Nach dem Verebben von Tsunami und Bürgerkrieg kehren Schönheit und Frieden ins ehemalige Ceylon zurück. Auch Urlauber sind wieder da
Es gibt drei Dinge, die den Menschen immer wieder in die Ferne treiben. Er möchte fremde Welten in ihrer Schön- und Schroffheit sehen, er möchte von ganz neuen oder sehr alten Ideen hören. Und schließlich möchte er seinem Gaumen Freude machen. Sri Lanka ist unter diesen Gesichtspunkten ein ausgezeichnetes Ziel.
Sri Lanka
Anreise: Sri Lankan Airlines
069/90 43 90 10
fliegt ab Düsseldorf über London Heathrow nach Colombo. Mit Emirates
0180/536 47 28
ab Düsseldorf über Dubai nach Colombo.
Einreise: Mit vier Monate gültigem Reisepass, Visum vor Ort.
Gesundheit: Malaria-Gefahr: Guter Mückenschutz ist ratsam.
Reisezeit: Dezember bis März.
Währung: 166 LKR (Sri Lanka Rupie) entsprechen 1 Euro.
Veranstalter: Mit FTI
089/25 25 10 26
zwei Wochen im Vier-Sterne-Hotel zur Halbpension in den Südosten, inklusive Flug und Zug-zum-Flug-Ticket ab 1042 Euro.
Mit TUI 01805/88 42 66
vergleichbares Angebot plus Reiseführer ab 1363 Euro.
Kontakt: Sri Lanka Tourismus
089/23 66 21 83 8
Es geht auf Mittag zu, es ist viel zu heiß. Deshalb verlässt der Reisende den Panoramawagen des alten Zuges, der schon zur Kolonialzeit die Weichen nahm, öffnet die Tür, ohne dass der Schaffner meckert, setzt sich hin und lässt die Beine baumeln. Die Dehnungsfugen der Schienen klatschen den Rhythmus jeder Bahnfahrt, das geschieht hier in gemütlichem Takt, unser Zug bummelt von Kandy nach Nanu Oya, mitten hinein in das Land und hoch hinauf. Mit jedem Kilometer in die Welt des Tees wird der Reisende ruhiger, er entspannt und genießt den Fahrtwind, die Sonnenstrahlen, das Lachen der Kinder, die ihre Köpfe aus den stets geöffneten Fenstern strecken und allerlei Grimassen für die Fremden schneiden. Links und rechts der Gleise, auf den Plantagen, sind es ausschließlich Frauen, die schwer arbeiten, Männer sind nur als Aufseher unterwegs. Jede Pflückerin hat einen leichten Stock dabei, den legt sie horizontal auf den Busch, nur die über den Stock reichenden zarten Spitzen werden geerntet. Der Lohn ist gering, auch nach einheimischen Kriterien. Pro Kilo bekommt die Frau 20 Rupien, das sind knapp 15 Cent, 20 Kilo sind die Tagesnorm.
Es waren die Engländer, die den Teeanbau einst auf die Insel brachten, denn hier herrscht ideales Klima. Und es geht hoch hinaus: Erst ab 900 Meter gedeiht die Pflanze prächtig. Unser Ziel Nuwara Eliya liegt auf knapp 2000 Höhenmetern. Der touristische Ausflug ins Thema Tee und in die Berge ist lohnenswert. Erstens schwirren hier oben nur wenige Moskitos, es ist gar nicht schwül, und es gibt die Möglichkeit, zu lernen, dass Tee nicht aus Beuteln kommt, sondern das Produkt anstrengender Arbeit ist. Man besichtigt eine Produktionsanlage oder übernachtet sogar in einer alten Teefabrik. Das ist originell, durchaus luxuriös und für europäische Verhältnisse nicht mal teuer: 37 Euro pro Person im Doppelzimmer.
Sri Lanka hatte früher stets einen guten Ruf in Deutschland. Neben Kenia war der Inselstaat schon in den späten sechziger Jahren das Ziel für einen Traumurlaub unter Palmen. Dann kam der Bürgerkrieg mit Not und Elend. Die Besucherzahlen gingen zurück.
Der Bürgerkrieg ist seit Mai 2009 offiziell beendet. Die Kämpfer aus dem tamilischen Norden, im Süden Terroristen genannt, sind besiegt, jedenfalls militärisch. Und ein einheimischer Tourismusexperte packt die Hoffnung in einen Satz: „Wir haben jetzt ein paar Jahre Zeit, in unserem Land alles so zu regeln, dass wir gemeinsam in Frieden leben können.”
Auswärtiges Amt lockert Reisehinweis
Nach dem Ende des Bürgerkriegs scheint sich die Lage in Sri Lanka weiter zu entspannen. So rät das Auswärtige Amt nicht mehr vom Besuch des Yala-Nationalparks ab. Reisen in den so genannten Block 1 des beliebten Parks seien wieder möglich, so das Auswärtige Amt. In dem Park leben zum Beispiel Elefanten und Leoparden. Auch nach Arugam Bay, dem Surfer-Paradies an der Ostküste Sri Lankas, könne man wieder fahren. Dorthin zieht es vor allem Rucksacktouristen. Andere Gebiete in Sri Lanka sollten Reisende weiter meiden. So rät das Auswärtige Amt von den Ostprovinzen ab. Dort hielten sich noch paramilitärische Gruppen auf. Die Gebiete nördlich der Straße A12 sind in weiten Bereichen vermint und für touristische Reisen nicht zugänglich. Trotz Ende der Kämpfe hält die srilankische Regierung den Ausnahmezustand aufrecht. Das führt unter anderem dazu, dass die Straße zum Flughafen Colombo mitunter ohne Vorwarnung für eine Stunde voll gesperrt wird. Reisende sollten deshalb frühzeitig aufbrechen.
Wenn es gelingt, sollen noch weit mehr Touristen anreisen als sie es jetzt schon tun. Dass sich auf der schönen Insel mit ihren 1340 Kilometern Küste wirklich etwas geändert hat, ist im Yala-Nationalpark zu beobachten. Viele Jahre hatte sich die Armee hier eingegraben, um Überfälle aus dem Norden zu vereiteln, jetzt werden die Stellungen geräumt, der Park gehört wieder Tieren und Touristen. Safari statt Splitterbomben. Krokodile und Elefanten sind in großer Zahl, Leoparden mit ein bisschen Glück zu sehen. Wer das Außergewöhnliche liebt, dem ist ein Aufenthalt im Hotel Yala Village zu empfehlen. Nahe am Parkeingang steht das Bungalow-Dorf. Wer abends zum Restaurant will, ruft per Telefon einen Führer mit Lampe herbei. Nicht nur aus Dollerei: Eine kleine Kobra wartet abends auf den Treppenstufen auf den Reisenden. Nur das geübte Auge des jungen Führers verhindert Unannehmlichkeiten. Deutlich harmloser, aber auch nur für Nervenstarke: Die Affen. Sie lieben des Nachts das Trampolinspringen auf den Hüttendächern. Da liegt morgens mancher Nerv blank. Es ist halt nicht immer erquicklich, der Natur so nah auf die Pelle zu rücken.
Das führt auch zu dem zweiten Trauma Sri-Lankas: Der Tsunami vor fünf Jahren. Er tötete nicht nur Zehntausende auf dem Eiland, er zerstörte nicht nur hunderttausend Hütten und Häuser – er schreckte auch ungezählte Touristen nachhaltig ab. Erst langsam wächst Gras über das Unglück und Fernreisende haben begriffen, dass jeder Strand der Welt das Risiko einer großen Welle birgt. Hier im Yalapark erzählen die Rancher gerne, dass es die Tiere damals nicht in großer Zahl getroffen habe. Sie hätten wohl das Unglück geahnt und sich ins Landesinnere gerettet. Instinkt? Die Buddhisten glauben eher, dass es vor allem die Menschen traf, weil nur sie für den Frevel an der Natur verantwortlich sind. An der Südküste des Landes sind die Zerstörungen mancherorts noch immer sichtbar. Und in Galle, der alten Stadt der Holländer, kann niemand, der auf den hohen Mauern des Forts steht, die Horror-Bilder von einst gänzlich auslöschen.
Sri Lanka bietet zum Glück auch wieder ganz neue oder auch traditionelle Eindrücke und Erlebnisse. Etwa Ayurveda, die Heilkunst, die sich um Geist, Körper und Seele kümmert. Man kann das auch einfach nur als geniale Massage genießen. Und für Leib und Seele kredenzt die Insel zudem noch eine Küche, die den Vergleich mit anderen asiatischen Zubereitungen nicht zu scheuen braucht: Kardamon, Koriander, Safran, Muskat, Chili, Ingwer und Zitronengras sind einige der Stoffe, aus denen ein Geschmack gezaubert wird, der dem Gaumen wahrlich Freude bereitet. Die empfohlene Einstiegsdroge ist das gern servierte Dhal-Curry. Am besten mit ein wenig Reis und den Fingern der rechten Hand genossen. Ohne Gabel, ohne Zwang, um das Schöne wirklich zu begreifen.