Prag. Die tschechische Metropole Prag ist bald um eine Attraktion reicher. Die historische Marienstatue aus dem 17. Jahrhundert wird wiedererrichtet. Doch nicht alle Prager sind davon begeistert.
Der bei Touristen beliebte Altstädter Ring in Prag erhält eine neue Dominante. Am Montag begannen erste Vorarbeiten für die Wiedererrichtung einer historischen Mariensäule aus dem 17. Jahrhundert.
Der Platz mit Rathausturm und astronomischer Uhr ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der tschechischen Hauptstadt. In einem ersten Schritt sollen bis in eine Tiefe von rund zwei Metern die ursprünglichen Fundamente der Säule freigelegt werden. Dabei hoffen die Initiatoren um den Bildhauer Petr Vana, den Grundstein aus dem Jahr 1650 - und möglicherweise sogar eine Zeitkapsel - zu entdecken.
Langes Hin und Her
Die Stadtverordnetenversammlung der Moldaumetropole hatte im Januar nach langem Hin und Her ihre Zustimmung zur Wiedererrichtung der Statue mit der Jungfrau Maria an der Spitze gegeben. Befürworter sehen in der Säule ein architektonisch-historisch wertvolles Baudenkmal, das zur Gestaltung des Platzes gehört. Kritiker lehnen sie als ein Symbol der verhassten Habsburgermonarchie und der gewaltsamen Rekatholisierung der Böhmischen Länder ab.
Kaiser Ferdinand III. hatte die Säule zum Dank für die Rettung Prags vor den protestantischen Schweden am Ende des Dreißigjährigen Kriegs errichten lassen. Sie wurde am 3. November 1918 von einer aufgebrachten Menge gestürzt und zerstört, nachdem die Tschechoslowakei wenige Tage zuvor ihre Unabhängigkeit von Österreich-Ungarn erklärt hatte. Die neue Replik soll, wenn alles nach Plan geht, im September fertiggestellt sein.
Stark atheistisch geprägt
Er habe seit 23 Jahren jedes Jahr zwei Monate für die Realisierung des Projekts geworben und gearbeitet, sagte Bildhauer Vana der Agentur CTK. Tschechien ist in der Gegenwart stark atheistisch geprägt. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2011 bekannten sich nur 20,8 Prozent der Befragten zu einer Glaubensgemeinschaft. (dpa)