Reykjavik. Die Flieger der Billiglinie heben nicht mehr ab. Damit geht eine günstige Alternative, um für wenig Geld in den teuren Norden zu kommen verloren.
Die in finanzielle Bedrängnis geratene isländische Billigfluglinie Wow Air hat ihren Betrieb eingestellt. "Alle Wow-Air-Flüge werden gestrichen", teilten die Isländer am Donnerstag mit.
Passagiere mit Wow-Air-Tickets wurden gebeten, sich bei anderen Fluggesellschaften nach verfügbaren Flügen zu erkundigen.
Günstige Flugangebote für Betroffene
Die Airline Icelandair bot gestrandeten Fluggästen nach Angaben der isländischen Verkehrsbehörde vergünstigte Preise an, unter anderem auf den Strecken nach Berlin und Frankfurt am Main. Gleiches tat auch Easyjet auf den Strecken zu den Londoner Flughäfen Luton und Gatwick. Auch Norwegian bot Betroffenen günstigere Flüge an.
Der Schritt von Wow Air dürfte größere Auswirkungen auf die wichtige Tourismusbranche in Island haben. Für Reisende aus Deutschland fällt zudem eine günstigere, wenn auch langsamere Alternative für Flüge nach Nordamerika via Reykjavik weg.
Die Fluggesellschaft hatte bereits am Morgen erklärt, Flugzeuge bis auf Weiteres am Boden zu lassen. Als Begründung wurde angegeben, man befinde sich in der Endphase von Kapitalverhandlungen mit Investoren. Diese Gespräche seien die ganze Nacht bis in den Morgen hinein gegangen, aber erfolglos geblieben, sagte Wow-Air-Chef Skuli Mogensen dem isländischen Rundfunk RUV. Er sei betrübt, dass die Passagiere enttäuscht worden seien. "Es tut mir leid, weil die Leute an uns geglaubt und uns unterstützt haben." In einem Brief an die Belegschaft schrieb er Medienberichten zufolge, er werde es sich niemals verzeihen, nicht schneller gehandelt zu haben.
Entschuldigung vom Außenministerium
Unter anderem wurden die Wow-Air-Flüge zwischen Reykjavik und Berlin-Schönefeld sowie Reykjavik und Frankfurt gestrichen. Alle Passagiere seien bereits informiert worden, erklärte die Airline. Wow Air fliegt über ihr isländisches Drehkreuz Keflavik bei Reykjavik Ziele in Europa und Nordamerika an.
Islands Finanzminister Bjarni Benediktsson schätzte, dass rund 4000 Passagiere von dem Schritt von Wow Air betroffen seien. Am Flughafen in Keflavik kam es zunächst zu keinen längeren Warteschlangen oder vielen Beschwerden. Das isländische Außenministerium entschuldigte sich bei betroffenen Reisenden.
Die seit Monaten in Finanzschwierigkeiten steckende Fluggesellschaft hatte in den vergangenen Tagen Gespräche mit Icelandair geführt, nachdem Verhandlungen mit dem Risikokapitalgeber Indigo Partners abgebrochen worden waren. Icelandair hatte im vergangenen Jahr ein Übernahmeangebot an Wow Air zurückgezogen. Im Dezember 2018 hatte Wow Air angekündigt, die Flugzeugflotte von 20 auf elf Flugzeuge einzudampfen und das Personal um 111 Stellen auf rund 1000 Angestellte zu verringern. (dpa)