Krankenkassen bezuschussen Gesundheitsanwendungen im Ausland, aber keinen Urlaub auf Rezept
Die Deutschen werden immer älter, der Staat hat zunehmend weniger Geld für das Gesundheitswesen, die Eigenverantwortung der Bürger wächst ständig. Die Reisebranche hat ihre Schlüsse aus dieser Entwicklung gezogen.
Gemeinsam mit einigen Krankenkassen haben inzwischen zahlreiche Reiseveranstalter ein immer breiter werdendes Angebot an subventionierten Gesundheitsprogrammen aufgelegt. Möglich macht das ein Gesetz, das die Bezuschussung solcher Angebote auch im Ausland erlaubt. Wir sprachen mit Mehdi Langanke, Leiter Produktmanagement von TUI Vital, über den bezuschussten Gesundheitsurlaub.
Veranstalter wie TUI, Dertour und Spezialisten wie Dr. Holiday und FIT Reisen bieten in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen im kommenden Jahr mehr subventionierte Gesundheitsprogramme im Ausland an. Wie funktioniert das?
Langanke: Grundsätzlich müssen wir zwischen Präventionsangeboten und Kurprogrammen unterscheiden. Präventionskurse richten sich an Gesunde, die keine akuten oder chronischen Beschwerden haben. Eine Kur im Ausland ist immer dann sinnvoll, wenn die Behandlung zu Hause nicht anschlägt. In einem solchen Fall bewirkt ein Tapetenwechsel oft wahre Wunder. Besonders bei Orthopädie-, Rheuma- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden im Ausland sehr gute Erfolge erzielt.
Wer bekommt einen Zuschuss für seinen Gesundheitsurlaub?
Langanke: Im Prinzip jedes Krankenkassenmitglied, egal wie alt oder fit es ist. Präventionskurse werden von den Kassen je Handlungsfeld einmal pro Kalenderjahr bezuschusst, egal ob der Kurs am Wohnort oder im Urlaub stattfindet. TUI kooperiert dabei unter anderem mit der KKH. Mitglieder haben den Vorteil, dass sie den Zuschuss für die TUI-Vital-Angebote ohne bürokratische Hürden erhalten. Sie reichen die Teilnahmebestätigung nach Kursende bei der Kasse ein und bekommen das Geld automatisch erstattet. Aber auch Versicherte bei anderen Kassen haben prinzipiell ein Anrecht auf den Zuschuss.
Was genau wird bezahlt?
Langanke: Die Krankenkassen übernehmen 80 Prozent der Kosten und maximal 75 Euro pro Person. Bei Kombination von zwei unterschiedlichen Präventionsprogrammen wie Bewegung und Entspannung werden sogar bis zu 150 Euro erstattet. Wird eine Kur von der Krankenkasse bewilligt, so zahlt die Kasse im europäischen Ausland zusätzlich eine Pauschale von 13 Euro pro Tag für Hotel, Verpflegung und Fahrt. Und sie übernimmt die Kosten für alle Heilmittel und Arzthonorare.
Können Sie einige Beispiele für bezuschusste Präventionsprogramme nennen?
Langanke: In vielen unserer Hotelanlagen bieten wir Präventionsangebote zu den Themen Bewegung, Ernährung und Entspannung an. Im Trend liegen Nordic Walking, Tai Chi, Aqua Aerobic und Pilates. In Zusammenarbeit mit den Kassen haben wir in diesem Jahr insgesamt 42 Präventionsreisen in Deutschland und in sechs andere europäische Länder mit garantiertem Gesundheitszuschuss in unserem Programm. Bei den Kuren reicht das Spektrum von Bewegungstherapie über Sole- oder Moorbäder bis hin zu Heilwasser-Trinkkuren.
Erstmals bieten wir auch ärztlich begleitete Flusskreuzfahrten auf der TUI Maxima und Themenkreuzfahrten auf der Donau mit Krankenkassenzuschuss an. Präventionsprogramme außerhalb der Europäischen Union werden grundsätzlich nicht subventioniert.
Sollte man sich schon vorab bei der Kasse erkundigen, ob eine Behandlung bezuschusst wird oder nicht?
Langanke: Um den Qualitätsansprüchen der Krankenkassen zu genügen, müssen Ärzte und Therapeuten für ambulante Vorsorgeleistungen am Kurort zahlreiche Anforderungen erfüllen. Wir empfehlen unseren Gästen deshalb, sich bereits vor der Buchung mit ihrem Arzt oder ihrer Krankenkasse in Verbindung zu setzen. Wichtig zu wissen ist auch, dass die Teilnehmer von Präventionskursen an mindestens 80 Prozent des Programms teilgenommen haben müssen. Nur dann erhalten sie die Teilnahmebestätigung, die sie später bei der Kasse einreichen können, um ihr Geld erstattet zu bekommen.