Auf der Spur der tollen Knolle in Kroatien: Das Mirnatal ist eine landschaftlich reizvolle Fundgrube für Trüffelfreunde

Claudio Ipsa hält die Nase tief in einen Plastikbecher. Darin ist Olivenöl. Aber nicht irgendeines, sondern das beste Istriens. Das hat Klaudio sogar schriftlich: Als erster Hersteller des Landes fand Ipsa 2005 Aufnahme in die italienische Ölbibel „L'Extravergine”. Und darauf ist er stolz.

Der Enddreißiger steht im edlen Verkostungsraum seines Bauernhauses. Gibt es ein Stück Brot? Klaudio rümpft die Nase: Olivenöl verkostet man ohne Brot. Der Kenner nimmt einen Plastikbecher, wärmt ihn mit der Hand an. Eine Serviette dient als Deckel, damit das Aroma bleibt. Nun kurz das Papier heben und die Frucht riechen. Ist es reifer Apfel? Artischocke? Frisch geschnittenes Gras? Einen kleinen Schluck trinken. Da kratzt ein dezenter Pfefferton im Kehlkopf. Das ist perfekt.

Klaudio Ipsa ist bei Weitem nicht der einzige istrische Landwirt, der nach alter bäuerlicher Tradition arbeitet. Überall entstehen Olivenhaine und Weingärten. Längst nennen Gourmets Istrien in einem Atemzug mit Provence und Toskana.

Einer der Gründe hierfür ist eine Knolle, die im Auwald am Mirnafluss gefunden wird: Trüffel. Im Dorf Livade wohnt der Trüffelkönig. „Zigante” steht am Tor seines Restaurants. Dahinter öffnet sich eine Marmorloggia. Weinkellner Emil serviert im tadellosen Frack. Hausherr Giancarlo Zigante steht in abgewetzter Lederjacke abseits. Gleich läutet wieder sein Handy, weil jemand ihm eine frisch gefundene Knolle anbietet. Dann startet er seinen Jeep und macht ein Bargeschäft. Ein Schnäppchenziel ist Istrien nicht mehr. Das Fläschchen Olivenöl bei Ipsa kostet sieben Euro. Auch Zigante ist kein Preisbrecher. Das Trüffel-Probiermenü kostet 25 Euro. Im Laden nebenan ist ein Gramm schwarze Trüffel für einen Euro zu haben. Italiener fahren eigens dafür um die halbe Adria.

Istrien

Lage: Istrien ist die größte Halbinsel an der nördlichen Adria, gehört zum größten Teil zu Kroatien.

Anreise: Lufthansa

01805/80 58 05

www.lufthansa.com

oder Croatia Airlines

0038/5 16 16 02 36

www.croatiaairlines.com

fliegen ab Düsseldorf über Frankfurt oder München nach Zagreb. Mit dem Auto von Düsseldorf nach Pula sind es 1221 Kilometer. Knapp zwölf Stunden dauert die Fahrt.

Veranstalter: Mit I.D. Riva Tours

089/23 11 000

www.kroatien-idriva.de

eine Woche Halbpension im Drei-Sterne-Hotel in Istrien im Juni bei eigener Anfahrt ab 189 Euro. Mit Sparmit-Reisen

07621/ 9 14 01 11

www.spar-mit.com

vergleichbares Angebot ab 294 Euro.

Kontakt: Kroatische Zentrale für Tourismus

069/2 38 53 50

www.kroatien.hr

Tullio Fernetichs Blick schweift zur Küste. Der Familienvater betreibt das Landhotel „San Rosso”: Ein Schmuckstück, errichtet in mehreren historischen Häusern mit viel Glas und unbehauenem istrischen Marmor. Abends tischt der Hausherr auf: etwa Teufelsfisch mit Trüffeln, Risotto mit Gambas und Morcheln.

Dazu gibt es Wein von Giorgio Clai aus dem Nachbarort Buje. Clai ist ein Winzer wie eine Eiche: Der kräftige Mann hält nichts von geschönten Weinen, sondern lässt seine Malvasier ungekühlt auf den Schalen gären.

Tipps, wie das kleine Weingut, hat die Hoteliersfamilie Fernetich zahlreich auf Lager. Wer ihnen folgt, landet mal auf der schönsten Caféterrasse Istriens im Künstlerdorf Groznjan, mal in der Palladio-Kirche von Motovun oder an einem entlegenen, idyllischen Kiesstrand bei Novigrad.

Ein Bummel am Hafen von Novigrad ist der genau richtige Einstieg zur Audienz beim verrücktesten Großmeister der istrischen Köche: Damir Beletic. Der frühere Handballstar schärft kurz seine japanischen Messer, bevor er blitzschnell zwei Seezungen vor den Augen der Gäste verarbeitet. Schon hat er die Filetstücke mit Olivenöl und Zitrone mariniert. Und das war bereits die ganze Zubereitung. Der überwiegende Teil des fünfgängigen Menüs in seinem Lokal besteht nämlich aus – rohem Fisch.