Englische Art und spanische Sonne: Gibraltar ist ein kleines Stück Großbritannien am Südzipfel der iberischen Halbinsel
Es ist schon merkwürdig: Man passiert die Grenzwache, überquert ein Flugfeld, geht durch ein Festungstor und betritt einen Platz, auf dem plötzlich Soldaten in Uniformen des 18. Jahrhunderts stehen. Das ist durchaus keine Filmszene, das können Touristen täglich erleben, wenn sie vom spanischen La Linea aus die nur 6,5 Quadratkilometer große britische Kronkolonie Gibraltar betreten.
Die Soldaten zeugen von der militärischen Vergangenheit des Ortes. Spätestens 711, als arabische Truppen landeten und von hier aus fast ganz Spanien eroberten, geriet Gibraltar ins Rampenlicht der Geschichte. Nach dem arabischen Heerführer Tarik wurde auch der Landzipfel Djebel-el-Tarik- Felsen genannt. Im Lauf der Zeit wurde Gibraltar daraus.
Im 15. Jahrhundert eroberten die Spanier die Burg, die dann wieder die Briten 1704 besetzten und zur kanonenstarrenden Festung ausbauten. Trotz Belagerungen während der nächsten 100 Jahre gelang es den Spaniern nicht, hier wieder Fuß zu fassen. Nach so viel Militärgeschichte empfiehlt sich ein Bummel auf der Main Street. Geschäft reiht sich an Geschäft. Günstiger kann man kaum einkaufen: Obwohl der Mittelmeerfelsen zu Großbritannien und damit zur EU gehört, gibt es keine Mehrwertsteuer. Im Kloster aus spanischer Zeit residiert heute der Gouverneur. Die Kronkolonie mit ihren nahezu 30.000 Einwohnern genießt Selbstverwaltung, hat eigene Briefmarken und Münzen. Nach so vielen ersten Eindrücken genießt der Tourist die Schönheit und die Ruhe des Botanischen Gartens Alameda, in dessen Nähe sich die untere Station der Seilbahn befindet. Mit ihr schwebt man hinauf zur wichtigsten Sehenswürdigkeit Gibraltars: dem 430 Meter hohen Felsen. Von den Terrassen an der oberen Station bietet sich ein spektakuläres Panorama: die Straße von Gibraltar, wo Atlantik und Mittelmeer sich treffen, voraus Afrika mit Marokkos Küste.
Doch die Idylle wird rasch unterbrochen, denn hier oben ist das Reich der Berber-Makaken, die einzig frei lebenden Affen Europas. Etwa 300 Tiere bevölkern den Felsen – und niemand weiß so recht, wann und wie sie herkamen. Aber jeder kennt die Redewendung: Wenn der letzte Affe verschwunden ist, hört Gibraltar auf britisch zu sein. Als die Zahl der Tiere einst durch Krankheiten schrumpfte, ließ der britische Premierminister Winston Churchill neue Affen aus Marokko einführen. Auf Schritt und Tritt trifft man hier oben auf alte Gefechtsstellungen. Höhepunkt sind zweifellos die im 18. Jahrhundert und während des Zweiten Weltkrieges in den Felsen geschlagenen Verteidigungstunnel, immerhin etwa 50 Kilometer lang. Der Berg ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse.
Wieder unten in der Stadt, bleibt vielleicht noch Zeit, um sich einige weitere Sehenswürdigkeiten anzusehen: die Südspitze der Halbinsel mit Leuchtturm und Moschee, den Hafen, das Gibraltar-Museum, oder die beiden Kathedralen.
Info: Gibraltars Grenze zu Spanien ist mit 1,2 Kilometern die kürzeste zwischen zwei Staaten. Direkte Flugverbindungen gibt es ab Deutschland nicht, doch fliegen zahlreiche Airlines ins nahe Jerez oder Malaga. Ab Düsseldorf Air Berlin www.airberlin.de oder TUIfly www.tuifly.com Kontakt: www.visitgibraltar.de