Aus dem Schweizer Dorf soll eine Super-Destination werden – mit den Millionen von Samih Sawiris

Das Vermögen von Samih Sawiris (52) wird auf 20 Milliarden Dollar geschätzt. Sein Geld investiert der Ägypter seit einigen Jahren bevorzugt in nachhaltige Touristikprojekte. Oder genauer gesagt: Sawiris plant und baut ganze Städte wie El Gouna am Roten Meer. Vor einigen Wochen war Spatenstich für das erste Hotel seines neuen Ferienresorts in Andermatt. Das Reise Journal sprach mit dem Unternehmer über sein neues Projekt in der Schweiz.

Warum investieren Sie gerade in Andermatt?

Sawiris: Ich wurde von den Schweizern eingeladen, dort zu investieren. Und da Andermatt ein sehr schönes Alpendorf ist, mit guten Sportmöglichkeiten im Sommer und Winter, haben wir uns entschieden dort zu bauen.

El Gouna in Ägypten haben Sie aus dem Nichts erschaffen. Aber in Andermatt wohnen Menschen. Das neue Resort bietet Platz für 3000 Gäste, dreimal mehr als das Tal Einwohner hat. Führt das nicht zu Konflikten?

Sawiris: Nein. Wir führen die ganze Entwicklung in enger Zusammenarbeit mit Behörden, Umweltorganisationen und der Bevölkerung durch. Zum Spatenstich kamen 900 Personen.

Die Bevölkerung darf tatsächlich mitreden?

Sawiris: Wir machen nichts an den Einheimischen vorbei, es gab sogar ein Mitwirkungsverfahren, an dem die Leute rege teilgenommen haben. Und wir haben Anregungen übernommen.

Welche zum Beispiel?

Sawiris: Die Verkehrsführung sowie die Gebäudehöhen und -abstände wurden den Wünschen der Anwohner angepasst.

Umweltschützer kritisierten Ihr Projekt. Gelang es Ihnen die Bedenken zu zerstreuen?

Sawiris: Wir haben von Beginn an die Interessen der Umweltorganisationen und der Landschaftsschützer konsequent berücksichtigt. Diese Leute haben substanzielle Beiträge bei der Planung geleistet. Wir verzichteten auf Wunsch der Umweltschützer auf den Bau von Villen im Gebiet des Golfplatzes.

Mehr Menschen im Tal verbrauchen aber Wasser, produzieren Müll und Abgase.

Sawiris: Ökologie ist für uns ein zentrales Thema. Unser Ziel ist eine Kohlendioxid neutrale Energieversorgung. Wir hoffen beim Heizen mittels Erdwärme auf Erdöl verzichten zu können. Energie aus Wasser und Wind wird eine wichtige Rolle spielen und das Resort wird autofrei sein.

Welches Publikum wollen Sie für das Resort gewinnen?

Sawiris: Unsere Gäste werden mehrheitlich aus Europa kommen mit den Schwerpunkten Deutschland und Norditalien.

Golf spielen im Sommer, Ski fahren im Winter. Gibt es noch andere Gründe, nach Andermatt zu kommen?

Sawiris: Selbstverständlich! Die Natur ist unberührt und einmalig, sie bietet mannigfaltige Möglichkeiten zum Klettern, Radfahren und Wandern. Wir denken auch daran, eine Bobbahn und eine große Badehalle zu bauen. Und eine Mehrzweckhalle, die das weltberühmte Lucerne Festival für klassische Konzerte nutzen wird. Es gibt jetzt schon eine breite Auswahl an Restaurants. Neue werden dazu kommen.

Macht es mehr Spaß in Ägypten, Marokko oder in der Schweiz so ein Resort zu planen?

Sawiris: In Europa dauert alles länger und ist teurer. Prozesse sind wegen der vielen Vorschriften viel komplexer. Aber das ist auch eine Herausforderung.

Sie wollen in England eine Ökostadt bauen. Gibt es in Europa Potenzial für weitere Großprojekte?

Sawiris: Ganz bestimmt. Wir werden noch mehr Destinationen entwickeln. Seit der Finanzkrise sind Immobilien noch attraktiver geworden. Die Renditen sind zwar kleiner als jene, die eine Zeit lang in Dubai oder Spanien erwirtschaftet wurden, dafür sicher.

Zieht in Europa das Wort „Öko”?

Sawiris: Es „zieht” nicht nur. Umweltgerechtes Entwickeln, Bauen und Betreiben von Resorts ist in der heutigen Zeit unabdingbar. Wir müssen mit der Natur mit größter Sorgfalt umgehen.

Resort Andermatt

Info

Das Resort Andermatt soll einmal sechs Hotels der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie bieten, 844 Zimmer und Wohnungen, 42 Appartmenthäusern, 490 Wohnungen und 20 bis 30 Villen. Geplant sind außerdem ein 18-Loch-Golfplatz, eine Multisporthalle, ein Konzert- und Kongress-Saal. Zudem soll der Bahnhof neu gestaltet und das Skigebiet modernisiert werden. Das Investitionsvolumen beträgt rund 1,5 Milliarden US-Dollar (950 Millionen Euro). Eröffnung soll 2013 oder 2014 sein.

Interview: Petra Hirschel