Erfurt. Kein Koch und niemand für die Rezeption - Gastronomen und Hoteliers in Thüringen sprechen oft vom Fachkräftemangel, der die Branche bremst. Ihr Verband versucht, Abhilfe zu schaffen.

Thüringens Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) setzt weiter auf die Ausbildung junger Leute aus dem Ausland, um dem Fachkräftemangel zu mildern. In dieser Woche startete an der Dehoga-Berufsschule in Erfurt eine neue Klasse mit 26 Auszubildenden, von denen 19 aus Vietnam und sechs aus fünf anderen Ländern kommen, wie Dehoga-Geschäftsführer Dirk Ellinger am Dienstag bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee in dem Ausbildungszentrum sagte.

Etwa zwei Drittel der angehenden 381 Köche, Restaurant- und Hotelfachleute, die derzeit dort lernen, kommen aus dem Ausland. Junge Leute aus mehr als 30 Ländern, von denen viele in ihren Heimatländern für die Thüringer Gastronomie geworben wurden, bereiten sich dort auf ihren Start ins Berufsleben vor. Das Modell mit einer Rundum-Betreuung sei in dieser Form einmalig in Deutschland, sagte Ellinger.

Ausbildungsverträge halbiert

Das dahinter stehende Programm zur Fachkräftesicherung werde weiter vom Land unterstützt, kündigte der SPD-Politiker Tiefensee an. Bis Ende 2023 würden dafür insgesamt 600 000 Euro aus der Landeskasse zur Verfügung gestellt. Das Geld solle auch dazu dienen, Interessenten im Ausland für eine Ausbildung in Thüringen zu gewinnen.

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Nach Angaben des Ministers hat sich die Zahl der Ausbildungsverträge in der Thüringer Gastronomie in den vergangenen Jahren mehr als halbiert. Inzwischen sei sie zumindest stabil bei 650 bis 700 neuen Verträgen pro Jahr. Viele Betriebe suchten allerdings immer noch vergeblich nach Nachwuchs.

„Uns ist wichtig, dass Sie kommen, sich wohl fühlen und etwas lernen für ihr Leben“, sagte Tiefensee zu den Azubis. Natürlich spiele dabei auch der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle. „Erzählen Sie überall, wie schön es in Thüringen ist.“

Keine Sprachbarriere

Der Thüringer Hotel- und Gaststättenverband hat mit der Anwerbung von Azubis aus dem Ausland bereits 2013 begonnen. Junge Leute unter anderem aus Indien, Marokko, der Dominikanischen Republik oder Madagaskar gehören zu der Klasse, die nun startete.

Die Azubis hatten nach Ellingers Angaben in ihren Heimatländern Sprachkurse belegt und Arbeitsverträge mit Thüringer Betrieben wie in Bad Frankenhausen, Bad Tabarz oder Bad Langensalza abgeschlossen. Die praktische Ausbildung erfolge in den Betrieben. Es habe noch nie Probleme gegeben, die jungen Fachleute nach der Ausbildung in eine feste Anstellung zu vermitteln, sagte Ellinger. (dpa)