Kärnten: Rosental liegt nicht am Wörthersee – der Campingplatz St. Margareten hat sich trotzdem durchgesetzt

In St. Margareten im Südkärntner Rosental vergibt der Herr Doktor die Stellplätze. Dass ein Physiker etwas mit Campingplatz zu tun hat, erkennt man sofort am Spielplatz. Dort gibt's nicht nur Rutsche und Klettergerüst, sondern auch ein Penrose-Dreieck und das schnurlose Telefon, bei dem man sich mittels zweier Parabolspiegel in 50 Meter Entfernung verständigt. Die Camper, junge und erwachsene, können sich von physikalischen Phänomen verblüffen lassen und notfalls bei Dr. Samo Kupper nachfragen.

Dann erzählt der dreifache Vater gerne von optischen Täuschungen oder den Phänomenen der Akustik. Ansonsten verzieht sich der Wissenschaftler – ganz wie es seiner Profession und auch seiner Natur entspricht – lieber ins Hinterstübchen, heute Backoffice genannt. Denn eigentlich ist seine Frau Katharina die Chefin.

Sie hat den Platz 1990 von ihren Eltern übernommen. Kein leichter Job, wenn man nicht am Wörthersee oder am Millstätter See, sondern im südlichsten Winkel Kärntens liegt, nur 20 Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Zwar verbucht Kärnten 40 Prozent aller Camping-Übernachtungen in Österreich, die meisten allerdings an den großen Seen. Allein am Wörthersee konkurrieren 15 Plätze mitein-ander.

Es muss nicht immer der Wörthersee sein: Auch andere Landschaften bieten Camping-Idylle pur
Es muss nicht immer der Wörthersee sein: Auch andere Landschaften bieten Camping-Idylle pur © Foto: TV

Ende der 60er Jahre hat Klein-Katharina mit ihren Schwestern am Tauernpass Handzettel verteilt, um auf ihren Campingplatz aufmerksam zu machen. „Damals standen die Leute mit ihren Wohnwagen zwei Tage am Straßenrand, weil die Plätze in Pörtschach und Umgebung voll waren”, erzählt Rosi Wernik (73), Katharinas Mutter. Vom südlichsten Campingplatz Österreichs im stillen Rosental hatte noch niemand was gehört.

Mangels Wörthersee legten die Werniks alsbald einen 8000 Quadratmeter großen Badeteich an. Berge gibt's rund ums Rosental zum Glück reichlich, hier musste man nicht nachbessern. Zur slowenischen Seite hin erheben sich die Karawankengipfel, es bieten sich reizvolle Wanderungen zum Beispiel zur Klagenfurter Hütte an. Wer lieber im Tal bleibt, kann in den naturbelassenen Drauauen spazieren gehen. Rosen wird man im Rosental übrigens nicht übermäßig viele sehen. Der Name des Tals stammt von den Rittern von Rase.

Auf den Hauswanderungen, die Camping Roz (slowenisch für Rosental, das nichts mit Rosen, sondern den Rittern von Rase zu tun hat) in der Hauptsaison anbietet, führt Frans aus dem niederländischen Flachland die Gäste auf die Karawankengipfel. Der Rentner campt seit 1971 hier. Wie schwer die Wanderung wird, kann man an den Socken erkennen, die „Wanderfrans” morgens überstreift: Grüne Socken bedeutet leicht, die roten signalisieren 1000 Meter Höhenunterschied.

Ein anderer Holländer war jahrelang auf dem Strandcamping Turnersee, ein Stück weiter östlich, aktiv: Pater Bergmans, in Weert geboren und als erster Touristen-Seelsorger Kärntens bekannt geworden. Zu den Gottesdiensten des „Fliegenden Holländers” auf dem Campingplatz kamen regelmäßig 300 Gläubige. Zahlreiche angehende Priester haben hier ein Praktikum absolviert. „Das waren die ersten Animateure. Die haben Gitarre gespielt und mit den Gästen gesungen”, sagt Stefan Breznik, einer der beiden Campingplatz-Besitzer, die wie viele hier in der grenznahen Gegend zu den zweisprachigen Kärntner Slowenen gehören.

Der Platz liegt direkt am Turnersee und punktet mit 28 Grad warmem, moorhaltigem Wasser. Ein Refugium für Naturliebhaber mit Schilfgürtel statt Strandpromenade. Eine solche Promenade mit Cafes, Hotels und Souvenirgeschäften findet man drei Kilometer entfernt in St. Kanzian. Der Hauptort am Klopeiner See beherbergt jährlich Dreiviertel aller Feriengäste der Region, auch auf drei Campingplätzen am See.

Wer weiter südlich auf dem Campingplatz Pirkdorfer See logiert, hat das Wandergebiet des Petzen vor der Caravantür. Der Südkärntner Hausberg lässt sich bequem mit der Seilbahn erklimmen, so ist allenfalls das Panorama, nicht aber der Aufstieg atemberaubend. Von der Bergstation kann man zahlreiche Wanderungen, auch nach Slowenien, unternehmen, mitten auf dem Gipfel verläuft die Grenze. Vor 20 Jahren passierte es, dass sich einem plötzlich ein bewaffneter Grenzposten in den Weg stellte, erzählt ein Einheimischer. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.