Dürre lässt Nilpferde im Tsavo West Nationalpark in Kenia verhungern
Es ist genau das Bild, das Safaritouristen in kenianischen Nationalparks erwarten: Ein Dutzend Nilpferde plantschen in einem Tümpel. Doch wer genau hinsieht, entdeckt nur ein paar Meter weiter im dürren Savannengras das Skelett eines Flusspferdes - einer von zahlreichen Artgenossen, die in den vergangenen Wochen im Tsavo West Nationalpark verendeten. Schuld daran ist die extreme Dürre in dem ostafrikanischen Land.
„Drei Regenzeiten in Folge sind ausgeblieben”, klagt Daniel Woodley von der kenianischen Naturschutzbehörde KWS. Nach Angaben von Forscher Cedric Khayale trifft die Nilpferde die Trockenheit besonders schwer. Auf der Suche nach Futter kommen Tiere, die normalerweise andernorts leben, an die Ufer und fressen den Nilpferden das Gras weg. Dadurch werden sie gezwungen, in immer größerer Entfernung nach Futter Ausschau zu halten. Aber selbst ein kräftiges und gesundes Nilpferd hat einen maximalen Bewegungsradius von sieben Kilometern um seinen Fluss oder See. Viele Tiere sterben deshalb an Erschöpfung.
Die Wildhüter im Tsavo West Nationalpark haben sich darum entschlossen, die Nilpferde zu füttern. „Wir geben ihnen alle zwei Tage vier Bündel Heu”, sagt Wildhüter Edward Njuguna. Auch einige der Safari-Herbergen im Park halten sich an die Empfehlung der Naturschutzbehörde und geben den Tieren zu fressen. Schon aus eigenem Interesse legen sie Heu oder Gemüseabfälle in der Nähe ihrer Hütten aus - so können ihre Gäste bei einem Glas Gin auf der Terrasse die Nilpferde beobachten.
Nicht nur Nilpferde leiden unter der Dürre. Doch können sich beispielsweise Büffel besser an die Trockenheit anpassen. „Sie beginnen Blätter und Zweige zu fressen” erzählt Wildhüter Njuguna. Elefanten wiederum entwurzeln Bäume oder reißen die Rinde von Akazien ab - was sie kaum machen, wenn es ausreichend Regen gibt.
Dennoch starben in den Naturparks der nördlichen Region Samburu in den vergangenen zwölf Monaten Dutzende Elefanten durch die Dürre. Im Naturpark am Ufer des Nakuru-Sees, weltbekannt durch seine Flamingos, legte die Naturschutzbehörde künstliche Wasserbecken an, um die Tiere zu retten. Denn das Wasser des Sees ist zu salzig und die Flüsse, die ihn normalerweise speisen, sind ausgetrocknet.
Aufgrund der Dürre zieht es auch immer mehr Nutztiere in die Wildtierreservate. „Die Ernten in den Gemeinden rund um den Tsavo-Park sind ausgefallen”, sagt Woodley. „Um zumindest ihre Herden zu retten, treiben die Bauern ihre Tiere verbotenerweise in den Nationalpark”. Er schätzt, dass sich in dem Nationalpark inzwischen mehr als 200.000 Nutztiere aufhalten und ihm schweren Schaden zufügen. Auf der Suche nach Gras und Wasser seien manche Herden über Hunderte Kilometer bis in den Park getrieben worden.
Die Herden vertreiben die Elefanten aus dem Park, die wiederum zerstören die letzten Ernten der Bauern. Ein Teufelskreis, meint Naturschützer Woodley. „Hubschrauber, Flugzeuge, Wildhüter - wir unternehmen vieles, um die Herden wieder aus dem Park und die Elefanten wieder hinein zu bekommen”, sagt er. Schwere Dürren gab es bisher alle zehn bis 15 Jahre in Kenia. „Aber nicht in diesem Ausmaß”, versichert Woodley. Er seufzt: „Und noch nie trafen sie das Land in einer wirtschaftlich so schwierigen Situation.”