In Brüssel gibt es weit mehr zu entdecken als europäische Institutionen

Wohl keine andere Stadt findet in den europäischen Medien eine solche Beachtung wie Brüssel. Kaum ein Tag vergeht, an dem Zeitungen, Radio und Fernsehsender nicht aus der belgischen Hauptstadt, die gleichzeitig das Herz der EU ist, berichten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass EU-Institutionen wie etwa das Europäische Parlament das Bild der Stadt nach außen prägen. Wer jedoch in die belgische Hauptstadt reist, wird schnell feststellen: Das europäische Viertel ist nur eines von vielen Gesichtern der Metropole.

Die ursprüngliche Stadt wird vielmehr geprägt von Kneipen und Cafés, schmalen Gassen und breiten Boulevards sowie prachtvollen, alten Häusern. Das historische Herz der Stadt ist die Grand Place, der wohl schönste Platz der Stadt, an dem bis heute viele Häuser aus längst vergangenen Jahrhunderten stehen.

Neben dem Rathaus prägen vor allem die früheren Zunfthäuser das Bild des Platzes. Im Haus der Brauer ist heute das Brauereimuseum untergebracht. Dort erfahren Besucher nicht nur Interessantes über die Geschichte des Bierbrauens, sondern können auch an einer Bierprobe teilnehmen. Doch Vorsicht: Belgisches Bier hat deutlich mehr Alkohol als deutsches.

Wer nach der trubeligen Grand Place ein wenig Ruhe sucht, kann bergan Richtung Königspalast laufen. Oben auf dem Berg angekommen, an der Place Royale, lohnt sich ein Blick zurück: Das Panorama der Unterstadt, das vom Rathausturm dominiert wird, ist durchaus beeindruckend.

Die gesuchte Ruhe bietet der Parc de Bruxelles. Zwar ist der Park gerade bei gutem Wetter bei Joggern, Familien, Boule-Spielern und Touristen beliebt und daher gut besucht, doch vom Lärm der Straßen ist hier kaum etwas zu hören.

Praktische Tipps für Brüssel

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln : Wer aus dem Ruhrgebiet mit dem Zug nach Brüssel reisen möchte, fährt am besten mit einem ICE oder einem Regionalexpress nach Köln und von dort aus weiter mit dem Thalys. Hier lohnt es sich, frühzeitig zu buchen – nicht nur weil beliebte Züge schnell ausgebucht sind, sondern auch weil es Rabatte für Frühbucher gibt. Nähere Informationen dazu und zu weiteren Sonderpreisen und Fahrplänen finden sich auf der Thalys-Seite im Internet unter www.thalys.de

Anfahrt mit dem Auto: Wer mit dem Auto nach Brüssel fahren möchte, sollte starke Nerven mitbringen, denn auf den Straßen der belgischen Hauptstadt herrscht lebhafter Verkehr. Parkhäuser stehen auch in der Innenstadt ausreichend zur Verfügung, die Preise sind jedoch relativ hoch. Nicht alle Parkhäuser werden nachts abgeschlossen.

Tourismusbüro:Informationen über Sehenswürdigkeiten, Stadtpläne und praktische Tipps gibt es im Tourismusbüro Bruxelles International – Bureau d’informations touristiques. Das Büro hat mehrere Filialen in der Stadt, unter anderem an der Grand Place sowie in der Gare du Midi, dem Bahnhof, an dem auch der Thalys ankommt. Im Internet bietet die deutsche Vertretung des nationalen Belgischen Fremdenverkehrsamtes der Regionen Brüssel und Wallonie unter www.belgien-tourismus.de umfangreiches Informationsmaterial.

Vom Park aus gelangt man zum angrenzenden Königspalast. Er wird jedoch nur zu offiziellen Anlässen genutzt, die Königsfamilie residiert in einem anderen Schloss im Nordwesten von Brüssel. Die Innenräume des Palastes können daher zu bestimmten Zeiten besichtigt werden. Doch auch wenn der Palast geschlossen sein sollte, müssen Brüssel-Besucher nicht auf pompöse Anblicke verzichten. Nur unweit vom Königspalast entfernt beginnen die Luxus-Shopping-Boulevards der Stadt, etwa der Boulevard de Waterloo oder die Avenue de la Toison d’Or. Hier liegen die Geschäfte weltbekannter Designer neben noblen Galerien und Cafés.

Nur unweit vom Königspalast entfernt stehen auch die Musées Royaux des Beaux-Arts – die königlichen Museen der schönen Künste – in dem alte und moderne Kunstwerke und anderem von Paul Gauguin oder Salvador Dalí zu bewundern sind. Im wahrsten Sinne des Wortes große Kunst ist aber auch in den Straßen der Stadt zu bestaunen. Als Hommage an ihre weltberühmten Comic-Helden, zu denen etwa die Schlümpfe zählen, stellte die Stadt Anfang der 1990er Jahre einen Comicrundgang durch die Stadt zusammen. Ganze Hauswände wurden dafür nach Originalzeichnungen von Comic-Autoren gestaltet. Außerdem zieren Skulpturen von Zeichentrickhelden einige Plätze der Stadt.

Stolz sind die Brüsseler auch auf ihr berühmtes Manneken Pis. Wer von dem kleinen, urinierenden Männchen nicht genug bekommen kann, ist im Musée de la Ville richtig. Hier gibt es Hunderte Kopien des Wahrzeichens in verschiedenen Kleidungsvarianten.

Wer die Kunst der Stadt entdecken will, für den lohnt sich auch ein Abtauchen in den Untergrund. Viele Metrostationen sind von belgischen Künstlern gestaltet worden. So ziert etwa der belgische Comic-Held Tim (Tim und Struppi) die U-Bahn-Station Stockel. In der Station Horta sind Jugendstil-Schmiedeeisen aus Victor Hortas zerstörtem „Volkspalast“ zu sehen. Aber Achtung: Wer sich die Kunstwerke anschauen möchte, sollte ein U-Bahn-Ticket lösen, denn wer am Bahnhof ohne Ticket eine rote Linie überschreitet und dabei erwischt wird, muss eine Strafe zahlen. Das Geld ist in der belgischen Gastronomie jedoch wesentlich besser angelegt. Pommes frites, Bier, Waffeln oder handgemachte Pralinen sind nicht ohne Grund weit über die belgischen Landesgrenzen hinaus berühmt.