Walaam. Das weite Russland lässt sich gut vom Schiff aus erkunden. Von St. Petersburg im Norden geht es zu einer entlegenen Insel mit frommen Mönchen.

Jede Kreuzfahrt beginnt mit der Begrüßung der Passagiere, und so hält es auch Kapitän Nikolai Paramonow in St. Petersburg. Sein Törn zur Klosterinsel Walaam dauert nur zwei Nächte - ein Wochenendausflug zu einem der religiösen und kulturellen Schätze im Norden Russlands.

Der Dampfer "Leonid Sobolew" schiebt sich in der Abendsonne den Fluss Newa hinauf. Gegen Mitternacht erreicht er Europas größten See: Der Ladogasee ist ein beeindruckendes Binnenmeer. Für Pilger und Touristen ist die abgeschiedene Inselgruppe im Ladogasee nur im Sommer mit dem Schiff erreichbar.

Felsinseln und Kiefernwald

Am nächsten Morgen zum Frühstück legt das Schiff schon in Walaam an. Wie aus dem Nichts sind die typisch nördlichen Felsinseln voller Kiefernwald aufgetaucht. Gleich drei Kreuzfahrtschiffe machen nebeneinander fest. Walaam gehört zu den Anlaufstellen auf den klassischen Flussfahrten zwischen Moskau und St. Petersburg.

In geführten Kleingruppen erkunden die Touristen zu Fuß die Insel. Das orthodoxe Mönchskloster Walaam hat seit dem 14. Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte erlebt. Es wurde mehrfach zerstört und blühte wieder auf. Nach dem Zerfall des Zarenreiches 1917 gehörte es zu Finnland. Im finnisch-sowjetischen Winterkrieg 1940 flüchteten die letzten Mönche vor der Roten Armee. Sie gründeten nahe der finnischen Stadt Heinävesi das Kloster Uusi Valamo (Neu-Walaam).

Zweckentfremdetes Gotteshaus

1944 kamen die Inseln endgültig wieder zur Sowjetunion. Über Jahrzehnte nutzte die atheistische Staatsmacht die weitläufige Klosteranlage als Lagerhalle, Offizierskasino und Behindertenheim. Erst 1989 kehrten sechs Mönche nach Walaam zurück.

Eine Kreuzfahrt von St. Petersburg zum Kloster Walaam

Die Kathedrale von Walaam aus der Luft - für Präsident Putin ein Symbol der Wiedergeburt Russlands.
Die Kathedrale von Walaam aus der Luft - für Präsident Putin ein Symbol der Wiedergeburt Russlands. © dpa
Beheimatet die Klosterinsel Walaam: Der Ladogasee ist fast so groß wie ganz Sachsen.
Beheimatet die Klosterinsel Walaam: Der Ladogasee ist fast so groß wie ganz Sachsen. © dpa
Beliebtes Ausflugsziel: Russische Flusskreuzfahrtschiffe liegen am Anleger der Klosterinsel Walaam.
Beliebtes Ausflugsziel: Russische Flusskreuzfahrtschiffe liegen am Anleger der Klosterinsel Walaam. © dpa
Nikolai Paramonow ist Kapitän des russischen Flusskreuzfahrtschiffs
Nikolai Paramonow ist Kapitän des russischen Flusskreuzfahrtschiffs "Leonid Sobolew" - hier begrüßt er seine Passagiere an Bord. © dpa
Auf der russischen Klosterinsel Walaam im Ladoga-See: Pilger gehen durch das Eingangstor zum Hauptkloster mit der Verklärungs-Kathedrale.
Auf der russischen Klosterinsel Walaam im Ladoga-See: Pilger gehen durch das Eingangstor zum Hauptkloster mit der Verklärungs-Kathedrale. © dpa
Notenständer und Ikonen im Inneren der Kirche der Konjewski-Einsiedelei - sie gehört zum orthodoxen Mönchskloster auf Walaam.
Notenständer und Ikonen im Inneren der Kirche der Konjewski-Einsiedelei - sie gehört zum orthodoxen Mönchskloster auf Walaam. © dpa
Patriarch Kirill besitzt eine Luxusjacht.
Patriarch Kirill besitzt eine Luxusjacht. © dpa
Jacht
Jacht "Pallada" vor Walaam: Das Boot wird vom Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriatrch Kirill, genutzt. © dpa
Prachtbauten: Die Kuppeln und der Turm der Verklärungs-Kathedrale, der Hauptkirche des orthodoxen Mönchsklosters auf Walaam, ragen in den Himmel.
Prachtbauten: Die Kuppeln und der Turm der Verklärungs-Kathedrale, der Hauptkirche des orthodoxen Mönchsklosters auf Walaam, ragen in den Himmel. © dpa
Warten auf Abfahrt: Die
Warten auf Abfahrt: Die "Leonid Sobolew" und zwei weitere russische Flusskreuzfahrtschiffe im Hafen von St. Petersburg. © dpa
Anreise mit dem Schiff: Die Klosterinsel Walaam liegt im Ladogasee in der russischen Region Karelien.
Anreise mit dem Schiff: Die Klosterinsel Walaam liegt im Ladogasee in der russischen Region Karelien. © dpa
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Honig und Käse im Kloster

Heute zählt das wiederaufgebaute Kloster etwa 200 russisch-orthodoxe Mönche. Es gibt leckeren Honig und Käse. Trotz der nördlichen Lage gedeiht Obst gut auf Walaam. Die große Wasserfläche des Ladoga sorgt für ein mildes, wenn auch unbeständiges Klima.

Beheimatet die Klosterinsel Walaam: Der Ladogasee ist fast so groß wie ganz Sachsen.
Beheimatet die Klosterinsel Walaam: Der Ladogasee ist fast so groß wie ganz Sachsen. © dpa

Nachmittags schippert ein Kutter die Touristen vom Kreuzfahrtanleger in die Klosterbucht mit der Hauptkirche. Präsident Putin hat Walaam mehrfach besucht, stets Mitte Juli zum Fest der Heiligen Sergej und German. Deren Gebeine liegen in der Klosterkirche. Der Kremlchef sieht die Wiedergeburt des Klosters als Symbol der neuen Größe Russlands. "Walaam ist verbunden mit der Wiederherstellung des russischen Staates", sagte er in einem Film.

Meditativer Kirchengesang

Zum Hauptgebäude des Klosters steigt man durch einen Apfelgarten einen kleinen Hügel hinauf. In Russland sind Barockkirchen nicht zartgelb bemalt wie in Westeuropa. Die Verklärungs-Kathedrale hat rostrote Wände und reckt ihre hellblauen Kuppeln in den Himmel.

Berühmt ist Walaam auch für seinen Kirchengesang. Meditativ und tief ergreifend klingen die orthodoxen Liturgien. Doch aus diesen Sphären bringt Kapitän Paramonow seine Passagiere schon bis zum nächsten Morgen zurück in die Millionenstadt St. Petersburg. (dpa)