Im Kloster Eberbach im Rheingau wird seit neun Jahrhunderten Weinkultur auf höchstem Niveau zelebriert
Eltville. Es war im Jahr 1135, als kein Geringerer als der berühmte Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux zusammen mit dem Mainzer Erzbischof Adalbert ein idyllisches Tal im Rheingau besuchte. Das Kisselbachtal liegt oberhalb des Rheins am Rande des Taunus, der Blick schweift von hier weit über die Rheinebene. Als sich aber die beiden hohen Herren im Tal umsahen, drang aus der Hecke ein Eber, sprang über den Bach – und gab dem künftigen Kloster Eberbach seinen Namen.
So jedenfalls besagt es die Legende. Wahr daran ist der Besuch der Kirchenfürsten im Kisselbachtal – und die Gründung von Kloster Eberbach. Bis heute wird hier das Erbe der Mönche hochgehalten, mit Weinkultur auf höchstem Niveau. Es waren 13 Mönche unter Führung des Abtes Ruthard, die im Jahre des Herrn 1136 Einzug hielten in dem Rheingautal. Die Franzosen kamen direkt aus Clairvaux im Burgund, der berühmten Mutterabtei des noch jungen Zisterzienserordens. Gerade einmal 38 Jahre zuvor hatte sich der auf strenge Askese ausgerichtete Orden gegründet, als Abspaltung der reichlich weltlich gewordenen Benediktiner. „Ora et Labora!”, die alte Benediktinerregel vom „Beten und Arbeiten”, wollten die Zisterzienser in aller Strenge und Reinheit umsetzen.
Kloster Eberbach
Lage: Kloster Eberbach liegt oberhalb des Rheins an den Hängen des Taunus und gehört zur Rheingau-Gemeinde Eltville am Rhein.
Anreise: Mit der Bahn
01805/99 66 33
Aus Duisburg oder Dortmund per IC nach Mainz, von dort aus mit der Regionalbahn über Wiesbaden nach Eltville.
Mit dem Pkw: Aus dem Ruhrgebiet kommend über die A3 bis Wiesbadener Kreuz, weiter auf die A66 bis Wiesbaden-Frauenstein. Dort auf die B42 bis Eltville am Rhein.
Besonderheiten: Mit seinem geschlossenen Bauensemble aus dem 12. bis 14. Jahrhundert ist Kloster Eberbach eins der bedeutendsten mittelalterlichen Gesamtkunstwerke Deutschlands. Nach der Säkularisierung durch Napoleon im Jahr 1803 wurden die Bibliothek und das wertvolle Inventar verkauft, das Kloster diente zeitweise als Frauengefängnis. Seit dem Zweiten Weltkrieg gehört das frühere Kloster dem Land Hessen, seit 1998 kümmert sich die Stiftung Kloster Eberbach um den Erhalt und die Sanierung der Anlage. 2008 wurde der Steinbergkeller zu Füßen des Klosters eingeweiht. Ihn kann man an Wochenenden und Feiertagen besichtigen, der Eintritt kostet inklusive Weinprobe zehn Euro
06723/60 46 0
Kloster Eberbach ist zwischen November und März täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, zwischen April und Oktober bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt 2 Euro. Führungen einschließlich Eintritt kosten 6 Euro.
Kontakt: Kloster Eberbach,
06723/91 78 10 0
Im Kisselbachtal fanden sie dafür beste Voraussetzungen: ein abgelegenes Tal, viel Wasser, das sie für Landwirtschaft, Fischzucht und zur Reinigung nutzten, und die Gebäude eines alten Benediktiner-Stiftes, dessen Bewohner angeblich vom Mainzer Erzbischof wegen Zuchtlosigkeit vertrieben worden waren. Die Zisterzienser lebten nach harten Regeln: Sprechverbote, karge Nahrung, der Aufenthalt in ungeheizten Räumen, Arbeit und vor allem sieben Gottesdienste am Tag strukturierten ihr Leben. Mit ihnen aber kam auch der Aufschwung in das abgelegene Tal: Die Mönche errichteten zahlreiche Bauten, darunter die imposante romanische Basilika, vollendet gut 50 Jahre nach der Klostergündung. Bis zu 150 Priestermönche und 600 Laienbrüder lebten hier in den Hochzeiten des 15. Jahrhunderts.
Die Klöster waren enorme Wirtschaftsbetriebe. Die Mönche betrieben Viehzucht und Ackerbau, eine Schmiede, ein Brau- und ein Backhaus – und sie bauten Wein an. Aus dem Burgund waren die ersten Reben der Sorte Pinot Noir mit an den Rhein gekommen, der Spätburgunder wurde zum ersten Exportschlager der Rheingauer Weinkultur. Weil nämlich die Mönche vom Zoll auf dem Rhein befreit waren, dominierten sie den Weinhandel bis hinauf nach Köln, ein äußerst lukratives Geschäft.
Bis heute sind die Rotweine aus Kloster Eberbach ein Markenzeichen geblieben, seit dem Zweiten Weltkrieg für das vom Land Hessen betriebene Staatsweingut. Auf 32 Hektar Rebfläche wächst heute noch Spätburgunder, auch wenn der Riesling mit 161 Hektar längst die Vorreiterrolle erobert hat. Im Sommer 2008 wurde der Jahrhunderte alten Weinkultur ein Denkmal gesetzt und nur wenige hundert Meter unterhalb der alten Klosteranlage der Steinbergkeller eröffnet. Auf 5000 Quadratmeter findet sich hier heute eine der modernsten Weinproduktionsstätten Europas, in der pro Tag bis zu 7000 Liter Traubensaft verarbeitet werden kann. An den Wochenenden können Besucher einen Blick auf die Anlage werfen, die direkt neben dem Lieblingsweinberg der Mönche errichtet wurde: Der Steinberg ist von einer 3000 Meter langen Bruchsteinmauer umgeben, die – einzigartig in Deutschland – den Rieslingreben zu einem Mikroklima verhilft.
Die Ergebnisse können auch in der Vinothek im Kloster Eberbach verkostet werden. Oder bei einer der zahlreichen Weinproben in den alten Weinkellern oder der Basilika des Klosters, in der auch die Konzerte des Rheingau Musik Festivals stattfinden. Die Benediktiner sind übrigens doch noch einmal nach Kloster Eberbach zurückgekehrt: 1985 und 1986 wurden hier die Innenaufnahmen für den Film „Der Name der Rose gedreht”.
Das alte Mönchsdormitorium wurde dabei zur Schreibstube, und durch die Tür, die im Film zur geheimen Bibliothek führt, können heute die Besucher schreiten. Was dahinter liegt? Das wird erst bei einer der spannenden Klosterführungen verraten!