Göttingen/Berlin. . Fahrradurlaub kombiniert mehrere Vorzüge. Wer ein paar Tipps beachtet, macht seine erste große Tour zum Erfolg.

Der Sommer 2020 ist keine Saison für Fernreisen und spektakuläre Trips. Die Urlaubspläne sind in der Regel bescheiden und bodenständig. Mancher, der es sonst nicht tun würde, nimmt sich vielleicht einen ausgedehnten Radurlaub vor der eigenen Haustür vor - und das kann aufregender sein, als es klingt.

Wer sich für diese Reiseform entscheidet, der sollte vor und während der Tour allerdings einige Dinge beachten. Eine Checkliste für Anfänger - von der Routenwahl bis zur grundlegenden Ausrüstung.

Punkt 1: Quer durch Deutschland oder fester Standort?

„Viele denken bei einer Radreise an längere Etappenreisen auf den klassischen Radfernwegen“, sagt Louise Böhler, Leiterin Radtourismus des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Gerade für Einsteiger kann es jedoch entspannter sein, sich eine feste Unterkunft zu suchen und von dort aus die jeweilige Region mit dem Rad zu erkunden.

David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad rät zu Flussradwegen: „Die Strecken sind gut ausgebaut und flussabwärts geht es tendenziell bergab“, sagt der Experte. Diese Routen sind laut der ADFC-Analyse auch besonders beliebt: Die drei beliebtesten Fernradwege 2019 führten entlang der Weser, Elbe und Ruhr. Auf Platz vier folgte der Ostseeküsten-Radweg, der einen Abstecher auf die Insel Rügen macht.

Punkt 2: Strecken zum Entdecken

Pandemie-bedingt rechnet der ADFC für 2020 mit einem „regelrechten Boom“ auf den Radwegen. Es lohnt sich daher womöglich, mal eine noch etwas unbekanntere Strecke zu testen. Und Alternativrouten abseits der Klassiker gibt es zahlreich: Deutschland hat mehr als 250 Radfernwege und mehr als 350 regionale Radrouten. „Da gibt es eine Fülle von Möglichkeiten zum Abseitsradeln“, sagt Böhler.

Ganz gleich, ob flaches Friesland oder bayerische Berge: Um die perfekte Route entsprechend der eigenen Vorlieben zu finden, rät David Koßmann dazu, ein wenig durch Rad-Literatur zu stöbern oder mit der Hilfe von Apps wie Komoot oder Outdooractive die Route zu planen.

Als Geheimtipp bezeichnet Louise Böhler den neu gebauten Fränkischen Wasserradweg. Der Radfernweg führt auf rund 450 Kilometern meist ufernah durch das Fränkische Seenland und seine Umgebung. Dabei locken Bademöglichkeiten und die Unesco-Welterbestätte Dinkelsbühl.

Auch im Seenland Oder-Spree im erweiterten Berliner Umland können sich Reisende beim Segeln oder Wasserski abkühlen. Die Kurorte Bad Saarow, Buckow und Bad Freienwalde bieten außerdem Wellness- und Gesundheitsangeboten für müde Radlerbeine.

Punkt 3: Fahrradcheck und Probefahrt als Vorbereitung

Bevor es auf Tour geht, müssen Rad und Fahrer fit gemacht werden. Das Rad muss verkehrstauglich sein, und man muss Gepäck gut unterbringen können. Gepäckträger halten je nach Rad 10 bis 30 Kilogramm aus, viele Räder lassen sich mit einem Gepäckträger vorne nachrüsten. Außerdem müssen unbedingt Reifen, Kette und Bremsen überprüft werden.

Die Reifen brauchen den richtigen Luftdruck und dürfen nicht spröde sein. Sind schon viele kleine Risse im Gummi, ist es besser, neue Reifen zu kaufen, weil man sonst schnell einen Platten bekommt.

„Die Kette braucht am meisten Pflege“, sagt Koßmann. Um sie zu ölen, lässt man sie zunächst drei bis vier Mal durch einen Lappen laufen, anschließend träufelt man in mehreren Durchgängen Kettenöl hinauf. „Man darf eine Kette niemals rosten lassen“, warnt der Experte.

Zuletzt müssen die Bremsen überprüft werden, damit man während der Tour auch mit Gepäck sicher zum Stehen kommt. „Am besten vereinbart man bei einer Radwerkstatt einen Termin, um das Rad vorher komplett durchchecken zu lassen“, sagt Radspezialist Koßmann.

Selbst wer ein ganz neues Rad hat, sollte damit nicht sofort auf Reise gehen. Um sich an das Rad zu gewöhnen und probehalber einen ganzen Tag auf dem Sattel zu sitzen, empfiehlt es sich, vor dem Radurlaub mehrere Tages- oder Wochenendtouren zu machen.

Punkt 4: Richtig gepackt ist halb geradelt

Wer Luftpumpe, Flickzeug, ein Multitool-Werkzeugset und eventuell einen Ersatzschlauch einpackt, ist schon bestens ausgerüstet, falls unterwegs etwas schief gehen sollte. Allerdings sollte man auch tatsächlich wissen, wie man einen Schlauch flickt. Für die Sicherheit rät Koßmann außerdem dazu einen Helm zu tragen. „Wenn der Helm gut sitzt, spürt man ihn schon nach zwei Minuten nicht mehr.“

Beim Packen verstaut man Schweres möglichst nah am Rad. Dabei ist es praktisch, in den Taschen feste Plätze zu etablieren: „Wenn man etwas braucht, ist es nur ein kurzer Handgriff und kein ewiges Gesuche.“

Kleidung nach dem Zwiebel-Prinzip, also mehrere dünne Schichten übereinander, spart Gewicht und macht anpassungsfähig. Auch Getränke dürfen nicht fehlen. „Wenn der Fahrtwind angenehm kühlt, merkt man gar nicht, wie viel Flüssigkeit man verliert“, warnt Koßmann.

Punkt 5: Buchung, Kosten und was sonst noch wichtig ist

Die Situation in diesem Jahr bringt mehr Urlauber auf ihre Räder, die Kapazitäten der Unterkünfte sind aus Hygienegründen aber beschränkt. Der ADFC rät, zum Beispiel über sein Portal Bett+Bike zu buchen.

„Wenn man weiß, welche Sehenswürdigkeiten man sehen möchte und wie viele Kilometer man am Tag schafft, ist das auf jeden Fall sinnvoll“, sagt auch David Koßmann. Wer flexibel bleiben möchte, sollte auf die Stornobedingungen achten – oft geht ein Storno bis 24 Stunden vorher.

Vom einfachen Campingplatz bis zum luxuriösen Wellness-Hotel ist die Spanne der Unterkünfte groß. Im Durchschnitt geben Radreisende laut der aktuellen ADFC-Radreiseanalyse 65 bis 100 Euro pro Tag aus.

Zur sorgfältigen Planung gehört in diesem Jahr auch, sich über die Corona-Regeln der einzelnen Bundesländer zu informieren. (dpa)

Siehe auch: ADFC-Portal Bett+Bike