Santiago de Compostela: Der spanische Wallfahrtsort feiert 2010 ein heiliges Jahr – mit zahlreichen Veranstaltungen

Die Orgel erfüllt die Kathe-drale mit ihrem Klang, eine Nonne singt, der Botafumeiro, ein großes Weihrauchfass, schwingt durch das riesige Querschiff – erhabene Stimmung in Santiago de Compostela. Letztes Jahr pilgerten rund 150 000 Menschen – davon etwa ein Zehntel aus Deutschland – in die Stadt im Nordosten Spaniens. 2010 werden es erheblich mehr sein. Denn es ist ein heiliges Jahr, das immer dann begangen wird, wenn der Festtag des Apostels Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt. Das vorige heilige Jahr war 2004, das nächste wird erst wieder in 11 Jahren sein.

Entsprechend der seit dem 15. Jahrhundert bestehenden Tradition öffnete der Erzbischof von Santiago am 31. Dezember die Gnadenpforte der Kathedrale und leitete damit die Feierlichkeiten ein. Dazu gehört auch ein umfangreiches Kulturprogramm in der Autonomieregion Galizien: rund 2000 Ausstellungen, Theatervorstellungen und klassische Konzerte bis hin zu einem Mega-Rock-Konzert. Doch für die meisten sind religiöse und spirituelle Motive vorrangig. Viele suchen die Ruhe des Weges, um über ihr Leben und ihre Bestimmung nachzudenken. Andere wiederum treibt die Lust am Wandern oder auch kulturhistorisches Interesse.

Immerhin bietet der 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Weg von der französischen Grenze bis Santiago ungefähr 1800 Bau- und Kulturdenkmäler, darunter die großartigen Kathedralen von Burgos, Leon und Santiago. Spricht man vom Jakobsweg, meint man in erster Linie den Camino Francés – den „französischen” Weg. Nördlich davon führt der Camino Primitivo beziehungsweise del Norte an der kantabrischen Küste entlang. Dieser „erste” Jakobsweg wurde bereits vor mehr als 1000 Jahren begangen, als der größte Teil der Iberischen Halbinsel von den muslimischen Mauren besetzt war. Vom portugiesischen Porto nach Santiago führt der Camino Portugués, von Sevilla der Camino de la Plata.

Der leidenschaftliche Pilger beginnt den Hauptweg im französischen Saint-Jean-Pied-de-Port oder jenseits der Grenze im spanischen Roncesvalles. Aber nicht jeder hat die fünf bis sechs Wochen zur Verfügung, die man für die etwa 800 Kilometer braucht. Dann empfiehlt es sich, den Camino in mehreren Jahresetappen anzugehen, beispielsweise von Pamplona, das von Deutschland aus gut zu erreichen ist, bis Leon und später von Leon nach Santiago. Pamplona, die Hauptstadt Navarras, besticht durch ihre wunderbare Altstadt mit vielen Restaurants und Cafés, darunter das „Iruna”, wo Ernest Hemingway so manche Zeit verbrachte.

Santiago de Compostela

Anreise: Mit Air Berlin

01805/73 78 00

www.airberlin.com täglich ab Dortmund nach Santiago.

Veranstalter: Eine achttägige Mietwagenrundreise von Tui

01805/88 42 66

www.tui.com ab/bis Santiago de Compostela kombiniert Kultur, faszinierende Landschaften und die Höhepunkte des Jakobsweges – ab 445 Euro.

Kontakt:

Spanisches Fremdenverkehrsamt

0211/6 80 39 81

www.spain.info

Doch bevor man sich der Stadt widmet, gilt es, eine Herberge zu finden und sich einen Platz für die Nacht zu sichern. Der Camino verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur: zahlreiche Herbergen, selbst in kleineren Orten, Pensionen und Hotels. Gerade die Herbergen wie auch das gemeinsame Wandern und die Rastpausen unterwegs bieten das, was den Jakobsweg einzigartig macht: die Kommunikation mit Mitpilgern aus aller Welt. Es ist immer ein Gewinn, mit einem bis dahin unbekannten Menschen ein Stück des Weges zu gehen, sich auszutauschen, an den Gedanken und Erfahrungen des anderen teilzuhaben. Und ganz nebenbei macht dieser Weg mit den vielfältigen Landschaften Spaniens bekannt: mit dem Pyrenäen-Vorland, den Weinbergen von Navarra und La Rioja, mit der weiten Ebene Kastiliens und schließlich dem grünen, regenreichen Galizien. Nach den Anstrengungen vieler Tage nähert man sich schließlich dem Ziel. Vom Monte de Gozo, dem Berg der Freude, öffnet sich das Panorama von Santiago de Compostela. Nun heißt es, sich zu sputen, um die mittägliche Pilgermesse nicht zu verpassen. Sie ist der Schlusspunkt des Weges und trägt sicher zu dessen besonderem Zauber bei, der viele Pilger nicht loslässt, so manchen veranlasst, den Camino wieder und wieder zu gehen.

Beendet ist die Pilgerschaft, wenn die Jakobus-Büste über dem Altar umarmt wurde. Dann folgt noch etwas „Bürokratie”: Im Pilgerbüro legt man sein Credencial, den Pilgerpass, vor, den unterwegs mit vielen Stempeln versehenen Nachweis, dass mindestens 100 Kilo- meter zu Fuß oder 200 mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden. Dafür gibt es die Compostela, die Pilgerurkunde. Die in Santiago verbleibende Zeit sollte man nutzen für den Besuch des Kathedralmuseums aber auch für einen Bummel durch die Gassen der Altstadt. Nur zu bald trägt einen das Flugzeug in das gewohnte Leben zurück.