Frankfurt/Stuttgart (dpa/tmn). Die vergleichsweise handlichen Reisemobile liegen im Trend. Doch für wen sind Campervans und Campingbusse die richtige Wahl für den Urlaub?
Mit Campervans und Campingbussen lässt sich flexibel reisen, zugleich sind die Fahrzeuge kompakter und unauffälliger als klassische Wohnmobile. Das macht sie teils auch richtig alltagstauglich.
Reisemobile waren schon vor Corona im Trend, durch die Pandemie hätten sie aber zusätzlichen Schub bekommen, heißt es vom Caravaning Industrie Verband (CIVD). In ihnen war noch Alltagsflucht möglich, ungeachtet aller Beherbergungsverbote und Reisewarnungen.
2021 haben die kompakten Camper die klassischen Wohnmobile bei den Neuzulassungszahlen erstmals überflügelt, wie Daten des Branchenverbandes zeigen.
Und auch jetzt, wo die pandemiebedingtem Reisebeschränkungen Vergangenheit sind, wollen viele Menschen im kompakten Camper verreisen. Die Nachfrage sei weiter hoch, so der Verband. Wer für diesen Sommer einen Campervan oder einen Campingbus mieten möchte, sollte deshalb nicht mehr allzu lange mit der Buchung warten.
„Wir haben von verschiedenen Anbietern gehört, dass die Buchungszahlen für 2024 schon in einem hohen Bereich liegen“, sagt CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso.
Sie spielen mit dem Gedanken, im Camper zu verreisen? Hier sind alle wichtigen Infos zu kompakten Reisemobilen, zur Miete und zum Kauf.
Welche Modelle sind gemeint?
Grob unterscheidet man zwischen zwei Varianten:
1.) Vans mit Campingausstattung und oft auch Aufstelldach wie VW California oder Mercedes Marco Polo.
2.) Kastenwagen wie Fiat Ducato, Citroën Jumper und Mercedes Sprinter, die von Firmen wie Dethleffs, Hymer, Pössl oder Karmann-Mobil zu Campern umgebaut werden.
Beide sind laut CIVD von traditionellen Reisemobilen abzugrenzen, die es teilintegriert oder vollintegriert gibt. Eine Unterkategorie bei den Teilintegrierten ist zum Beispiel das Alkoven-Wohnmobil mit der charakteristischen Schlafausbuchtung über der Fahrerkabine.
Wo liegen die Vorteile im Vergleich zu größeren Wohnmobilen?
Was für beide Typen gilt: Sie liegen beim Gesamtgewicht in der Regel unter 3,5 Tonnen und können mit dem Pkw-Führerschein gefahren werden. Darauf müssen all jene achten, die ab 1999 ihre Fahrprüfung gemacht haben, denn seitdem gibt es die neue Führerscheinklasse B mit dieser Höchstgewichtsgrenze.
Mit der bis Ende 1998 vergebenen Führerscheinklasse 3 darf man indes Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen steuern, also auch die meisten traditionellen Reisemobile.
Ein weiterer Vorteil: Die kompakten Vans und Busse fallen oft nicht gleich als Campingmobile auf. Etwa, wenn man mal für eine Nacht am Straßenrand steht. Gerade für Trips, wo es auch in Städte gehen soll, nicht die schlechteste Voraussetzung.
Ihre überschaubaren Maße sind ein weiterer wichtiger Vorteil: Insbesondere kompakte Campingbusse mit Aufstelldach wie der VW California sind sehr alltagstauglich und finden in jeder Tiefgarage Platz. Das lässt sich für ausgebaute, große Kastenwagen wie den Ducato wegen ihrer Höhe meist nicht sagen. Doch auch die größeren Campingbusse bieten mit ihrer Länge von oft unter sechs Metern und vor allem der im Vergleich zu traditionellen Reisemobilen geringeren Fahrzeugbreite etwas mehr Handlichkeit.
„Von manchen Alpenpässen muss man mit aufgebauten Wohnmobilen abraten, und auch bei den Ortsdurchfahrten in manchem Bergdorf wird es schwierig“, sagt Dominic Vierneisel, Chefredakteur des Fachmagazins „Promobil“. Er selbst habe auf Reisen Situationen erlebt, wo er mit einem großen Reisemobil wohl nicht durchgekommen wäre, sagt er. „Mit dem Campingbus hat es aber geklappt.“
Wie steht es um den Komfort?
Der Platz bei kompakten Campingbussen ist reduziert, man kann nur bei aufgestelltem Klappdach aufrecht stehen, so Vierneisel. Das Dachzelt ist gerade bei kühlen Temperaturen nur etwas für Hartgesottene und eine Duschmöglichkeit gibt es in der Regel auch nicht: Der Komfort in den Campingsvans ist also eingeschränkt, das gilt auch für den Stauraum. Eine mobile Toilette findet immerhin meist noch Platz. Und anstelle des Dachzelts kann es eine Option sein, für die Nacht nur die Schlafbank im Fonds zum Bett umzubauen.
In den ausgebauten Kastenwagen sieht es schon besser aus: Sie sind in den allermeisten Fällen mit Toilette und Dusche ausgestattet und bieten einen Kompromiss aus Kompaktheit und Komfort. Ihre Höhe lässt es auch zu, dass man in ihnen stehen kann. Meist ist ein Doppelbett drin.
Für wen sind die kompakten Busse geeignet?
„Kompakte Camper sind praktisch für Leute, die auf der Reise viel unterwegs sind“, sagt Daniel Onggowinarso. Gerade auf Reisen zu zweit böten sie ausreichend Platz.
Wo lassen sie sich mieten?
Die Auswahl an Anbietern ist groß. Zu unterscheiden ist unter Vermietern mit eigener Flotte wie „calicamper.de“ oder „mc.rent.de“ und Sharing-Portalen wie „paulcamper.de“, auf denen Privatpersonen ihre Fahrzeuge anbieten.
„Promobil“ listet auf seiner Website eine große Zahl Anbieter auf. Die Preise sind laut der Zeitschrift „Outdoor“ abhängig von Anbieter, Saison, Modell und Mietdauer und können zum Beispiel für Campervans, also die kleineren Modelle, zwischen unter 50 bis mehr als 150 Euro pro Tag liegen.
Wichtig: Man sollte vor der Buchung prüfen, ob vom Vermieter bestimmte Reiseländer ausgeschlossen sind. Falls man vorhatte, dorthin zu fahren, kann das zum Problem werden. Ist die Angabe nicht auf den ersten Blick zu finden, sollte man in die Geschäftsbedingungen (AGB) schauen.
Was kosten sie im Kauf?
Die Spanne ist groß. Bei den Campingbussen und Campervans bis 3,5 Tonnen geht es ungefähr ab 50 000 Euro los, sagt Dominik Vierneisel. „Nach oben ist es offen und hängt von der Ausstattung ab.“
Empfehlenswert ab Werk sei ein „gescheites System“, um die Scheiben der Fahrerkabine für die Nacht zu verdunkeln - das sei nicht immer serienmäßig. Das gilt auch für die Option, die Fahrersitze im Campingbus nach hinten drehen zu können, um damit mehr Sitzoptionen beim Essen zu schaffen, so der Fachmann.
Zwei grundsätzliche Ratschläge hat der Fachmann:
1.) Die Motorisierung nicht zu niedrig wählen. „140 bis 150 PS sollten es schon sein.“ Nicht nur wegen des Fahrkomforts, sondern auch, weil höher motorisierte Modelle auf dem Gebrauchtwagenmarkt gefragter und die Wiederverkaufspreise wesentlich besser seien.
2.) Über Solaranlage oder eine zweite Bordbatterie als ergänzende Energiequelle für elektrische Verbraucher wie Lampen, Kühlschrank und Co nachdenken. Vierneisel: „Das lohnt sich insbesondere, wenn man ein bisschen autark sein möchte und nicht nur auf Stellplätze mit Stromanschluss oder auf Campingplätze fahren möchte.“