Hamburg. Das Auswanderermuseum BallinStadt zeigt bis Ende Oktober die Sonderausstellung „Fluchtursache: Liebe“. Schirmherrin ist Drag Queen Olivia Jones.
Ein Städtetrip nach Hamburg lohnt sich immer - ob für ein Wochenende oder auch für länger. Denn zu entdecken gibt es jede Menge. Die Stadt an der Elbe ist eine der schönsten und vielfältigsten Metropolen der Welt. Als Hafenstadt ist hier viel internationales Flair heimisch und der Mix aus hanseatischer Lebensart und internationalem Ambiente einzigartig.
Shopping auf dem Jungfernstieg, ein Konzert in der Elbphilharmonie, eine Hafenrundfahrt ab St. Pauli Landungsbrücken oder – natürlich – ein Besuch der berühmten Reeperbahn und Großen Freiheit, gehören zu einem Hamburg Besuch dazu.
Doch das „Tor zur Welt“ hat noch mehr zu bieten: Mit einer Barkasse der Maritimen Circle Line von den Landungsbrücken aus ist man ruckzuck am Auswanderermuseum BallinStadt angekommen – Hafenrundfahrt inklusive.
Das Auswanderermuseum BallinStadt Hamburg
Das Auswanderermuseum wurde 2007 an dem Ort errichtet, an dem der Hapag-Reeder Albert Ballin 1901 die ersten Auswandererhallen errichten ließ. In drei originalgetreu wieder aufgebauten Gebäuden können die Besucher die Migrationsgeschichte der Menschen vom 16. Jahrhundert bis heute erleben – aus Sicht der Aus- wie Einwanderungsländer mit allen Hindernissen, Wünschen und Träumen, die die Menschen auf ihrem Weg in eine neue Heimat begleiten. Ein heute wie damals aktuelles Thema. Etwa sechs Millionen Menschen sind von Hamburg aus in die neue Welt gestartet.
Zudem wird in der Ausstellung auch das Leben und Wirken Albert Ballins selbst, dem Erfinder der modernen Kreuzfahrt, präsentiert – und zwar anschaulich und spannend: Für Kinder sowie für Erwachsene ist die Ausstellung interessant gestaltet. Dafür sprechen auch die mehr als eine Millionen Besucher, die das Museum bereits verzeichnet hat. Ein besonderes Highlight ist auch der kostenfrei zugängliche Familienforschungsbereich, der nicht nur Zugriff auf die Hamburger Passagierlisten von 1850 bis 1934 bietet, sondern auch auf 230 Millionen deutschsprachige, sowie weltweit 18 Milliarden historische Dokumente und Bilder in der Datenbank ancestry.de bietet. Auch die deutschen Großeltern von US-Präsident Donald Trump sind übrigens von hier in die USA ausgewandert und auf der Liste verzeichnet.
Letzter Ausweg ist die Flucht und damit die Auswanderung
Noch bis Ende Oktober läuft zudem noch die Sonderausstellung „Fluchtursache: Liebe“ im Auswanderermuseum BallinStadt. Schirmherrin ist niemand geringeres als Deutschlands bekannteste Drag Queen Olivia Jones. Sie unterstützt das Projekt zusammen mit ihrer "Olivia Jones Familien-Botschafterin" Veuve Noire, die auch das Projekt „Olivia macht Schule“ präsentiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen berührende Geschichten von Geflüchteten, die in Zusammenarbeit mit der Initiative Rainbow Refugees ausgesucht wurden.
Diese Lebensgeschichten werden mit Informationen über deren Herkunftsländer angereichert. Dazu gibt es einen Überblick über den Stand der LGBT Rechte weltweit. Denn nicht überall auf der Welt kann die LGBT Community offen und ohne Angst unter der Regenbogenfahne für ihre Meinung demonstrieren: Verfolgung wegen der sexuellen Orientierung gehört zu den Gründen, warum Menschen ihre Heimat verlassen. Erniedrigung, gesellschaftliche Stigmatisierung, Folter oder Tod drohen ihnen.
"Es ist einfach unglaublich, dass im 21. Jahrhundert immer noch Menschen verfolgt, bedroht, gefoltert und getötet werden, nur weil sie sich als Mann zu Männern oder als Frau zu Frauen hingezogen fühlen“, sagt Olivia Jones. „Deshalb werden wir Inhalte der Ausstellung auch in unser Bildungsprojekt ,Olivia macht Schule‘ übernehmen. Unsere Freiheiten sind nicht selbstverständlich. Das muss man immer wieder bewusstmachen.“
Das Thema liegt ihr sehr am Herzen, deshalb habe sie gerne die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen. Übrigens als „Lady Liberty“. Denn das Motiv der Ausstellung ist Drag Queen Olivia Jones als Freiheitsstatue. "Die Statue ist weltweit Symbol für Freiheit. Als ich gelesen habe, dass für Lady Liberty wahrscheinlich ein Mann Modell gestanden hat, war mir klar: Das ist das passende Motiv für eine wirklich freie und offene Gesellschaft und diese Ausstellung. Es ist wichtig, dass wir weiterhin auf die Thematik aufmerksam machen und dass Ausstellungen wie diese dafür sorgen, dass man ein bisschen offener und toleranter wird."
„Die Sonderausstellung Fluchtursache: Liebe gibt einem wichtigen Thema, das auch schon in der Hauptausstellung der BallinStadt Erwähnung findet, mehr Raum. Sie ist die perfekte Ergänzung für einen Besuch in der BallinStadt“, erläutert auch Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt.
„Wir sind uns sicher, dass wir mit dieser Sonderausstellung den Blick auf ein gesellschaftlich sehr relevantes Thema richten, welches eine breite Aufmerksamkeit verdient. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Welt außerhalb des momentan alles bestimmenden Themas Corona weiterdreht.“
Die Ausstellung wirft auf etwa 320 Quadratmetern einen Blick in die Länder, die Homosexualität noch mit dem Tod bestrafen. "Wir erzählen acht Geschichten von Geflüchteten und ordnen ihre Schicksale in das große Ganze, in die Länder und die Rechtsordnung dort ein", sagte Volker Reimers. Die Flüchtlinge kommen unter anderem aus Ruanda, Pakistan, Kuwait und Sierra Leone, leben derzeit in Deutschland und warten auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. Eingerahmt wird dieser Ausstellungsteil mit Informationen und Hintergründe zum Begriff Freiheit und dessen Bedeutung sowie die Errungenschaften der LGBT-Bewegung. Der Besuch der Sonderausstellung ist im Eintrittspreis des Auswanderermuseum enthalten.
Rund um die neue Hafencity
Von BallinStadt aus ist man auch schnell mit der U-Bahn wieder Richtung Hafencity, Hamburgs neuen Stadtteil, unterwegs. An der Station Überseequartier befindet sich auch das 25 hours Hotel Hafencity und das 25 hours Altes Hafenamt – letzteres ist auch Heimat einer Dependance des Restaurants Neni. Hier lohnt sich auch ein Stopp für einen Mittagssnack.
Die Hotels sind ideal für Liebhaber von Industrie- und Hafencharme. Die Elbpromenade mit Elbphilharmonie, die Speicherstadt, Museumsschiffe, die Überseebrücke, wo einst Linien- und Kreuzfahrtschiffe ihre Passagiere von Hamburg aus mit in alle Welt nahmen, liegen fußläufig um die Ecke. Jungfernstieg, Binnenalster, Rathaus, Mönckebergstraße, Große Bleichen, Gänsemarkt oder Neuer Wall sind mit der U 4 nur einen einzigen Halt entfernt, bis zum Hauptbahnhof sind es zwei Stationen.
Beatles Jubiläum in Hamburg
Auch bis zum Beatles-Platz sind es von hier nur etwa 15 Minuten zu Fuß. Vor 60 Jahren starteten hier die Jungs aus Liverpool erst im berüchtigten "Indra" und dann im "Kaiserkeller", "Top Ten"- und "Star-Club" ihre ersten Auftritte. Hier wurde der Grundstein zu einer der größten Musikkarrieren aller Zeiten gelegt.
Berühmt waren die Beatles damals noch nicht. Nach ihren Vorstellungen tranken sie gerne und viel im Gretel & Anton und ließen meist anschreiben. Jahrzehnte später beglich Paul McCartney wohl die letzte Rechnung. Die Skulpturen der Pilzköpfe auf dem Beatles-Platz müssen übrigens regelmäßig geflext werden, weil sich die Leute zu Fotoshootings reinzwängen und oft nicht wieder rauskommen.
Im Star Club traten natürlich auch viele andere bekannte Stars auf, deren Namen auf einem Gedenkstein verewigt wurden. Vom Star Club ist nämlich heute nur noch die Neon-Beleuchtung übrig, die für etwa 250.000 Euro rekonstruiert wurde.
Ungeschminkt Tour über den Kiez
Diese und noch viel mehr Insider-Geschichten erfährt man auf den thematischen Kieztouren. Eine davon ist die „Ungeschminkt-Tour“ mit Veuve Noir aus der Olivia Jones Familie. Nicht wie sonst als Drag Queen mit glitzernden Paillettenkostüm, großem Makeup und Highheels tritt sie dann eben ganz ungeschminkt vor ihr Publikum.
Man erfährt dabei viel über die Geschichte der Großen Freiheit. Ihr Ursprung war das Hermann-Bartels-Haus, mit dem der Grundstein für die heutige Straße gelegt wurde. Er begründete die Jungmühle. Später gab es hier eine Art Hippodrom mit Strippern, aber auch Tanzsäle und diverse Kneipen. Das Überleben der Etablissements war und ist schwierig.
Veuve Noire erzählt viele Anekdoten von den Menschen, die die Straße prägten. Eine große Rolle spielt auch die katholische Kirche. Ein Pfarrer kam beispielsweise mal rum und bat darum, die Technik in den Lokalitäten zu ändern, weil während der Messe O-Töne aus den Schwulen-Bars hinüberdrangen.
Veuve Noir berichtet auf der Tour aber auch sehr persönlich aus ihrem Leben. Wie sie nach Hamburg kam, gecastet wurde und nun zur Olivia-Jones-Familie gehört. Für viele Leute sind dies völlig neue und interessante Einblicke. Spannend ist auch zu sehen, was Olivia Jones in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt hat, um das Flair der Straße zu retten. Hinter dem Eingang von Olivias Show Club versteckt sich übriges auch ein wunderbarer Innenhof mit drei Lokalitäten. In der Olivia Jones Bar kann man in Rahmen der Tour auch den riesigen Klamotten-Fundus von Olivia Jones bewundern und ihren Schminkkoffer. Etwa dreieinhalb Stunden dauert die Verwandlung in eine Drag Queen.
Olivia Jones
Olivia Jones führt mit Promi-Kieztouren Touristen durch St. Pauli, veranstaltet Party-, Hafen-, und Stadtrundfahrten und betreibt auf der Großen Freiheit eine Schlager-Bar, einen Show-Club mit Travestie- und Comedy-Acts, einen Burlesque-Club und Deutschlands ersten Menstrip-Club, zudem nur Frauen Zutritt haben.
Darüber hinaus liegt ihr gesellschaftliches Engagement am Herzen, vor allem für Aufklärung, Toleranz und Vielfalt: als erste Drag Queen der Welt kandidierte sie mit einem schrillen symbolischen Wahlkampf für ein politisches Amt, durfte das Wort zum Sonntag anmoderieren, als eine von wenigen hundert Deutschen ihre Stimme bei der Wahl des Bundespräsidenten abgeben. Ihr erstes Kinderbuch „Keine Angst in Andersrum“ sorgte bundesweit für so viel Gesprächsstoff, dass mittlerweile Mitglieder der Olivia Jones Künstlerfamilie im Kampf gegen Ausgrenzung und Mobbing an Schulen, beim Deutschen Kita-und Ausbildungsleiterkongress aufklären oder für Schulklassen kostenlose Kieztouren zum Tag des offenen Denkmals veranstalten.
Mehr zu den Kieztouren: www.kult-kieztouren.de/
Hoteltipp: 25hours Hotel HafenCity und 25hours Altes Hafenamt
Als Teil des Überseequartiers befindet sich das Haus im Herzen der HafenCity zwischen Attraktionen wie der Elbphilharmonie, dem Kreuzfahrtterminal und dem Internationalen Maritimen Museum. Die Innenstadt um Rathaus und Mönckebergstraße ist in gut zehn Minuten zu Fuß erreichbar. Für den Rückweg mit den vollen Einkaufstüten nimmt man die U-Bahn-Linie 4, die direkt vor dem Hotel hält. Diese Linie fährt auch direkt zum Hauptbahnhof. Das Design des Hotels stammt von Stephen Williams Associates in Kooperation mit Eventlabs und dem Geschichtenerzähler Markus Stoll, sowie der Set Designerin Conni Kotte. Alleine vor der speziellen Tapete mit ihren vielen Sprüchen und Zeichnungen kann man viel Zeit verbringen. https://www.25hours-hotels.com/
Ausgehtipp
Von der Skyline Bar 20up im Empire Riverside Hotel kann man den Sonnenuntergang bei einem Cocktail in 90 Metern Höhe mit atemberaubenden Blick über den Hamburger Hafen und der Elbe erleben. www.empire-riverside.de
>>>> Weitere Informationen
www.rainbowrefugeesstories.com
www.hamburg-tourism.de/das-ist-hamburg/infos/app-hamburg-erleben-sparen/
Buchungen und Fragen zu Ausstellung: willkommen@ballinstadt.de und +49(0)40-31979160.
Die Autorin wurde unterstützt vom Auswanderermuseum BallinStadt Hamburg und von Hamburg Tourismus. Einfluss auf den Inhalt des Artikels wurde nicht genommen.