Hannover. Berlin liegt bei niederländischen Touristen im Trend. Die Niederländer machen daher Druck für eine schnellere Bahnanbindung in die Hauptstadt.
Hochgeschwindigkeitszüge verbinden längst viele europäische Metropolen, zwischen Amsterdam und Berlin aber ist Geduld gefragt. Im Regionalzugtempo geht es auf weiten Strecken vorwärts und an der Grenze gibt es zehn Minuten Stopp zum Lokwechsel. Auch weil Niedersachsen und Berlin bei niederländischen Touristen gefragt sind, wollen die Holländer auf der Verbindung nun Tempo machen und bei den Deutschen auf eine Modernisierung pochen. Mit einer einmaligen Sonderfahrt, bei der eine halbe Stunde eingespart wird, fährt Hollands Bahnchef Roger van Boxtel am 17. September persönlich von Amsterdam nach Berlin. Für einen dauerhaft schnellen Zug gibt es aber noch Hindernisse.
Dabei spricht Vieles für eine bessere Bahnverbindung zwischen den beiden Hauptstädten, schon länger steigt die Reisendenzahl auf der über Rheine, Osnabrück, Hannover, Wolfsburg und Stendal führenden Strecke. Binnen zehn Jahren stieg in Niedersachsen die Übernachtungszahl niederländischer Touristen um gut 50 Prozent auf rund eine Million, in Berlin stellten die Niederländer 2017 mit rund 773.000 Übernachtungen die fünftgrößte ausländische Gästegruppe noch vor den Franzosen.
Wunsch: Tägliche Sprinterverbindung
Zwar wollen beide Bahnen die inzwischen betagten IC-Waggons auf der Hollandlinie bis 2023 durch fabrikneue Wagen in ICE-Qualität ersetzen. Keine Einigkeit aber gibt es bislang beim Wegfall etlicher der 14 Zwischenhalte auf der Route. In einem ersten Schritt wünscht der niederländische Bahnchef sich eine tägliche Sprinterverbindung, auch ein Wegfall sämtlicher Zwischenstopps in Holland wird erwogen. Für verzichtbar halten die Holländer auch den Stopp in Stendal, ohne den Schlenker über die Kreisstadt in Sachsen-Anhalt könnte der Zug auf der Schnellfahrstrecke nach Berlin Zeit gewinnen. Die Deutsche Bahn aber verweist auf die Umsteigefunktion von Stendal, nicht alle Reisende wollten schließlich nach Berlin.
Verkürzung der Fahrzeit erst ab 2023
Auch der Grenzstopp in Bad Bentheim ist den Niederländern ein Dorn im Auge. Zwölf moderne Elektroloks, die mit den unterschiedlichen Stromsystemen beider Länder zurechtkommen, wollen sie bestellen und wenn möglich ab Ende 2019 auf der Verbindung einsetzen. Der lästige Lokwechsel könnte dann entfallen - ob in der Grenzstadt künftig überhaupt noch gehalten wird, ist noch nicht entschieden. Wegen der komplexen Technik rechnet man auf deutscher Seite mit einer Verkürzung der Fahrzeit um 20 bis 30 Minuten erst ab 2023. Sechs Stunden und 20 Minuten dauert es per Bahn bislang von Amsterdam nach Berlin. "Geht es in vier Stunden?", will Hollands Bahnchef bei seinem Besuch per Sonderfahrt in Berlin abklopfen. (dpa)