Wanderparadies: Die französische Vulkaninsel im Indischen Ozean verbindet europäische Lebensart mit exotischer Naturschönheit

Wie aus der Pistole geschossen nennt Tourguide Vincent die Jahreszahlen, in denen die Insel La Réunion gebrandmarkt wurde: 1956, 1977 und 2006. Reißende Lavaflüsse bahnen sich auch jetzt noch alle Jahre wieder ihren Weg vom Krater den Berg hinunter Richtung Meer. Auf dem Weg nach unten überrollen sie die üppige Vegetation und hinterlassen eine karge Mondlandschaft, welche die Insel prägt. Der grüne Südteil der Insel wird immer wieder von den Ausbrüchen des Vulkans Piton de la Fournaise in eine Lavawüste verwandelt. Unter Einheimischen wird das Naturschauspiel auch „le volcan i pète” genannt, was so viel heißt wie „der Vulkan furzt”.

Vincent macht an der Bundesstraße Nummer zwei zwischen Tremblet und Bois Blanc halt, wo die Lava das letzte Mal vor drei Jahren durch den Urwald gewalzt ist. „Hier befindet sich ein ganz natürlicher Ofen”, deutet er verheißungsvoll an. Und tatsächlich: Nur ein paar Sekunden, nachdem er vertrocknete Palmenblätter in einen Spalt zwischen die versteinerten Lavamassen hält, entzünden sich diese und ein Feuer beginnt zu lodern. Noch Jahre nach einem Ausbruch, so erzählt Vincent, fließt heiße Lava unter der oberen Kruste.

Weiter geht es Richtung Krater. Die Landschaft gleicht einer Hollywood-Filmkulisse: bizarre Berglandschaften, Urwald, soweit das Auge reicht, und zerklüftetes Lavagestein, entstanden durch kollabierte Magmakammern.

Während vereinzelt Wolkenschwaden vorbeiziehen, schweift der Blick am Aussichtspunkt Pas de Bellecomb über eine tiefe Schlucht, bis er an einer hellen Stelle inmitten des grünen Dickichts hängen bleibt. „In diesem Dorf wohnen nur drei Menschen”, beantwortet Vincent die noch nicht gestellte Frage. „Man kommt dort nur zu Fuß hin, es gibt keine Straße.”

La Réunion

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Kontakt: Fremdenverkehrsbüro La Réunion

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Kurz nach dem Aussichtspunkt verwandelt sich die Landschaft plötzlich in eine karge Mondlandschaft, und auch die Temperatur passt sich der Höhenlage an. Ein eisiger Wind bläst über die rote Vulkanasche. Geschafft: Wer den Vulkankrater des Piton de la Fournaise auf über 2600 Metern erreicht, der steht auf dem Ursprung der Vulkaninsel, die vor rund drei Millionen Jahren entstand.

Vincent nennt die Insel auch den Garten Eden, „weil die Flora und Fauna so einzigartig ist”. Auf La Réunion gibt es mehr als 300 Tropenhölzer, und ein Drittel der Insel ist von einheimischen Pflanzen förmlich überwuchert. Am besten lässt sich die Natur zu Fuß auf einem der zahlreichen Wanderwege erkunden. Insgesamt gibt es gut 1000 Kilometer beschilderte Wege und geführte Touren auf La Réunion. Von der anstrengenden Klippenwanderung über Lavafeld-Touren an der Südostküste bis zur Urwald-Route zum sogenannten Höllenloch, dem Trou de l'enfer. Wer wenig Zeit hat oder kein Wanderfreund ist, der fährt mit dem Jeep in die Berge. Besonders aussichtsreich ist die Fahrt von der Südküste über die Serpentinenstraße zum Bergstädtchen Cilaos. Die Kurven säumen Orchideen, Riesenfarne, Vanillepflanzen, Litschibäume, Bananenstauden und Kokospalmen, dann liegt Cilaos in einem Talkessel. Über dem Bergsport- und Thermalort erhebt sich der Piton des Neiges. Mit 3070 Metern Höhe ist er der höchste Berg des ganzen Indischen Ozeans.

Auch kulinarisch hat die französische Insel einiges zu bieten. Afrikanische, asiatische und französische Einflüsse haben die kreolische Küche beeinflusst. „Cari”, also Curry, heißt die landestypische Mahlzeit. Sie besteht aus Reis, Hülsenfrüchten, Tomaten und Fisch oder deftigen Würsten. Verdaut wird das Ganze am besten mit Rum „arrangé” – Rum mit Gewürzen und Früchten angesetzt. Wer zum Abschluss einer Mahlzeit Kaffee vorzieht, der kann auf La Réunion den teuersten Kaffee der Welt bestellen. 800 Euro pro Kilo lassen es sich Liebhaber des braunen Wachmachers kosten, um in den Genuss von „Le Roi Bourbon Pointu” zu kommen.