Korallenschäden durch chinesischen Frachter noch größer als erwartet
Eine Ölpest konnte zwar verhindert werden, doch ist der Schaden auch so beträchtlich: Der am Ostersamstag am Great Barrier Reef auf Grund gelaufene chinesische Frachter hinterließ nach Angaben eines Experten eine rund drei Kilometer lange Schneise durch das berühmte Korallenriff vor der australischen Küste. Es dürfte Jahrzehnte dauern, bis sich die sensiblen Organismen von der Verwüstung erholt haben, sagte der wissenschaftliche Leiter der Verwaltung des Naturschutzgebietes, David Wachenfield, am Dienstag dem öffentlichen Rundfunksender ABC.
Experten war es am Montag gelungen, den Kohle- und Treibstofffrachter wieder freizuschleppen. Danach hatten Taucher erstmals Gelegenheit, den Schaden an dem Riff zu begutachten. Laut Wachenfeld war er größer als erwartet: „Das ist mit Abstand die größte Narbe, die durch ein Schiff in dem Riff verursacht wurde”, sagte er ABC. „Der Frachter blieb nicht auf einem Platz hängen und wurde dann freigeschleppt. Vielmehr beschädigte er ein Gebiet von etwa drei Kilometern Länge und 250 Meter Breite”. Immer wieder sei an den Korallen auch die hochgiftige Farbe entdeckt worden, die den Schiffsrumpf vor Algenbewuchs schützen soll, sagte der Chef des Naturschutzparks, Russell Reichelt. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die toxische Farbe unweigerlich auch die Korallen töten werde.
Der Frachter „Shen Neng 1” war vor zehn Tagen mit 68.000 Tonnen Kohle und 1000 Tonnen Schweröl an Bord am Great Barrier Reef in eine Untiefe geraten und drohte auseinanderzubrechen. Rund drei Tonnen Öl flossen ins Meer, die Behörden befürchteten eine Umweltkatastrophe. Ein Großteil des noch verbliebenen Öls konnte jedoch abgepumpt werden, bevor der Frachter schließlich zu einer nahe gelegenen Insel geschleppt wurde. Die australische Regierung wirft der Besatzung vor, eine nicht genehmigte Route durch das geschützte Korallenriff genommen zu haben. Premierminister Kevin Rudd bezeichnete es erneut als „absoluten Frevel”, dass der Frachter auf dem Riff auflaufen konnte. „Wir werden keinen Stein auf dem anderen lassen, um herauszufinden, wie das passieren konnte”, sagte er.
Das als Weltnaturerbe gelistete Great Barrier Reef erstreckt sich über 345.000 Quadratkilometer. Es gilt als der größte lebende Organismus der Welt. Das sensible Ökosystem wird bereits durch den Klimawandel und Abwässer aus der Landwirtschaft bedroht. (afp)