des ostfriesischen Eilands verfiel, hat bereits erste Erfahrungen mit Fußballvereinen gemacht: Vor zwei Jahren war Arminia Bielefeld da, im letzten Jahr die „Werkskicker” von Bayer Leverkusen. Dieter Burdenski, Torwartlegende von Werder Bremen, bietet eine Fußballschule auf der Insel an.
Und die Insulaner verstehen es, Gastfreundlichkeit mit dem eigenen Vorteil zu verbinden: Wenn, wie seit 64 Jahren gute Übung, eine vierstellige Zahl von Ärzten aus Westfalen-Lippe zur Fortbildung auf die Insel kommt, lassen sie sich von den hochrangigen Experten durchchecken und bekommen vermutlich attestiert, was man sowieso schon immer wusste: Dass nämlich das Reizklima der See für robuste Atemwege und gesunde Haut sorgt – davon zeugen übrigens auch die zahlreichen Kurkliniken im Ort.
Und wenn die Fußballer kommen, nutzt auch der Kreisligist TuS Borkum gern die Chance zum Testspiel am 30. Juni. Im letzten Jahr gegen Bayer Leverkusen gab es eine hauchdünne 0:18-Niederlage. Wer Felix Magath kennt, wird fürchten müssen, dass er seine Jungs trotz der Konditionsbolzerei und der WM-bedingten Einschränkungen des Kaders dazu animiert, noch ein kleines Schüppchen drauf zu legen.
Aber das wird wahrlich nicht einfach, denn der TuS hat geschafft, was Schalke auch zuletzt wieder einmal verwehrt war: Er wurde Meister mit sechs Punkten Vorsprung. In der Kreisklasse Niedersachsens versteht sich.