Hamburg. Hamburgs Tourismus boomt. Doch das ist auf Dauer kein Selbstläufer, mahnen Verantwortliche. Ihnen fehlen attraktive Flugverbindungen und Personal
Hafengeburtstag, Cruise Days, Rotarier-Treffen: Mit publikumsträchtigen Veranstaltungen will Hamburg in diesem Jahr in- und ausländische Gäste an die Elbe locken. Mit einem Wachstum von drei bis fünf Prozent auf rund 15 Millionen Übernachtungen soll 2019 wieder ein Rekordjahr werden, kündigte Tourismuschef Michael Otremba am Freitag in Hamburg an. Es wäre das 19. Boomjahr in Folge. Die Verantwortlichen der Branche wollen vor allem den Auslandstourismus weiter ankurbeln - möglichst mit direkten internationalen Flugverbindungen.
Schon 2018 legten die Übernachtungen erneut kräftig zum, um 5,1 Prozent auf 14,5 Millionen. Rund ein Viertel der Übernachtungen wurde aus dem Ausland gebucht; sie stiegen um 4,4 Prozent auf rund 3,6 Millionen. Die Inlandsbuchungen legten noch stärker um 5,3 Prozent zu. "Wir dürfen nicht nachlassen, für Hamburg zu werben", sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos), der sich als Musicalfan outete.
Tausende unbesetzte Stellen
Er wünsche sich einen Anteil von 50 Prozent bei den ausländischen Buchungen, sagte der Chef des Tourismusverbands, Prof. Norbert Aust. Schließlich habe dieser in Städten wie Berlin (46 Prozent), München (49), Wien (81) und Amsterdam (84) bereits einen deutlich höheren Anteil. "Der Weg ist lang, aber wir müssen ihn gehen. Und wir brauchen dringend internationale Fluganbindungen", sagte Aust. So gibt es von Hamburg aus keine Direktverbindung in die USA, und mancher innereuropäischer Flug ist ebenfalls mit Umsteigen an "Hubs" wie Düsseldorf oder München verbunden.
Außerdem verwies der Verbandschef auf Tausende unbesetzte Stellen in Hotellerie und Gastronomie und fehlenden bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende. "Das ist sehr dramatisch", sagte Aust angesichts von fast einem Dutzend Hotels (ca. 2200 Betten), die in diesem Jahr eröffnen sollen. Es gebe viel zu tun, um ein guter Gastgeber zu bleiben.
Hamburgs Vielfalt bekannter machen
Der Tourismus ist für Hamburg eine Schlüsselbranche. Das wird aus neusten Berechnungen gemäß internationaler Standards durch das Institut für Management und Tourismus der FH Westküste in Heide (Kreis Dithmarschen) deutlich. So erbringt die Branche für Hamburg eine Wirtschaftsleistung von rund 4,4 Milliarden Euro, ein Anteil von 4,5 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung. Für den Tourismusarbeiten fast 89 000 Menschen. Und an den Steuereinnahmen von rund 300 Millionen Euro jährlich aus dem Tourismus zeige sich der Beitrag für Lebensqualität und Wohlstand, führte Otremba aus. "Tourismus ist ein Wachstumstreiber für Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie", hielt er fest.
Nach Kritik aus viel besuchten Hamburger Stadtteilen wie vor allem St. Pauli hat Hamburg Tourismus eine Abteilung "Destination Management" eingerichtet. Darüber werde die Zusammenarbeit mit den Bezirken verstärkt, um die Vielfalt Hamburgs bekannter zu machen und auf die Sorgen der Quartiere einzugehen. So wurde unter anderem eine Plakat-Kampagne mit vorerst fünf Motiven aufgelegt, mit der unter anderem für Attraktionen in Bergedorf (Schloss, Sternwarte) und Harburg (Kutter, Falckenberg-Sammlung) geworben wird. (dpa)