Berlin/Köln. Die ersten Bundesländer sind schon in den Sommerferien, nach mehr als einem Jahr Pandemie sind viele Menschen urlaubsreif. Mit Portugal fällt ein Reiseziel nun aber vorerst aus - wegen Corona.
Ob Algarve-Strandurlaub, Wandern auf Madeira oder Städtetrip nach Porto: Wer für solche Reiseziele gerade seine Koffer packt, muss sich neu orientieren. Die Entscheidung der Bundesregierung, Portugal ab 29. Juni als Corona-Virusvariantengebiet zu führen, wirbelt zum Start der sommerlichen Hochsaison so manche Reisepläne durcheinander. Was Portugal-Gäste von Reiseveranstaltern dazu jetzt wissen sollten.
Was bedeutet die Einstufung als Virusvariantengebiet?
Ganz Portugal inklusive seiner Inseln im Atlantik gilt ab Mitternacht am 29. Juni als Gebiet "mit besonders hohem Infektionsrisiko". Ein Reiseverbot bedeutet das zwar nicht, aber das Auswärtige Amt warnt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen vor allen nicht notwendigen touristischen Reisen in das Land im äußersten Südwesten Europas.
Dies gilt für zunächst zwei Wochen, also bis zum 12. Juli. Und auch eine rein praktische Hürde gibt es: Wer aus Virusvariantengebieten nach Deutschland kommt, muss sich laut Robert Koch-Institut (RKI) 14 Tage in Quarantäne begeben. Die Quarantäne vorzeitig zu beenden sei nicht möglich, auch nicht für Geimpfte oder von Covid-19 Genesene.
Was heißt das für Reiseveranstalter-Gäste, die bereits im Land sind?
Wer am letzten Juni-Wochenende bereits in Portugal war, dürfte von seinem Veranstalter mit der Frage kontaktiert worden sein, ob er am Montag - also vor Inkrafttreten der Quarantänepflicht - vorzeitig nach Deutschland zurückkehren will. Davon haben Urlauber in unterschiedlichem Maße Gebrauch gemacht.
Beim Portugal-Spezialisten Olimar sind nach Angaben von Geschäftsführer und Mitinhaber Pascal Zahn 20 Prozent der Gäste im Land geblieben. Bei der DER Touristik, zu der unter anderem die Marken Dertour, ITS und Jahn Reisen zählen, hat sogar etwa jeder zweite Gast dieses Rückreiseangebot abgelehnt.
Und was ist mit Buchungen in den kommenden Wochen?
Mehrere Reiseveranstalter haben ihre Touren in das Land inzwischen für mehrere Wochen abgesagt. Bei der Tui Deutschland gilt das für Buchungen mit geplanter Anreise bis einschließlich 31. Juli. Im Laufe des Montags bestand für Betroffene hier noch die Möglichkeit, gebührenfrei auf andere Ziele umzubuchen, teilte das Unternehmen mit. Kommt es zu keiner Umbuchung, werde die Reise gebührenfrei storniert.
Die DER Touristik sagte ihre Portugal-Reisen bis zum 13. Juli ab. Gästen mit geplanten Anreiseterminen bis zum 31. Juli bietet das Unternehmen eine kostenlose Umbuchung auf alternative Reiseziele an.
Olimar lässt Gäste mit Abreisen bis inklusive 12. Juli derzeit entweder auf einen anderen Reisezeitpunkt oder auf ein anderes Reiseziel umbuchen. Auch Stornos solcher Reisen sind möglich. Alle Gäste mit gebuchter Portugal-Anreise am 13. Juli oder später bitte er nun, in Ruhe die weitere Entwicklung abzuwarten, sagte Pascal Zahn.
Sogar über den Juli hinaus hat der Studienreisenspezialist Studiosus seine Portugal-Trips storniert. Da das Unternehmen "bei anhaltend zunehmenden Infektionszahlen" davon ausgehe, dass die Einstufung als Virusvariantengebiet noch verlängert werde, "sehen wir uns gezwungen, alle unsere Portugal-Reisen mit Abreise bis einschließlich 31. August abzusagen", hieß es am Montag auf der Studiosus-Website.
Was ist mit Buchungen für später im Jahr?
Das hängt natürlich vor allem vom weiteren Infektionsgeschehen ab. Der Deutsche Reiseverband (DRV) findet es zugleich allerdings schwierig, dass mit Portugal ein komplettes Land zum Virusvariantengebiet erklärt wurde - und damit auch Landesteile mit vergleichsweise niedriger Corona-Inzidenz wie die Insel Madeira davon betroffen sind. "Wir wünschen uns, dass die Zielgebiete differenziert angeschaut werden", sagte DRV-Sprecherin Kerstin Heinen am Montag.
Wie viele Buchungen insgesamt betroffen sein könnten, ist unklar. Portugal ist zwar ein beliebtes Reiseland, erreicht bei den Veranstaltern aber insgesamt nicht den Stellenwert von Mallorca und der Türkei.
© dpa-infocom, dpa:210628-99-177411/2