Hapag-Lloyd belebt das Luxuskonzept der Kreuzflüge neu
Die neue Boeing 737-800 von Hapag-Lloyd ist an Komfort kaum zu überbieten: Paarweise sind die 15 Sitzreihen mit einem großzügigen Abstand von 1,50 Metern angeordnet. Auf jedem der 52 Ledersitze liegt ein weißes Kissen. Ein Audio- und Video-Angebot sowie eine Bibliothek sind ebenso an Bord. Mit dem Privatjet „Albert Ballin” lässt das Unternehmen ab März seine luxuriösen Kreuzflüge wieder aufleben. Damit sollen Reisende auf eine so genannte Kreuzfahrt über den Wolken gehen.
Hapag-Lloyd knüpft an ein Konzept aus den 80er- und 90er-Jahren an. 1999 musste das Unternehmen das Segment aufgrund eines Flottenwechsels einstellen. Doch 2007 kehrten die Kreuzflüge mit verbesserten, aber angemieteten Maschinen ins Programm zurück. Fünf Routen sind seither um die Welt gegangen. Das Angebot sei so gut angekommen, dass Hapag-Lloyd die Kreuzflüge nun mit einer eigens für diesen Zweck gebauten Maschine optimieren will. Dabei stehen jeweils von November bis April jährlich fünf Routen zwischen 22 000 und 40 000 Euro pro Person auf dem Plan. Der Rundum-Service beinhaltet einen Gepäckservice ab Wohnungstür, einen Bordarzt sowie ein Gourmet-Catering. Die maximal 52 Gäste werden von Lektoren individuell auf die jeweiligen Reiseziele vorbereitet. Übernachtet wird in Luxushotels oder Lodges.
Kritisch bewerten Tourismusexperten das Konzept. „Wenn ein Privatjet für einige Betuchte durch die Welt fliegt, damit sie ein paar Orte erkunden können, ist das in Zeiten des Klimawandels ein Unding”, sagt Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland. Zwar falle ein einzelner Jet in der Masse des Flugverkehrs nicht sonderlich ins Gewicht. Dennoch blieben Schiffsreisen die weitaus umweltschonendere Variante. Zweischneidig sieht der Professor für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Harz, Karl Born, das Angebot. Dessen Marktfähigkeit beurteilt er als sehr gut: „Das ist ein Thema, was ankommt.” Ökologisch betrachtet werde „für wenig Leute ganz schön viel Kerosin in die Luft geblasen”.
Am 5. März schickt Hapag-Lloyd „Albert Ballin” auf Jungfernkreuzflug. „Eine Handvoll Plätze” für die 18-tägige Reise nach Südamerika sind noch frei. Weitere Angebote für die Wintersaison 2009/2010 führen in den Orient, nach Indien und Südostasien.