Um aus den roten Zahlen zu kommen, müssen Airlines ihre Tickets teurer verkaufen

Mit dem Billig-Preiskampf im vergangenen Jahr haben sich die Fluggesellschaften in eine Sackgasse manövriert. Wollen sie nun aus den roten Zahlen herauskommen, müssen sie nach Einschätzung von Experten höhere Ölpreise, steigende Flughafengebühren und bald auch Klimaabgaben an die Kunden weitergeben. „Die Preise, die gegenwärtig am Markt angeboten werden, sind auf Dauer nicht zu halten”, sagt Luftfahrtexperte Gerd Pontius von der Beratungsgesellschaft Prologis.

Um ihre Flugzeuge zu füllen, nehmen Airlines derzeit auf vielen Strecken Verluste in Kauf. Motto: Jeder Passagier der mitfliegt, ist besser als ein leerer Sitz. „Einmal verlorene Marktanteile sind nur schwer zurückzugewinnen”, so Pontius. Zu Beginn des vergangenen Jahres, als sich die Krise markant im Reiseverhalten niederschlug, hatte eine Abwärtsspirale begonnen. Nach Angaben des Weltluftfahrtverbands IATA waren die Ticketpreise Ende 2009 um 30 Prozent billiger zehn Jahre zuvor.Dem Statistischen Bundesamt zufolge sanken die Ticketpreise im ersten Halbjahr 2009 im Vergleich zu Ende 2008 in der Economy Class um knapp sieben Prozent. Im zweiten Halbjahr erholten sie sich langsam wieder. Einige Anbieter, wie der Billigflieger Ryanair, reduzierten die Preise jedoch über das Jahr sogar um zwanzig Prozent.

Damit ist nun aber Schluss: In diesem Jahr will Ryanair seine Preise stabil halten oder wegen steigender Flughafengebühren auf manchen Strecken sogar um mehr als zehn Prozent erhöhen. Tickets für einen, 49 oder 99 Euro dürfte es aber wohl auch künftig geben – wenn auch nur für wenige Plätze an Bord.

Verteuern dürfte die Tickets auch der Emissionshandel ab 2012. Nach Berechnungen der EU könnte ein Hin- und Rückflugticket innerhalb Europas um bis zu neun Euro teurer werden – auf Langstrecken sogar um bis zu 40 Euro. Nicht zuletzt dürfte auch das Ausbleiben der Geschäftsreisenden in der First- und Businessclass die Tickets für andere Passagiere teurer machen: Früher waren die exklusiven vorderen Sitzreihen gut gefüllt. Doch im Zuge der Krise wandern immer mehr Geschäftskunden in die „Holzklasse” ab. Oder verzichten ganz aufs Reisen. Bei einigen der etablierten Airlines machen Geschäftsreisende bis zu 60 Prozent der Erlöse aus. Das Dilemma der Flugunternehmen: Bei höheren Preisen laufen sie Gefahr, „ihre Kundschaft an die Konkurrenz zu verlieren”, meint der Luftfahrtexperte Per-Ola Hellgren. Erfolg dürften die Airlines nur dann haben, wenn alle gemeinsam die Preise erhöhen. Vorgemacht hat dies bereits die Lufthansa-Frachttochter Cargo, die im Herbst die Preise um 25 Prozent anhob, um der Verluste Herr zu werden. Mit Erfolg: Die Wettbewerber zogen nach. Im Passagiergeschäft ist die Konkurrenz jedoch deutlich größer: Keiner will daher als erster an der Preisschraube drehen. (reuters)