Wangerooge/Göttingen. Küstenurlauber machen manchmal Bekanntschaft mit dem giftigen Fisch. Dabei gibt es für Wattwanderer und Schwimmer einen einfachen Schutz.
An der Nordseeküste werden in diesem Sommer vermehrt Stiche des giftigen Fisches Petermännchen verzeichnet. Die 15 bis 50 Zentimeter langen Fische mit giftigen Stacheln graben sich im Frühjahr und Sommer zum Laichen im flachen Wasser im Meeresboden ein. Sie zählen zu den giftigsten Tieren in Europa.
Übergreifende Zahlen zu den Verletzungen gibt es nicht. Aber das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen berichtet, dass schon fast 30 Anfragen wegen Stichen des Petermännchens eingegangen seien. Üblich seien etwa 40 Anfragen für ein ganzes Jahr, sagte der Leiter der Einrichtung, Martin Ebbecke.
30 bis 40 Stiche an deutschen Küsten pro Jahr
Ein Schwerpunkt scheint nach örtlichen Presseberichten die niedersächsische Insel Wangerooge zu sein. "Wir haben eine leichte Häufung gehabt", bestätigte der Leiter der DRK-Wasserwacht auf der Insel, Jonny Mählmann. Er sprach von fünf bis sechs Fällen, während es sonst auf Wangerooge nur zwei oder drei im Jahr seien. Für die deutschen Küsten seien es üblicherweise 30 bis 40 Stiche im Jahr.
Ebbecke nannte zwei typische Wege, wie Menschen von dem Fisch gestochen werden. Wattwanderer oder Schwimmer treten im Flachwasser auf die versteckten Petermännchen. "Dagegen helfen Badeschuhe", sagte Ebbecke. Manchmal landet der Fisch bei Anglern im Netz oder am Haken. Sie verletzen sich an den Stacheln, wenn sie das Tier anfassen.
Stich fühlt sich wie ein sehr starker Wespenstich an
So machte Yannick Schwender aus Heide (Schleswig-Holstein) im Juli beim Angeln an der dänischen Ostseeküste bei Ebeltoft unliebsame Bekanntschaft mit einem Petermännchen. "Ich wollte in der Abenddämmerung vom Strand aus Meerforellen fangen, als plötzlich ein kleiner Fisch am Haken zappelte. Ich dachte es sei ein kleiner Dorsch, und wollte ihn vorsichtig vom Haken abmachen. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz im Daumen." Wie ein sehr starker Wespenstich fühlte es sich an, der Daumen war zwei Tage lang heiß und dick. "Ich wusste damals nicht, wie gefährlich es sein kann. Glücklicherweise war es bei mir nicht so schlimm", sagte Schwender.
Der Stich des Petermännchens führt zu einem stechenden Schmerz, starken Gelenkschmerzen und Schwellungen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem allergischen Schock und Herzstillstand kommen. Es seien aber keine Todesfälle durch Petermännchen bekannt, sagte Ebbecke. Doch eine Behandlung durch den Arzt sei notwendig.
Bestand des Großen Petermännchens wächst
"Wenn die Tiere gestört werden, können sie sehr schnell sehr hektisch werden. Sie schwimmen in schlängelnden Bewegungen im Zickzack und stellen sofort die Rückenflossen auf. Das ist ihre Abwehrhaltung, ihr Schutzmechanismus. Den setzen Sie gezielt ein", sagte der Biologe Timo Kaminski, Aquariumsleiter im Multimar Wattforum in Tönning (Schleswig-Holstein).
Nach Erhebungen zwischen 2000 und 2014 sei der Bestand des Großen Petermännchens in der tieferen Nordsee gewachsen, sagte Gregor Scheiffarth vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Von den Kleinen Petermännchen im Flachwasser, die giftiger seien, seien eher weniger gezählt worden. Aber Scheiffarth sagte: "Es gibt immer wieder Jahre, in denen sie verstärkt an den Stränden auftauchen und dann auch Menschen stechen." Zuletzt sei 2014 so ein Jahr gewesen.
So gefährlich das Petermännchen ist, gilt es auch als schmackhafter Speisefisch. Vor der Verarbeitung müssen die Giftstacheln auf dem Rücken und an den Kiemen sorgfältig entfernt werden. (dpa)